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Wirtschaft: Bei Airbus geht die Angst um

Bundesweit protestieren Tausende Menschen gegen Jobabbau. Politiker fordern den Erhalt der deutschen Standorte

Berlin - Mehr als 24 000 Beschäftigte des Flugzeugherstellers Airbus sind am Freitag bundesweit gegen einen Jobabbau und drohende Werksschließungen bei dem Unternehmen auf die Straße gegangen. Anlass sind Spekulationen, im Rahmen des milliardenschweren Einsparprogramms „Power 8“ seien in Deutschland Tausende Arbeitsplätze bei dem Konzern und Zulieferbetrieben in Gefahr. Airbus hat in Deutschland sieben Werke und beschäftigt dort rund 23 000 Mitarbeiter sowie etwa 6300 Zeitarbeitskräfte.

Für Unruhe sorgten Gerüchte, bei den Sparmaßnahmen könnte das ausbalancierte Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich ins Wanken geraten. „Die Welt“ hatte von einem internen Papier berichtet, nach dem die Airbus-Führung in Toulouse den deutschen Einfluss bei dem Flugzeugbauer beschneiden wolle. So beabsichtige sie, den Bau des Super-Airbus A 380 ganz nach Frankreich zu holen. Auch solle das geplante Auslieferungszentrum in Hamburg nicht mehr gebaut werden.

In der Hansestadt – dem größten deutschen Airbus-Standort – machten laut IG Metall 12 000 Menschen ihrem Ärger Luft. Der Vorsitzende des Airbus-Gesamtbetriebsrats, Rüdiger Lütjen, appellierte an die Unternehmensführung, „das viel beschworene Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich“ beizubehalten. Airbus sei seit 30 Jahren auch mit deutschen Steuergeldern aufgebaut worden und habe deshalb „eine Verpflichtung diesen gegenüber“. Lütjen drohte, ansonsten mit weiteren Aktionen die Auslieferung von Flugzeugen zu verzögern. Der Sprecher der norddeutschen IG Metall forderte, das Management müsse endlich Klarheit schaffen. „Das Schlimmste sind die andauernden Gerüchte“, sagte Daniel Friedrichs dem Tagesspiegel.

Auch in Bremen, Niedersachsen und Baden-Württemberg protestierten gut zwei Wochen vor der Vorlage von „Power 8“ Tausende Menschen gegen den Sparplan. Nach Lieferproblemen beim A380 will Airbus seine Kosten ab 2010 um jährlich zwei Milliarden Euro senken. Zuletzt hatte der Ko-Chef des Mutterkonzerns EADS, Tom Enders, bei einer Veranstaltung in Berlin nach Angaben von Teilnehmern nicht ausgeschlossen, dass europaweit 10 000 Arbeitsplätze abgebaut werden könnten. Noch sei man aber dabei, Einsparpotenziale zu identifizieren. Entscheidungen seien noch nicht gefallen.

Der EADS-Sprecher Michael Hauger wollte sich am Freitag nicht zu den Spekulationen äußern. Details gebe es in Kürze. Gleichzeitig versicherte er: „Es wird an allen Ecken und Enden gespart, aber nicht an der Zukunft des Unternehmens.“ Im Jahr 2007 investiere EADS bei Airbus 350 Millionen Euro in Forschung und Technologie. Airbus-Sprecher Tore Prang sagte, dass der Konzern bis 2010 fünf Milliarden Euro einsparen müsse. Das Sparprogramm sei daher „absolut notwendig“.

Luftfahrtexperten zeigten sich indes überzeugt, dass an den Gerüchten über Kapazitätsverlagerungen etwas dran ist. Die Konzentration der Airbus-Standorte werde vorankommen und sei sinnvoll. „Die Zeiten, in denen Franzosen und Deutsche jeweils ein Stück eines Flugzeugs bauen durften, sind vorbei“, sagte Heino Hammann, Luftfahrtanalyst bei der NordLB, dieser Zeitung. Denkbar sei etwa, dass der A 350 künftig komplett in Hamburg und der A 380 in Toulouse produziert werde.

Die Politik stellte sich am Freitag hinter die deutschen Beschäftigten. Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) sagte, man werde nicht zulassen, dass die Endfertigung des A 380 in der Hansestadt oder das geplante Auslieferungszentrum in Frage gestellt würden. Im baden-württembergischen Laupheim mahnte Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), ein Stellenabbau dürfe nicht einseitig zu- lasten Deutschlands ausfallen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte in Varel vor 6000 Beschäftigten: „Eine Stärkung Frankreichs, Spaniens oder Englands zulasten Norddeutschlands ist mit uns nicht zu machen.“

Rainer W. During[Henrik Mortsiefer], Juliane Sc

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