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Jörg Asmussen.

© dpa

Beamter und Krisenmanager: Jörg Asmussen soll Chefvolkswirt der EZB werden

Der Sozialdemokrat Jörg Asmussen soll den aus Protest zurückgetretenen Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark beerben. Vorgeschlagen hat ihn Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Als Wolfgang Schäuble im Herbst 2009 Finanzminister wurde, bekam er sofort Ärger mit seiner eigenen Partei, der CDU, und mit der FDP. Denn politischer Brauch ist es, bei einem Regierungswechsel Leute aus dem eigenen Lager auf wichtige Staatssekretärsposten zu setzen. Und der Posten des für internationale Finanzbeziehungen zuständigen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium ist – gerade in diesen Krisenzeiten – einer der wichtigsten Jobs in der Bundesregierung. Doch der erfahrene CDU-Politiker Schäuble wollten keinen Unions- Mann auf dem Posten, er wollte einen, der das Geschäft beherrscht, der die Akteure quer über den Globus kennt. Und vor allem einen, dessen Arbeits- und Denkweise krisenerprobt ist. Schäuble entschied sich, den bisherigen Inhaber des Postens, Jörg Asmussen, zu behalten. Obwohl Asmussen Sozialdemokrat ist.

Der Mann, der nun Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB) werden soll, wenn der Zentralbankrat der EZB dem Vorschlag Schäubles folgt, hat trotz seines vergleichsweise geringen Alters (er wurde 1966 in Flensburg geboren) einen Erfahrungsschatz bei der Bewältigung von Finanzkrisen, der wahrscheinlich weltweit seinesgleichen sucht.

Asmussen war bereits Staatssekretär unter Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), als im Sommer 2008 die internationale Finanzmarkt- und Bankenkrise ausbrach. Gemeinsam mit Jens Weidmann, einem Studienkollegen von Asmussen, der es bis dahin zum Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gebracht hatte, oblag es Asmussen daraufhin, sowohl die internationalen Verhandlungen zur Krisenbewältigung und Regulierung der Märkte von deutscher Seite zu steuern, als auch die Gesetze zur Bankenrettung in Deutschland selbst vorzubereiten. Weidmann und Asmussen wurden in dieser Zeit zu den Gesichtern der Krisenbekämpfung.

Die beiden Finanzfachleute, Asmussen und Weidmann, begannen ihre Laufbahn einst als Schüler von Professor Axel Weber, der im Frühjahr entnervt das Handtuch als Bundesbankchef geworfen hatte. Dass er den Posten 2004 überhaupt bekam, verdankt er wahrscheinlich maßgeblich Asmussen, der zu der Zeit schon einflussreicher Beamter im Finanzministerium war. 1996 kam er unter Finanzminister Theo Waigel (CSU) als Referent für internationale Finanz- und Währungspolitik ins Haus. Unter Oskar Lafontaine (SPD) wurde er persönlicher Referent des Staatssekretärs Heiner Flassbeck, nach dessen Rücktritt 1999 stieg er zum Büroleiter von Hans Eichel (SPD) auf.

Asmussen begleitet außer seinem Ruf als kompetenter Finanzfachmann allerdings auch, dass er als Staatssekretär maßgeblich an der Etablierung von Finanzmarkt- und Kreditprodukten in Deutschland beteiligt war, die später zum Auslöser der Finanzmarktkrise wurden. Und: Asmussen saß im Aufsichtsrat der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB, die sich mit Immobiliengeschäften in den USA verspekulierte und später mit Milliardengeldern des Staates gerettet werden musste.

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