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BBI: Startbahn für Karrieren

Mehr als nur Anlass für Proteste: Schon vor seiner Eröffnung schafft der Flughafen BBI viele Arbeitsplätze in verschiedenen Branchen.

Der Berlin-Flugverkehr boomt und damit auch die Zahl der Arbeitsplätze in Tegel und Schönefeld. 16,58 Millionen Passagiere wurden von Januar bis September gezählt, gut 900 000 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Eine Million Reisende schafft statistisch 1000 direkte und 1700 indirekte Jobs. Außerdem führt der durch die Rohbauten von Terminal und Tower sichtbar gewordene Flughafen BBI zu Neuansiedlungen und Erweiterungen von Firmen – und somit für weitere Jobs im Umfeld, das als „Airport-Region Berlin-Brandenburg“ von beiden Bundesländern vermarktet wird.

„Gott sei Dank haben wir Air Berlin“, sagt Christian Wiesenhütter, Vize-Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Anders als die Lufthansa, die sich auf Frankfurt und München konzentriert, baut die zweitgrößte deutsche Airline seit dem Frühjahr ein Drehkreuz in Tegel auf, das 2012 zum BBI umzieht. Bereits in diesem Winter kommen Langstrecken nach Dubai, Miami und Mombasa dazu. Für die Stadt sei dies ein doppelter Gewinn, sagt CEO Joachim Hunold. „Zum einen wird der Wirtschaftsstandort Berlin gestärkt und zum anderen wird die Stadt touristisch noch attraktiver.“ 2608 Mitarbeiter beschäftigt Air Berlin in der Stadt, 266 Jobs wurden in diesem Jahr geschaffen. Derzeit sucht man vor allem Mitarbeiter für Verwaltung, IT und Technik. Und wenn im Sommer für die neue New-York-Verbindung ein weiterer Airbus A330 in Tegel stationiert wird, bedeutet das 120 zusätzliche Arbeitsplätze.

Der Boom wirkt sich auch auf den Dienstleister GlobeGround Berlin und seine Schwesterfirma WISAG Airport Service Berlin aus. Die Unternehmen haben in diesem Jahr 300 neue Mitarbeiter eingestellt und suchen weiterhin Kräfte für die Flugzeug- und Passagierabfertigung. Die Planungen für den Umzug zum BBI im Jahr 2012 seien in vollem Gange, sagt Geschäftsführer Bernhard Alvensleben. Er erwartet „auch für unseren Bereich der Bodenverkehrsdienstleistungen ein Wachstumspotenzial, auf das wir uns schon heute vorbereiten“.

Händler spüren ebenfalls den Aufschwung. In Tegel gebe es „aufgrund zahlreicher neuer Flugverbindungen deutlich mehr Kunden“, sagt Michael Klagge, Leiter der Duty-Free-Shops der Firma Gebrüder Heinemann. „Im positiven Sinne haben wir alle Hände voll zu tun.“ So wurden mehr Kassen eingerichtet, und Kunden können Einkäufe telefonisch oder online vorbestellen. Kurzfristig will die Firma fünf bis zehn Mitarbeiter einstellen. Derzeit hat sie in Berlin rund 150 Beschäftigte. Am BBI, wo Heinemann vier Duty-Free-Shops, vier Fachgeschäfte und Boutiquen sowie den Crew-Shop für Flugzeugbesatzungen betreiben wird, soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln.

„Der BBI wird zunehmend seiner Rolle als Wachstumsmotor für die Hauptstadtregion gerecht und kommt richtig in Fahrt“, sagt Rainer Schwarz, Sprecher der Geschäftsführung der Berliner Flughäfen. Jeden Tag entstünden zwei neue Jobs. Mit dem BBI als Single-Flughafen habe Berlin die Chance, zur Basisstation auch für andere Fluggesellschaften zu werden, betont IHK-Mann Wiesenhütter. Diese Airlines würden hier Personal stationieren und Mitarbeiter rekrutieren.

