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Wirtschaft: Bauen bleibt ein schwieriges Geschäft - leicht steigende Aufträge im Westen, sinkende Zahlen im Osten

Es war eine trügerische Erwartung, die die Baubranche im ersten Halbjahr dieses Jahres auf eine Trendwende hoffen liess. Nur für eine kurze Zeit sah es so aus, als würde die Nachfrage in den alten Bundesländern dauerhaft steigen, dann sank sie wieder.

Es war eine trügerische Erwartung, die die Baubranche im ersten Halbjahr dieses Jahres auf eine Trendwende hoffen liess. Nur für eine kurze Zeit sah es so aus, als würde die Nachfrage in den alten Bundesländern dauerhaft steigen, dann sank sie wieder. Die Freude über die höheren Auftragszahlen beim Wohnungs- und Wirtschaftsbau im Westen wurde außerdem durch die Entwicklung in den neuen Bundesländern getrübt: Zwar gab es in den alten Bundesländern von Januar bis November 1999 2,2 Prozent mehr Aufträge als im Vorjahr. Im Osten gingen die Aufträge im gleichen Zeitraum jedoch um 8,5 Prozent zurück. Eine Entwicklung, die Hoch- und Tiefbauunternehmen gleichermaßen traf. Auch in diesem Jahr wird die Stimmung also verhalten sein, wenn sich die Branche auf der Fachmesse Bautec in Berlin trifft.

Enttäuscht äußerte sich der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie vor allem zu den rückläufigen Auftragszahlen für das letzte Quartal des vergangenen Jahres. "Nach dem ersten Halbjahr sind Unternehmen und Investoren wieder skeptisch geworden", sagt Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Trotzdem erwartet er für das kommenden Jahr leicht steigende Auftragszahlen in einer ähnlichen Größenordnung wie 1999. Auch bei den Investitionen geht man für Westdeutschland von einer leichten Steigerung aus, 1999 hatten sie um 0,2 Prozent zugelegt. Für die neuen Bundesländer rechnet man dagegen mit sinkenden Aufträgen um 8,5 Prozent und einem Investitionsrückgang von 1,7 Prozent.

Stellenabbau geht weiter

Die Zahl der Arbeitsplätze ging im vergangenen Jahr weiter zurück. Vor allem ungelernte Arbeiter wurden entlassen. Facharbeiter hätten dagegen gute Chancen, heisst es beim Hauptverband. Rund 1,1 Millionen Arbeitsplätzen gibt es zur Zeit auf dem Bau, die Arbeitslosenquote im Bauhauptgewerbe liegt mittlerweile bei 31 Prozent. 1995 waren es noch 13 Prozent gewesen. Der Stellenabbau auf dem Bau wird sich voraussichtlich weiter fortsetzen. Verbandspräsident Ignaz Walter erwartet, dass in diesem Jahr nochmal bis zu 40 000 Arbeitsplätze wegfallen werden.

In den alten Bundesländern, so erwartet man beim Verband, werden Rationalisierungsmaßnahmen der Grund für rund 20 000 Entlassungen sein. Die gleiche Zahl wird voraussichtlich im Osten wegfallen. Der Grund liegt im Abbau von Überkapazitäten, die nach der Wiedervereinigung vorschnell aufgebaut wurden. Verbandspräsident Walter geht davon aus, dass die kommenden Tarifrunden im Baugewerbe wesentlichen Einfluss auf den Stellenmarkt haben werde.

Mit ihrer verhaltenen Entwicklung bildet die deutsche Bauwirtschaft das Schlusslicht unter den europäischen Konkurrenten. "Der deutsche Baumarkt bleibt nach wie vor ein Bremsklotz der baukonjunkturellen Belebung in Europa", sagte Hauptgeschäftsführer Knipper im Vorfeld der Baufachmesse. Auf dem europäischen Baumarkt sei nach den Jahren 1995 bis 1998 zum ersten Mal eine Belebung zu verzeichnen. Im laufenden Jahr werde die EU-Bauproduktion voraussichtlich um real 1,4 Prozent steigen nach 2,3 Prozent im vergangenen Jahr. Mit einem Anteil von rund 30 Prozent an der europäischen Bauproduktion ziehe die Stagnation in Deutschland die Wachstumsrate in Europa nach unten.

Chancen in Polen

Vor allem in Mittel- und Osteuropa gewinnt der Konjunkturaufschwung laut Knipper dagegen an Fahrt. Für Polen, die Slowakei, Tschechien und Ungarn würden von 2000 bis 2002 durchschnittliche Wachstumsraten erwartet, die zwischen 5,3 und 8,3 Prozent liegen sollen. Alleine in Polen seien im vergangenen Jahr über 40 Milliarden Mark verbaut worden, so Knipper. "Hier liegt ein gewaltiger Markt direkt vor unserer Tür." Er wies allerdings darauf hin, dass die Chancen der deutschen Unternehmen aufgrund der unterschiedlichen Lohnniveaus nicht in der Bauausführung lägen. Die Deutschen seien in Polen vor allem als Vermittler von technischem Know-How gefragt.

Die "Bautec" ist nach Angaben der Veranstalter die größte deutsche Baufachmesse in diesem Jahr. Trotz der schwachen Konjunktur sei eine Rekordbeteiligung zu verzeichnen, erklärte die Messe Berlin. Auf 140 000 Quadratmetern wird auf dem Messegelände unter dem Funkturm das komplette Sortiment an Baustoffen, Bausystemen und Dienstleistungen für den Alt- und Neubau präsentiert. Die Messe richtet sich in erster Linie an die Fachwelt aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, ist aber auch für Privatleute geöffnet. 1590 Aussteller aus 36 Ländern werden erwartet. 1998 seien es 1451 Aussteller aus 35 Ländern gewesen, hieß es bei der Messe Berlin. 164 000 Besucher informierten sich an den fünf Messetagen, davon fast 85 Prozent Fachbesucher.

Zu den Neuheiten, die in diesem Jahr zu sehen sein werden, zählen vor allem Produkte aus den Bereichen "Energiesparendes Bauen" und "Systembauen". Angekündigt sind unter anderem "intelligente" Fenster mit Selbstreinigungs- und Sicherheitssystem.

Katharina Voss

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