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Wirtschaft: Baubranche leidet unter den

FRANKFURT (MAIN) / DÜSSELDORF ."Wie ernst ist es wirklich um den Holzmann bestellt?

FRANKFURT (MAIN) / DÜSSELDORF ."Wie ernst ist es wirklich um den Holzmann bestellt?" Diese bange Frage vom vergangenen Jahr werden die Aktionäre der Philipp Holzmann AG dem Vorstand auf der Hauptversammlung am Montag erneut stellen.Dem Frankfurter Baukonzern steht ein turbulentes Aktionärstreffen bevor.Aktionärsvereinigungen wollen Auskunft darüber verlangen, wie es zu der dramatischen finanziellen Schieflage bei dem einstigen Branchenprimus kommen konnte und wer dafür verantwortlich ist.Die Aktionärssprecher wollen dem Aufsichtsrat die Entlastung verweigern und durch ein Sondergutachten klären lassen, ob frühere Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats schadensersatzpflichtig sind.Ihrer Ansicht nach ist den Aktionären durch Mißmanagement in den vergangenen zwei Jahren ein Schaden von drei Mrd.DM entstanden.

Die Diskussion um die Misere beim größten deutschen Baukonzern wirft einmal mehr auch ein Schlaglicht auf die insgesamt schwierige Entwicklung der deutschen Bauindustrie.Das Debakel bei Holzmann beleuchtet auf besonders eklatante Weise ein Phänomen, das sich mit dem Stichwort fruchtlose Expansion zusammenfassen läßt und in gewissen Umfange fast alle großen deutschen Baukonzerne betrifft: Ein durchweg starkes Wachstum in den 90er Jahren ging nicht mit entsprechenden Ertragssteigerungen einher.

Mit Ausnahme von Hochtief, dem mit Abstand stabilsten und ertragsstärksten Unternehmen der Branche, verzeichnen alle großen Baukonzerne spätestens seit 1994 wieder rückläufige Renditen und Erträge - auch wenn es dabei nicht überall so steil bergab ging wie beim Frankfurter Branchenführer.Aber immerhin sind in den vergangenen beiden Jahren mit Strabag und Wayss & Freitag noch zwei weitere große Bauunternehmen in eine existenzbedrohende Verlustsituation geraten, die sie letztlich nur mit Hilfe ihrer Großaktionäre überlebten.Und bekanntlich mußte die bisher ertragsstarke Bilfinger + Berger AG vor wenigen Monaten ihre Aktionäre mit einem negativen Betriebsergebnis überraschen.

Mit einem Wachstum von gut 70 Prozent seit 1990 ist Holzmann unter den großen Konzernen nicht einmal am stärksten expandiert (Bilfinger und Hochtief haben ihre Leistung jeweils mehr als verdoppelt).Aber offenbar wurde diese Expansion in Frankfurt eklatant schlecht gemanagt und letztlich mit gewaltigen Fehlengagements im Ausland und im Projektgeschäft erkauft.

Hinzu treten Probleme, unter denen derzeit praktisch alle Unternehmen der Branche leiden, der Margenverfall im Inlandsgeschäft und die Kosten für die unumgängliche Anpassung der Kapazitäten.Es kann vor diesem Hintergrund kaum überraschen, daß nicht nur der Frankfurter Konzern, sondern der gesamte Sektor zu den Stiefkindern an der Börse gehört.Betrachtet man die längerfristige Entwicklung seit 1990, hat die Holzmann AG, die derzeit noch mit knapp 1,5 Mrd.DM bewertet wird, in etwa die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Die künftige Entwicklung der deutschen Baukonzerne wird davon abhängen, inwieweit sie es schaffen, den Strukturwandel zu bewältigen.Die Strategien sind klar: Sie wenden sich vom traditionellen Baugeschäft ab und bieten weltweit als Generalunternehmer oder Systemmanager schlüsselfertige Bauprojekte oder ganze Infrastruktursysteme aus einer Hand an.Der Essener Baukonzern Hochtief AG versteht sich schon heute als Systemanbieter, der ein komplettes Stück Infrastruktur anbietet und dabei die Schnittstellen zwischen Planung, Bauausführung, Betrieb und Finanzierung managt.Beim "Großflughafen Athen" hat Hochtief beispielsweise nicht nur die Verantwortung für Planung, Finanzierung und Bau, sondern auch für den Betrieb

K.JUNGHANNS, S.HOFMANN (HB )

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