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Wirtschaft: Bauwirtschaft spürt leichten Rückenwind

BERLIN (chi).Für die deutsche Bauwirtschaft zeichnet sich - zumindest im Westen - nun doch eine leichte Trendwende ab.

BERLIN (chi).Für die deutsche Bauwirtschaft zeichnet sich - zumindest im Westen - nun doch eine leichte Trendwende ab.Im März verbuchten die westdeutschen Baubetriebe ein Auftragsplus von acht Prozent im Vergleich zu März 1997, den höchsten Zuwachs seit 1994, heißt es in einer Analyse, die der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie am Donnerstag anläßlich des "Tages der Deutschen Bauindustrie" in Berlin veröffentlichte.Alles in allem sei zu erwarten, daß die Bauwirtschaft 1999 nach vier Rezessionsjahren erstmals wieder eine "schwarze Null" schreiben werde, obwohl der Abwärtstrend im Osten der Republik weiter anhalte.Verbandspräsident Ignaz Walter äußerte sich in Berlin aber dennoch alles andere als euphorisch: Den Druck auf die Unternehmen werde dies kaum verringern: "Die Nachfrage bleibt noch immer weit hinter den Kapazitäten zurück", warnte er.

Ein Ende des Stellenabbaus sei daher auch nicht in Sicht.In diesem Jahr werden voraussichtlich noch einmal rund 70 000, im ungünstigen Fall 100 000 Arbeitsplätze wegfallen, im kommenden Jahr weitere 17 000 im Westen und 24 000 im Osten, schätzt der Verband.Gegenwärtig sind deutschlandweit 255 000 Bauarbeiter ohne Beschäftigung, jeder zweite davon in den neuen Bundesländern.In Ostdeutschland sieht die Lage weiterhin ungünstig aus: Hier erwartet der Verband in diesem Jahr einen neuerlichen Rückgang der Nachfrage um 25 Prozent, die Produktion werde sich nach einem Minus von 4,5 Prozent in diesem Jahr 1998 noch einmal um drei Prozent abschwächen.

Er sei "kein Jammerer, sondern ein Realist", sagte Walter gleich zu Beginn der Pressekonferenz.Doch was sich derzeit auf dem Baumarkt abspiele, seien "Katastrophenverhältnisse", die Bauwirtschaft lebe von der Substanz, Aufträge würden vielfach ohne Kostendeckung hereingenommen, um die Kapazitäten auszulasten.Bei der Umsatzrendite bilde die Branche mittlerweile mit dem Verkehrsgewerbe das Schlußlicht, die Betriebe seien schon froh, wenn sie ohne Verlust ausstiegen.Vehement wies Walter den Vorwurf zurück, die Unternehmen hätten die Zeichen der Zeit zulange ignoriert und Innovationen verschlafen."Wer sich als Unternehmer für seine Mitarbeiter verantwortlich fühlt, konnte gar nicht so schnell Kapazitäten abbauen, wie es der Nachfragerückgang geboten hätte", sagte Walter.Daß sich bei den Arbeitslosenzahlen im Westen nun langsam eine Stabilisierung abzeichne, sei lediglich darauf zurückzuführen, daß mittlerweile auch hochqualifizierte Mitarbeiter entlassen werden, die in anderen Branchen wieder Beschäftigung finden.

Laut Walter müssen die Betriebe weitere Kapazitäten abbauen.Die Möglichkeiten zur Automatisierung hätten die Firmen schon weitgehend ausgelotet.Sie müßten aber nun endlich wieder zu einer "seriösen Vollkostenkalkulation" zurückkehren, um langfristig zu überleben.Scharf kritisierte er, daß die IG Bau bei den - nun geschlichteten - Tarifverhandlungen für den ostdeutschen Bau hartnäckig an der Forderung einer Lohnerhöhung festgehalten habe: "Die Gewerkschaft hat damit sichergestellt, daß die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern unweigerlich steigen wird", sagte er.

Profitieren wird die Bauwirtschaft vor allem von der sich abzeichnenden Konjunkturbelebung.Stark zugenommen haben im ersten Quartal auch die Aufträge der öffentlichen Hand mit einem Plus von 6,5 Prozent.Anders als die Verbandsexperten, die ein "Strohfeuer" vor der Wahl nicht ausschließen wollten, zeigte sich Walter zuversichtlich, daß dieser Trend anhalten wird.Denn: "Die Politik wird erkennen, daß wir die Arbeitslosigkeit nur über die Bauwirtschaft in den Griff bekommen."

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