„Es geht jetzt richtig los“, bestätigt Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Brandenburg, die gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Berlin Partner die Initiative Airport Region Berlin-Brandenburg gegründet hat. Dabei stehe man erst am Anfang der Entwicklung, die entlang der Autobahnachse nach Berlin über Adlershof bis zum Regierungsviertel verlaufe. 2009 sind hier 1279 Jobs entstanden und 2010 bereits 700 in Brandenburg; in Berlin dürften es etwa gleich viele sein. Allein die Triebwerkshersteller Rolls-Royce und MTU haben 2010 in Dahlewitz und Ludwigsfelde 190 neue Jobs geschaffen. In Schönefeld baut die niederländische Firma FSC im kommenden Jahr ein Simulatorenzentrum zur Pilotenausbildung mit zunächst 25 Mitarbeitern.

Die als gemeinsame Initiative mit den Berliner Flughäfen gegründete Jobbörse, die Firmen am Flughafen Schönefeld und im direkten Umfeld betreut, hat in diesem Jahr 150 Arbeits- und sieben Ausbildungsstellen vermittelt. Das entspreche einer Verdoppelung gegenüber 2009 und könne sich im Vergleich zu den Flughafenagenturen in Frankfurt und München sehen lassen, sagt Edelgard Woythe von der Agentur für Arbeit Potsdam. Aktuell gesucht werden Luftverkehrskaufleute, Fluggerätemechaniker, „Ramp Agents“, Gepäckverlader, Gastronomiekräfte, Sicherheitskräfte und anderes Bodenpersonal sowie Flugbegleiter und Piloten.

Dazu kommen neue Jobs bei Firmen und Einrichtungen mit Luftfahrtbezug. „Festzustellen ist, dass wir im großräumigen Flughafenumfeld in den letzten Monaten überdurchschnittliche Vermittlungserfolge auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt erzielt haben“, sagt Woythe. „Die Luftfahrt ist hier ein entscheidender Motor.“ Wie groß das Interesse ist, zeigen die Job- und Ausbildungsmessen. So besuchten 1200 Interessenten, von denen manche eigens aus Rostock kamen, den Ausbildungs- und Studientag Luftfahrt im April. Edelgard Woythe erwartet ein „deutliches Ansteigen der Arbeitskräftenachfrage zum Jahreswechsel 2011/2012, also in der heißen Phase vor Eröffnung des BBI“. Insgesamt wird dieser laut einer Studie der Flughafengesellschaft 73 000 Arbeitsstellen schaffen.

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ENTWICKLUNG

Eine aktuelle Arbeitsstättenerhebung der Flughäfen liegt nicht vor. Zum Stichtag der letzten Erfassung, dem 1. Januar 2009, waren insgesamt 17 785 Mitarbeiter bei 307 in Schönefeld und Tegel tätigen Firmen beschäftigt. Das sind 2266 mehr als bei der Vorstudie von 2006. Im Jahr 2000 hatte es erst 12 000 Jobs gegeben.

STELLENANGEBOTE
Gesucht werden zum Beispiel Ingenieure für Schallschutzprogramme, Referenten für die kaufmännische Steuerung, Einkäufer, Revisoren, Verkäufer, Loader, Flugbegleiter, Elektriker, Tischler, Ladenbauer, Installateure (Heizung, Klima, Sanitär), Zimmermädchen und Roomboys, Kundenberater und Ausbilder für zahlreiche Luftfahrtberufe.

INFORMATIONEN
Auf www.berlin-airport.de gibt es ein Stellenportal, das viele Firmen nutzen. Air Berlin informiert auf www.airberlin.com über Jobs. Bewerbungen bei GlobeGround/WISAG sind per E-Mail (frank.barnowski@ waps-ber.de) möglich. Aus- und Weiterbildungen in Luftfahrtberufen bietet die Lufthansa-Tochter Trainico (www.trainico.de) an. du-

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