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Teures Fremdgehen. Wer bei einem Konkurrenten seiner Bank Geld abhebt, zahlt dafür bis zu zehn Euro Gebühren. Foto: dpa

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Wirtschaft: Bares kostet

Berlin - Wer künftig an einem fremden Bankautomaten Geld abhebt, soll nicht mehr als fünf Euro dafür bezahlen müssen. Nach massiver Kritik von Verbraucherschützern an überzogenen Gebühren haben sich Banken und Sparkassen im Zentralen Kreditausschuss auf eine freiwillige Obergrenze geeinigt.

Berlin - Wer künftig an einem fremden Bankautomaten Geld abhebt, soll nicht mehr als fünf Euro dafür bezahlen müssen. Nach massiver Kritik von Verbraucherschützern an überzogenen Gebühren haben sich Banken und Sparkassen im Zentralen Kreditausschuss auf eine freiwillige Obergrenze geeinigt. Laut Sitzungsprotokoll vom vergangenen Montag, das dem Tagesspiegel vorliegt, soll die Preisbindung zunächst für 18 Monate gelten. Zudem soll der Kunde künftig, noch bevor er Geld abhebt, auf dem Bildschirm des Automaten sehen können, wie viel ihn der Vorgang kosten würde. Das Papier ist allerdings noch nicht von den Mitgliedern der Verbände von Banken und Sparkassen abgesegnet worden.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) machte den Instituten am Freitag Druck: „Die Gebühren müssen runter“, forderte die Ministerin. Fünf Euro für die Abhebung von Bargeld an einem Geldautomaten könnten „nur die absolute Obergrenze“ sein. „Ich sehe noch Luft nach unten.“

Wie weit die Gebühren noch fallen könnten, darüber streiten Banken und Sparkassen noch. Im Anschluss an das Treffen mit der Verbraucherschutzministerin trat der Bundesverband deutscher Banken an die Öffentlichkeit. Aus Sicht der privaten Institute soll „der Maximalbetrag eher bei zwei als bei fünf Euro liegen“, hieß es in einer Erklärung.

Die Sparkassen fühlten sich getäuscht. „Wir setzen darauf, dass die privaten Banken in ihren Zusagen verlässlich sind“, sagte Bernd Fieseler, Vorstand beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

Ausgelöst worden war die Diskussion über die erhöhten Gebühren durch eine Studie der Frankfurter Finanzberatung FMH. Demnach müssen Verbraucher, die Geld am Automaten eines Konkurrenzinstituts abheben, dafür Gebühren von bis zu zehn Euro zahlen. Im Schnitt fielen jedes Mal Gebühren von 5,64 Euro an.

Die Gebühren werden nicht von dem Institut festgelegt, das das Geld herausgibt, sondern von der Hausbank des Kunden. Sie sind aber abhängig davon, was die Banken untereinander für den Automatenservice verlangen.

Bis 1997 waren die Gebühren für den Kunden noch fest gedeckelt, sie betrugen vier D-Mark. Auf Wunsch von Sparkassen und Volksbanken wurde diese Regelung damals aufgehoben. Die Sparkassen haben fast an jeder Ecke einen Geldautomaten aufgestellt. Das nutzen vor allem die Direktbanken aus, die selbst keine Filialen haben und ihre Kunden mit günstigen Konten und der Möglichkeit locken, an jedem Automaten kostenlos Geld abzuheben. Dieses Geschäft wollten die Sparkassen ihrer Konkurrenz durch höhere Gebühren verleiden.

Weil die privaten Banken den Sparkassen daraufhin auch immer höhere Entgelte abverlangten, stiegen die Preise, die am Ende auch an den Kunden weitergegeben werden. Die tatsächlichen Kosten, die eine Bank hat, wenn sie Geld an Fremdkunden ausgibt, belaufen sich nach Angaben von Verbraucherschützern nur auf rund 60 Cent.

Die Sparkassen sehen das anders. „Das reicht bei weitem nicht“, sagt ein Sprecher des DSGV. Die 60 Cent würden gerade einmal den Anschluss der Sparkassenautomaten an das IT-Netz abdecken. Dann käme noch „eine Fülle von Kosten“ hinzu. So müssten die Institute die Automaten schließlich aufstellen, befüllen, warten oder Miete zahlen, wenn sie nicht in ihren eigenen Filialen stehen. Die private Konkurrenz hätte diese Kosten nicht, weil sie viel weniger Automaten aufstellen würde. „Das ist, als ob ein Reisebüro seinen Kunden schöne Reisen verkauft, aber die Anreise sollen öffentliche Busse kostenlos übernehmen.“

Die Opposition forderte die Verbraucherschutzministerin auf, den Streit der Institute zu beenden und eine gesetzliche Obergrenze von zwei bis drei Euro festzulegen. „Fünf Euro sind viel zu hoch und zudem ist die Einhaltung der Selbstverpflichtung fragwürdig“, sagte Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die hohen Gebühren seien oft auch ein Kampfmittel, um Konkurrenten ohne Automatennetz unattraktiv zu machen.

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