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Wirtschaft: Bauer-Verlag kauft Kirch-Media

Gläubigerausschuss erteilt Konsortium um Hypo-Vereinsbank für zwei Milliarden Euro den Zuschlag

Berlin/München (mot/nad). Der Film und Fernsehkonzern Kirch-Media soll an den Bauer-Verlag und die Hypo-Vereinsbank verkauft werden. Die Gläubiger der insolventen Kirch-Media hätten sich im Grundsatz für das Angebot des Konsortiums entschieden, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems am Donnerstag in München. Das Gebot soll bei zwei Milliarden Euro liegen. Der Axel Springer Verlag zählt nicht mehr zu der Bietergruppe. Die Details sollen in den nächsten Wochen ausgehandelt werden. „Die Entscheidung ist aber grundsätzlich gefallen“, sagte Ziems.

Dem Vernehmen nach soll das Konsortium zwei Milliarden Euro für die Senderfamilie Pro Sieben Sat 1, den Filmrechtehandel und eine umfangreiche Filmbibliothek geboten haben. Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter wollte diese Summe nicht kommentieren. „Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis die Verträge unter Dach und Fach sind“, sagte er dem Tagesspiegel. Nach Ziems Angaben sollen die Verhandlungen bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein.

Springer-Sprecherin Edda Fels sagte dem Tagesspiegel, der Springer Verlag, der noch gut elf Prozent an der Senderfamilie Pro Sieben Sat 1 hält, „sei derzeit nicht in der Lage“ gewesen, ein verbindliches Angebot für Kirch-Media zu unterzeichnen. Man betrachte sich aber weiter als Partner für Bauer und wolle die Fernsehbeteiligung auf eine „strategisch relevante Position“ ausbauen. „Wenn der Preis stimmt“, so Fels. Springer verhandelt zurzeit über eine strategische Beteiligung am Schweizer Ringier-Verlag.

Der Hamburger Heinrich-Bauer-Verlag ist einer der führenden Zeitschriftenverlage Europas. Mit Titeln wie „TV Movie", „Bravo" und „Neue Revue" ist die Verlagsgruppe in Deutschland Marktführer bei Programmzeitschriften, Jugendzeitschriften und im Bereich der Klatschblätter. Verlags-Sprecher Fritzenkötter zufolge würde mit dem Einstieg bei Kirch ein Traum in Erfüllung gehen. „Bauer will sein Unternehmen schon lange auf die beiden Säulen Print und TV stellen.“

Der Kauf der Kirch-Fernsehsender könnte Bauer aber vor rechtliche Probleme stellen: Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) werde den Anteilserwerb auf die „Vermutung vorherrschender Meinungsmacht“ hin zu prüfen haben, sagte KEK-Geschäftsführer Bernd Malzanini der Nachrichtenagentur AFP. Denn laut Rundfunkstaatsvertrag dürften die Sender eines Unternehmens in Deutschland höchstens 25 Prozent der deutschen Fernsehzuschauer erreichen. Diesen Zuschaueranteil hätten aber allein die bisherigen Kirch-Media-Sender Pro Sieben, Sat1, Kabel 1 und der Nachrichtenkanal N24. Da der Bauer-Verlag durch seine Beteiligung an RTL 2 bereits einen Zuschaueranteil von drei bis vier Prozent mitbringe, würden die erlaubten 25 Prozent Malzanini zufolge überschritten.

Die Pläne der Insolvenzverwalter sehen vor, dass der Rechtehandel und die Filmbibliothek als Tochterfirma in die Pro Sieben Sat1 AG integriert werden. Kirch-Media- Sprecher Hartmut Schultz sagte, es sei damit zu rechnen, dass das Filmstudio Columbia Tristar noch zum Käufer-Konsortium dazu stoßen werde.

In Bankenkreisen hieß es, Bauer sei in der Lage, den Kaufpreis für Kirch-Media alleine aufzubringen. „Bauer ist liquide genug.“ Die Hypo-Vereinsbank werde möglicherweise gar keinen Finanzierungsbeitrag leisten, sondern nur den Verkauf abwickeln und eine befristete Beteiligung an Kirch-Media halten.

Auch beim Verkauf der Sportrechte ist ein Ende in Sicht. Der Vertrag mit den neuen Kirch-Sport-Besitzern um Ex-Fußballstar Günter Netzer und den ehemaligen Adidas- Chef Louis-Dreyfus, soll an diesem Donnerstag notariell beurkundet werden.

Das Bauer-Konsortium stach zwei andere Bieter-Bündnisse aus: Zu dem einen zählten die US-Bank Lehman Brothers, die italienische Mediaset von Silvio Berlusconi, die Commerzbank, Rewe sowie der saudische Prinz Al Walid. Die andere Gruppe bestand aus dem französischen Sender TF1 und dem US-Produzenten Haim Saban.

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