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Wirtschaft: Bayer macht schon wieder Verlust

Pharmakonzern rechnet auch nach der Abspaltung der Chemiesparte mit Einbußen im Kerngeschäft

Leverkusen (tas). Der Pharma und Chemiekonzern Bayer ist zum dritten Mal seit dem Rückzug des Cholesterinsenkers Lipobay vor zwei Jahren in die Verlustzone gerutscht. Wie Bayer am Dienstag mitteilte, lag der Konzernverlust im dritten Quartal bei 123 Millionen Euro. Im selben Zeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch mehr als 650 Millionen Euro Gewinn gemacht. Auch der Konzernumsatz brach mit 6,8 Milliarden Euro um über acht Prozent ein. Wie Bayer in der vergangenen Woche angekündigt hatte, soll die margenschwache Traditionssparte Chemie mit Teilen des Kunststoffgeschäfts vom Konzern abgespalten und am Kapitalmarkt platziert werden. Die Bayer-Aktie legte im Handelsverlauf um ein Prozent auf 22,25 Euro zu.

Vorstandschef Werner Wenning erklärte am Dienstag, warum Bayer sich zu dem radikalen Umbau gezwungen sieht: Während die Agrarchemie (Crop Science) und der Kunststoffbereich (Polymere) Verluste schrieben und sich die Chemiesparte nahe der Nulllinie bewegte, hielt nur die Gesundheitssparte (Health Care), an der das Pharmageschäft 40 Prozent ausmacht, den Bayer-Verlust in Grenzen. Das operative Ergebnis (Ebit) im Gesundheitsbereich betrug im dritten Quartal 216 Millionen Euro. Die Bilanz offenbart jedoch, dass auch diese Sparte im Verlauf des Jahres mit sinkenden Gewinnen kämpfen muss.

Wenning kündigte eine Überprüfung der Vermögenswerte des Gesamtkonzerns an. Aus möglichen Abschreibungen könnten sich weitere Belastungen des Gewinns ergeben. Ob dem Konzern dadurch insgesamt auch im vierten Quartal rote Zahlen drohen, wollte Wenning nicht sagen. Auch ließ er offen, ob die Dividende bei 90 Cent je Aktie gehalten werden kann. In den ersten neun Monaten 2003 sank der Überschuss um 60 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Für die noch verbleibenden Wochen des Geschäftsjahres zeigte sich der Vorstandsvorsitzende wenig zuversichtlich. Auch wenn sich das Geschäft in den USA stabilisiere, „wird sich die Lage in der nächsten Zeit nicht nachhaltig verbessern“, sagte er. Der Umbau des Konzerns sei notwendig gewesen, weil der in das neue Unternehmen NewCo abgespaltene Chemie- und Kunststoff-Bereich mit einem Umsatzvolumen von 5,6 Milliarden Euro zu kostenintensiv sei, sagte Wenning. „Dies ist aber nicht der Auftakt für weitere Abspaltungen“, versprach der Bayer-Chef. „Wir werden mit den drei jetzt bestehenden Standbeinen in die Zukunft gehen.“ Er sehe die jetzige Strategie nicht als zweite Wahl an, sagte Wenning, der sich aus der Zusammenarbeit mit der Pflanzenschutzsparte neue Impulse in der Wirkstoffforschung und damit zukünftige Verkaufsschlager erhofft. Belastungen kommen aber auch auf das künftige Kerngeschäft Pharma zu. „2004 wird ein schwieriges Jahr“, sagte Wenning. So ist bisher noch unklar, ob das Antibiotikum Cipro in den USA Patentverlängerung für ein halbes Jahr erhält. Offiziell laufen die Exklusivrechte Ende dieses Jahres aus. Nach dem Wegfall des Cipro-Patents spätestens Mitte 2004 müsse sich Bayer auf den „gesamten Druck“ der Generika-Hersteller einstellen, sagte Wenning. Die preisgünstigen Nachahmerprodukte kleinerer Hersteller graben den Pharmakonzernen vor allem in den USA hohe Marktanteile ab. Mit rund 330 Millionen Euro an Einnahmen im dritten Quartal ist Cipro noch der größte Umsatzträger in der Pharmasparte. Um mögliche Einbußen bei Cipro aufzufangen, steckt Bayer viel Geld in die Vermarktung der Potenzpille Levitra. Wegen der hohen Einführungskosten rechnet das Management allerdings erst ab 2005 mit einem positiven Ergebnisbeitrag.

Das Debakel mit dem Blutfettsenker Lipobay hat Bayer bereits mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet. Rund 573,5 Millionen Euro seien im Rahmen von außergerichtlichen Einigungen gezahlt worden, teilte der Konzern mit. Damit wurden 1811 Streitfälle beigelegt. Die Zahl der in den USA anhängigen Klagen stieg ungeachtet der Einigungen aber weiter auf 11459.

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