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Wirtschaft: Bei Abfindungen wird nicht gespart

41 Prozent der Dax-Firmen lehnen Obergrenzen ab

Berlin - Korruptionsskandale, Managementfehler, schwindendes Vertrauen in die Kapitalmärkte: Ein Kodex für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) scheint notwendiger denn je. Doch wie ist es um die Umsetzung der vor sechs Jahren erarbeiteten Regeln für die Führung und Kontrolle von börsennotierten Unternehmen bestellt? Zumindest bei freiwilligen Obergrenzen für die Abfindungen von Managern sind die deutschen Konzerne noch zögerlich. Nur 59 Prozent der im Börsenindex Dax gelisteten Firmen wollen sich an die entsprechende Anregung einer Regierungskommission halten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag in Berlin vorgelegte Studie.

Dass Zahlungen an vorzeitig ausscheidende Vorstände auf höchstens zwei Jahre begrenzt werden sollen, hatte die Regierungskommission unter Vorsitz von Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme im vergangenen Jahr als zusätzlichen Punkt in ihren Regelkanon aufgenommen. So soll verhindert werden, dass der Aufsichtsrat scheidenden Vorständen unangemessen hohe Abfindungen genehmigt. Für großes Aufsehen hatte etwa die Abfindung von 60 Millionen Mark für den Ex-Mannesmann- Chef Klaus Esser im Jahr 2000 gesorgt.

Der Kodex wird jährlich überarbeitet. Trotz Finanzkrise und Diskussionen über zu hohe Managementgehälter sehen seine Hüter aber keine Veranlassung, die Regeln zu ergänzen oder gar grundlegend zu überholen. „Die Vorschriften sind ausreichend, sie müssen nur entsprechend umgesetzt werden“, sagte Axel von Werder, Leiter des Berlin Center of Corporate Governance, das die Studie im Auftrag der Regierungskommission erarbeitet hat. Der Katalog enthalte eine Reihe von Kriterien, an denen sich die Vergütung von Managern und deren Angemessenheit orientieren sollten. Auch werde darin betont, dass sich variable Vergütungsbestandteile am langfristigen Unternehmenserfolg orientieren sollten, sagte Werder mit Blick auf die Finanzkrise. Die Bindung von Managergehältern an kurzfristige Kriterien gilt als ein Grund für riskante Geschäfte.

Insgesamt sei die Akzeptanz der 80 Empfehlungen und 23 Anregungen im Kodex weiterhin hoch. Dieser habe sich „ohne Zweifel als Inbegriff von Standards guter Unternehmensführung fest etabliert“, fasste Werder das Ergebnis der Befragung von 195 Firmen zusammen. Vor allem die großen Konzerne halten sich an die Empfehlungen und Anregungen: Die Dax-Unternehmen befolgen die Soll-Empfehlungen zu 95,6 Prozent (Vorjahr: 97,3 Prozent). Mehrheitlich nicht befolgt wurde dagegen die Empfehlung, dass Manager einen angemessenen Selbstbehalt für sogenannte D&O-Versicherungen leisten sollen. Damit sichern sich Unternehmen gegen Managementfehler ab.Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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