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Wirtschaft: Bei der Globalisierung hilft Opel GM auf die Sprünge

Pluspunkte für Rüsselsheim im Konflikt mit DetroitVON ROLF OBERTREIS BUENOS AIRES.Der Streit zwischen der Mutter in Detroit und der Tochter in Rüsselsheim ist längst nicht beigelegt.

Pluspunkte für Rüsselsheim im Konflikt mit DetroitVON ROLF OBERTREIS BUENOS AIRES.Der Streit zwischen der Mutter in Detroit und der Tochter in Rüsselsheim ist längst nicht beigelegt.Am 23.März, wenn der Aufsichtsrat von Opel tagt, soll endlich Klarheit geschaffen werden: Bleibt David Herman Chef des deutschen Ablegers von General Motors (GM) oder können die Oberen in Detroit und GM International Chef Louis Hughes den in Rüsselsheim auch von der Belegschaft geschätzten Herman kippen.Der Amerikaner wird bis Sommer wohl gehen müssen, aber er kann es erhobenen Hauptes tun.Denn ohne Opel stünde GM schlecht da. Außerhalb Nordamerikas hätten die Amerikaner bei ihrer Globalisierungsstrategie mit ihren schweren Sechs- und Acht-Zylinder-Schlitten wenig zu melden.Genauso mit ihren Fabriken, die längst nicht mehr dem modernsten Stand entsprechen.Die Manager und Ingenieure bei Opel in Rüsselsheim zeigen, wie weltweit erfolgreiche Autos aussehen müssen und wie sie kostengünstig gebaut werden.Wenn irgendwo auf der Welt eine Fabrik nach diesen Vorgaben eröffnet wird, scheuen sich die Opelaner nicht, ihren Stolz zu zeigen, auch wenn die Konzernmutter in Detroit die Fabrik bezahlt.So wie unlängst im argentinischen Rosario. 300 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires am Rio Paraná hat GM im Dezember ein nagelneues Werk eröffnet.350 Mill.Dollar hat die Fabrik gekostet, die zwei der erfolgreichen Opel-Konzepte in sich vereinigt.Das Produktionskonzept und das Auto, das dort von den Bändern läuft.Pate für das Werk in Rosario stand das Opel-Werk in Eisenach, das immer noch als modernste und produktivste unter Europas Autoschmieden gilt, obwohl sie schon sechs Jahre alt ist.Nicht ganz zufällig leitet mit Rüdiger Gundacker der Mann das Werk in Rosario, der auch schon in Eisenach an der Spitze stand.Verantwortlich für das Produktionskonzept ist das Internationale Technische Opel-Entwicklungszentrum (ITEZ) in Rüsselsheim, Denkzentrale mit immerhin 8500 Mitarbeitern und für GM längst eine unverzichtbare Größe.Das Werk in Rosario ist ein weiterer Beleg.Fabriken in Polen, Schanghai, Thailand und Brasilien sollen in den nächsten Jahren folgen. Mit dem Corsa wird am Rande der argentinischen Millionenstadt ein Fahrzeug gebaut, das zu den erfolgreichsten GM-Produkten überhaupt gehört.Seit 1982 läuft der Kleinwagen von den Bändern.Nach einer grundlegenden Neukonzeption vor sechs Jahren ist er mittlerweile weltweit ein Dauerbrenner.In zehn Ländern wird der Corsa produziert, bislang in einer Stückzahl von 3,6 Mill.1997 liefen weltweit erstmals mehr als eine Mill.Modelle von den Bändern.Das ist ein Drittel aller Autos, die GM außerhalb Nordamerikas fertigt.In 75 Ländern wird das Erfolgsauto verkauft, in Europa als Opel und Vauxhall, in Australien als Holden, in Japan als Opel Vita und in Lateinamerika als Chevrolet oder Chevy.In zahlreichen Ausführungen: In Rosario etwa werden auch eine Stufenheck-Version und ein Kombi gefertigt, Autos, die es in Europa nicht gibt.Der Corsa ist das beste Beispiel für die Opel-Strategie, auf einer Plattform weltweit je nach den Erfordernissen der regionalen Märkte verschiedene Versionen zu bauen. Drinnen im Werk in Rosario sieht es aus wie in Eisenach: Modernste Technik, Gruppenarbeit, straffes Just-in-Time-Konzept, minimalste Lagerhaltung, saubere Einheitskluft und ein eigenes Motoren- und Preßwerk.Allerdings stehen erheblich mehr und jüngere Mitarbeiter an den Bändern.Der Automatisierungsgrad liegt in Rosario bei nur 42 Prozent, in Eisenach sind es 95 Prozent.880 Beschäftigte sind es derzeit, 1500 sollen es in der Endstufe im Juni sein, 84 000 Corsas werden dann jedes Jahr in Rosario gebaut.30 Prozent für den Markt in Argentinien, 65 Prozent gehen nach Brasilien, der Rest in die übrigen Staaten des Mercosur.Die Krise in Asien, die auch in Südamerika ihre Spuren hinterläßt, hat nicht nur die GM-Manager vorsichtiger werden lassen.Ursprünglich sollte der Automarkt in Argentinien 1998 um zehn Prozent zulegen.Jetzt rechnet man mit Stagnation.In Rosario läßt man es deshalb langsamer angehen.Der für Februar geplante Beginn der zweiten Schicht wird um zwei Monate verschoben. Auch dies dürfte wenig daran ändern, daß das Werk in Rosario für GM und Opel zu einem Erfolg der schon vor Jahren eingeschlagenen Globalisierung werden dürfte.Schließlich hat die Provinzregierung stattliche 120 Mill.Dollar an Subventionen in Form von Steuererleichterungen lockergemacht.Bei umgerechnet acht D-Mark liegen die Lohnkosten in Rosario, 15 DM weniger als in Eisenach.Mit netto 600 Dollar verdienen die Beschäftigten am Rio Paraná nicht gerade übermäßig viel in einem Land, in dem die Preise im Schnitt 20 Prozent höher sind als in Deutschland, ein Liter bleifreies Benzin ein Dollar kostet und der Peso eins zu eins an den Dollar gekoppelt ist.Und für den billigsten Corsa stattliche 12 990 Dollar gezahlt werden müssen.Und nicht zuletzt steht von Rosario ein Markt - in der Freihandelszone Mercosur - mit 220 Millionen Verbrauchern offen, in dem der Motorisierungsgrad immer noch relativ gering ist.

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