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Wirtschaft: Baukonzern meldet Insolvenz an

Banken ziehen beim Rettungsplan nicht mit – das Unternehmen erklärt sich für zahlungsunfähig, die Aktie bricht ein

München - Nach wochenlangem Ringen ist die Rettung des drittgrößten deutschen Baukonzerns Walter Bau gescheitert. Wegen Zahlungsunfähigkeit stellte das Unternehmen am Dienstag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Augsburg. Gläubiger gehen davon aus, dass der Konzern zerschlagen wird. Die Gewerkschaft IG Bau kündigte an, für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen. Die Walter Bau-Aktie brach am Dienstag zeitweise um mehr als 63 Prozent auf 0,87 Euro ein.

„Trotz großer Anstrengungen auf Unternehmens- und Finanziererseite ist es nicht gelungen, die Liquidität der Walter Bau-AG sicherzustellen“, teilte Walter Bau am Firmensitz in Augsburg mit. Der Insolvenzantrag betreffe nur die Muttergesellschaft Walter Bau AG, nicht die operativen Tochtergesellschaften. Insolvenzverwalter Werner Schneider sagte, er wolle möglichst viele Teile des Konzerns erhalten. Knapp 4000 Mitarbeiter seien von der Insolvenz direkt betroffen. Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sagte in n-tv, dass er zumindest die Rettung der Subunternehmen und damit von etwa 6000 Arbeitsplätzen für möglich halte. Walter Bau hat insgesamt 9500 Beschäftigte.

Das abrupte Scheitern der Rettungsbemühungen erinnert an die Pleite des Baukonzerns Holzmann, der vor knapp drei Jahren trotz staatlicher Hilfen aufgeben musste, weil die Banken dem Rettungsplan nicht zustimmten.

Nach Angaben von Walter Bau scheiterte die Rettung daran, dass die 27 Hausbanken dem geplanten Restrukturierungskonzept nicht vorbehaltlos zugestimmt haben. Zwar hatten sich alle Banken auf die Verlängerung der Bürgschaften von 1,5 Milliarden Euro geeinigt. Den zweiten wichtigen Schritt – die Überbrückung einer Liquiditätslücke für Walter Bau – wollten einige Banken jedoch nicht mitgehen. „Einige haben so hohe Nachforderungen gestellt, dass es für Walter Bau keinen Ausweg mehr gab“, hieß es in Unternehmenskreisen.

Walter Bau erklärte, aufgrund des erheblichen Zeitverzugs seitens der Banken und verzögernder Auflagen sei die „kurzfristige Bereitstellung der Liquidität nicht mehr möglich gewesen“. Zudem habe die Diskussion in den vergangenen Wochen dem Geschäftsbetrieb massiv geschadet. Das habe vor allem laufende Bauprojekte und die Annahme neuer Aufträge betroffen. Dadurch habe sich die Liquidität weiter verschlechtert. Auf Baustellen hatten zuletzt viele Lieferanten auf Vorkasse bestanden.

Brancheninformationen zufolge haben zuletzt vor allem die ABN Amro-Bank und die Bankgesellschaft Berlin auf eine Bestätigung der Sanierungsfähigkeit durch die Unternehmensberatung Roland Berger gedrängt. „Dabei sind weitere, erhebliche Risiken bei Walter Bau aufgetaucht“, sagte ein Banker dem Tagesspiegel. Es sei „klar geworden, dass sich die Geschäftslage nochmals dramatisch verschlechtert hat“. Nach letztem Stand hätten die Banken Walter Bau etwa 230 Millionen Euro zuschießen müssen, um das operative Geschäft aufrechtzuerhalten. Zuvor war von 170 Millionen Euro die Rede gewesen.

Aus Bankenkreisen verlautete, letztlich habe Unternehmensgründer Ignaz Walter selbst dem Konzern den Todesstoß versetzt. Er sei als Haupteigentümer nicht bereit gewesen, sich weiter finanziell für Walter Bau zu engagieren. Walter hatte am Wochenende den Aufsichtsratsvorsitz niedergelegt. Nach den letzten Planungen hätte Ex-Dresdner-Bank Chef Bernd Fahrholz als Aufsichtsratschef eine Fusion von Walter Bau mit der Strabag-Gruppe und dem Baukonzern Züblin vorbereiten sollen. Die Strabag wollte sich am Dienstag nicht äußern.

Neben Clement erklärte auch der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU), er gehe davon aus, dass Insolvenzverwalter Schneider wesentliche Teile des Konzerns und möglichst viele Arbeitsplätze sichern könne. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) lehnte aber staatliche Hilfen ab. Die IG Bau befürchtet, dass die Walter-Bau-Insolvenz auch viele Zulieferer in den Abgrund ziehen wird.

Nicole Huss

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