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Wirtschaft: Baufirmen wollen Lohnsenkung im Osten

Vor den Tarifgesprächen am Donnerstag sind die Fronten verhärtet / IWH sieht Auftragsrückgang BERLIN (chi).Die Drohung "Streik" ist für die Bauwirtschaft noch nicht vom Tisch.

Vor den Tarifgesprächen am Donnerstag sind die Fronten verhärtet / IWH sieht Auftragsrückgang BERLIN (chi).Die Drohung "Streik" ist für die Bauwirtschaft noch nicht vom Tisch.Denn obwohl Arbeitgeber und Gewerkschaften in der vergangenen Woche erstaunlich zügig eine Einigung für die westlichen Tarifgebiete - und Berlin - erzielten, scheinen die Fronten im Osten unmittelbar vor Beginn der dritten und letzten Verhandlungsrunde am Donnerstag verhärtet.Die IG Bau beharrt auf einer vierprozentigen Lohnerhöhung und wirft den Arbeitgebern vor, die Angst der Beschäftigten vor weiterem Stellenabbau "schamlos auszunutzen".Die Arbeitgeber bleiben hart: "Jede - auch nominale - Kostensteigerung ist ausgeschlossen", betont der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel. Ins gleiche Horn blies am Dienstag auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).Die ostdeutsche Bauwirtschaft und ihre noch 380 000 Beschäftigten müssen sich in diesem Jahr auf einen kräftigen Rückschlag einstellen.Die Bauinvestitionen dürften nach Einschätzung des Instituts um 4,5 Prozent zurückgehen, und auch 1999 sei mit keiner Trendwende zu rechnen.Hohe Lohnanhebungen würden die Firmen übermäßig belasten und den Stellenabbau beschleunigen, warnte das Institut. Ohnedies halten sich laut IWH weniger als die Hälfte der Firmen an die Tarifverträge.Ein Viertel der Betriebe hätte Hausverträge ausgehandelt, rund 30 Prozent zahle unter Tarif - mehr oder minder mit Billigung der Beschäftigten.Ohne diese Einschätzung bestätigen zu wollen, sagt auch Bauindustriesprecher Wunschel: "Wir müssen wieder erreichen, daß Tarifverträge das Mindestmaß darstellen".Mit der im vergangenen Jahr für Ostdeutschland vereinbarten "Öffnungsklausel", die den Betrieben die Möglichkeit gab, das Tarifniveau um bis zu 10 Prozent zu unterschreiten, habe sich die Branche "der Realität angenähert".In diesem Jahr fordern die Arbeitgeber eine erweiterte Öffnungsklausel von 15 Prozent.Sollten die Gespräche am Donnerstag scheitern, kommt zunächst der Schlichter zum Zug. Für Berlin, das zum Tarifgebiet West zählt, wurde bei den Tarifverhandlungen in der vergangenen Woche erstmals auch eine Öffnungsklausel von 6 Prozent vereinbart.Diese, betont Wunschel, sei "keine Härtefall-, sondern eine Standortsicherungsklausel".Betriebe, die sie in Anspruch nehmen wollten, müßten deshalb keinen Offenbarungseid leisten.Darüberhinaus wurde eine weitere Differenzierung der Löhne im gesamten Tarifgebiet West beschlossen: Für alle Tätigkeiten außerhalb der Baustelle, wie Fuhrpark oder Lagerhaltung, soll der Bauzuschlag vom Jahr 2001 an entfallen.

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