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Wirtschaft: Bayer-Aktionäre finden Schering zu teuer

Konzernchef verteidigt geplante Übernahme

Köln - Die Aktionäre des Bayer-Konzerns haben die geplante Übernahme von Schering zwar grundsätzlich begrüßt, aber den hohen Preis und die fehlende Einbeziehung der Aktionäre kritisiert. „Bayer zahlt zwei Drittel seiner eigenen Börsenkapitalisierung für Schering“, sagte Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Freitag auf der Hauptversammlung in den Kölner Messehallen. „Das ist ein enormer Kaufpreis – ich hoffe, er ist gerechtfertigt.“ Auch Hans Richard Schmitz, der die Deutsche Schutzvereinigung Wertpapierbesitz (DSW) vertritt, sagte, er habe „gezuckt“ angesichts des Preises von 86 Euro je Aktie oder 16,5 Milliarden Euro, den Bayer für Schering zahlen will. Er sagte aber auch: „Das war wohl die letzte Gelegenheit, ein namhaftes Pharmaunternehmen zu akquirieren. Da musste man zugreifen.“

Bayer-Chef Werner Wenning bezeichnete den Kaufpreis dagegen als „sehr angemessen“. Und warb vor den rund 6000 Aktionären – es waren deutlich mehr gekommen als im Vorjahr – um Zustimmung für die größte Übernahme in der 140-jährigen Geschichte des Unternehmens. Noch ist der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern hervorragend aufgestellt: Das vergangene Jahr war nach Angaben Wennings operativ eines der erfolgreichsten der Bayer-Geschichte. Davon werden auch die Aktionäre profitieren, die für 2005 eine Dividende von 0,95 Euro erhalten sollen – 73 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Start ins neue Jahr ist geglückt. Umsatz und Gewinn stiegen jeweils zweistellig, wie das Unternehmen bereits am Vortag bekannt gegeben hatte.

Bayer-Chef Wenning erwartet auch 2006 ein Rekordjahr – vorerst aber nur für das Bayer-Geschäft. Ziele für das dann voraussichtlich zusammengelegte Unternehmen nannte er noch nicht. Der Konzern hofft, dass die Übernahme von Schering 2009 zum ersten Mal „wertschaffend“ sein wird. In welchem Maße beide Unternehmen zu dem angekündigten Abbau von 6000 Stellen beitragen sollen, sagte er nicht. „Dafür gibt es bisher keine konkreten Pläne.“ Es gebe keine Zusage, dass in Deutschland keine Stellen abgebaut würden. Bayer will die Integration von Schering schnell vorantreiben. Die Kosten dafür bezifferte der Pharma-Manager auf je eine Milliarde Euro in den ersten beiden Jahren nach der Transaktion.

Den Vorwurf, dass das Management die Bayer-Aktionäre bei einer Entscheidung dieser Größenordnung hätte einbeziehen müssen, wies er zurück. „Wir hatten nur zehn Tage Zeit, um das Angebot abzugeben. Da wäre gar keine Zeit gewesen für eine außerordentliche Hauptversammlung.“ Die Bayer-Aktie notierte am Freitag nahezu unverändert bei 36,68 Euro, das war ein Minus von 0,38 Prozent zum Vortag.

Maren Peters

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