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Wirtschaft: Bauern verlieren Lust an Ökostrom Weniger Investitionen in erneuerbare Energien

Berlin - Deutsche Landwirte wollen künftig deutlich weniger in erneuerbare Energien investieren. Laut Umfrage planen Bauern für das kommende halbe Jahr Energieinvestitionen im Volumen von rund 1,9 Milliarden Euro.

Berlin - Deutsche Landwirte wollen künftig deutlich weniger in erneuerbare Energien investieren. Laut Umfrage planen Bauern für das kommende halbe Jahr Energieinvestitionen im Volumen von rund 1,9 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten sie mit 4,2 Milliarden mehr als doppelt so hohe Investitionen in Energieerzeugung geplant. Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar hervor, das Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), am Montag in Berlin vorstellte.

„Unser Eindruck ist, dass die Bauern in Zukunft eher auf die Nahrungsmittelproduktion als auf erneuerbare Energien setzen werden“, sagte Born. Rund 1000 Landwirte wurden befragt und fast 40 Prozent wollen in den kommenden sechs Monaten in Maschinen oder Wirtschaftsgebäude investieren, genauso viel wie im vorhergehenden Quartal. Die Zahl der investitionsbereiten Bauern bleibt also konstant, insgesamt wollen sie aber wesentlich weniger investieren: Von vorher knapp acht Milliarden Euro sinkt der Wert auf gut fünf Milliarden. Die Halbierung bei den erneuerbaren Energien ist dabei besonders auffällig.

Das Geschäft mit der Biomasse als Energieträger war für die Landwirte in den vergangenen Jahren sehr lukrativ. Besonders Fotovoltaik und Biogasanlagen boomten. Die Bauern bestückten die Dächer ihrer Ställe mit Solarzellen und verwerteten Gülle und Mais in Biogasanlagen. Mittlerweile gibt es nach Angaben des DBV fast 7000 solcher Anlagen in Deutschland. Und die Biogasanlagen sind hungrig. Anwohner beklagten die zunehmende „Vermaisung“ rund um die Anlagen, räumt der DBV ein. Die Monokulturen schadeten den Ackerflächen und laugten sie aus. Ein weiteres Problem: Die angebauten Pflanzen landen nicht mehr auf dem Teller oder im Trog, sondern in einer Anlage zur Energiegewinnung. Kritiker befürchten eine Verknappung von Lebensmitteln und steigende Preise durch die Konkurrenz.

Jetzt scheint es, als lasse der Boom nach, das liest zumindest der BDV aus seinen Zahlen. Aber bei der Umweltorganisation BUND mag man noch nicht glauben, dass die Bauern keine Energieerzeuger mehr sein wollen. Es finde lediglich eine Verlagerung hin zu größeren Anlagen statt, die nicht von einzelnen Landwirten, sondern von großen Investorengemeinschaften betrieben werden, sagte Reinhild Benning, Agrarexpertin des BUND. Und diese Investoren seien vom DBV für den Index nicht befragt worden.

Hintergrund ist eine Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die zum Jahreswechsel wirksam wird. „Große Anlagen werden besser gestellt durch die EEG-Novelle“, sagte Benning. Viele Landwirte hätten sich ihre kleinen Anlagen noch schnell in diesem Jahr genehmigen lassen. Sie erwartet eine ganze Welle in den kommenden Monaten – bis die EEG-Novelle greift. Inga Höltmann

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