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Wirtschaft: Bei EADS zeichnet sich eine Lösung ab

Bundesregierung denkt über Zertifikate-Modell nach/ Konzernchefs bei der Bundeskanzlerin

Berlin - Der von der Bundesregierung geplante Einstieg eines Konsortiums beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS nimmt Konturen an. Hintergrund ist der Wunsch des Autokonzerns Daimler-Chrysler, ein Drittel seines Anteils von 22,5 Prozent zu verkaufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sich am Freitag mit den EADS-Chefs Thomas Enders und Louis Gallois in Berlin traf, möchte einen direkten Einstieg des Staates vermeiden, aber das deutsch-französische Gleichgewicht in dem Unternehmen erhalten. Intern ist von einem Zertifikate-Modell die Rede. Ziel ist es nach Tagesspiegel-Recherchen, eine Reihe von Investoren zur Übernahme von nicht stimmberechtigten Anteilen zu gewinnen, während Daimler-Chrysler die Stimmrechte behält. Auf französischer Seite sind der Staat und die Lagardère-Gruppe mit ebenfalls 22,5 Prozent beteiligt.

Offiziell hieß es am Freitag lediglich, die Bundeskanzlerin sei bereit, „jede wirtschaftlich sinnvolle Lösung mitzutragen, die zur Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sowie der Arbeitsplätze beiträgt“. Man sei bei der Suche nach deutschen Investoren im Rahmen einer privatwirtschaftlichen Lösung bei EADS „auf gutem Wege“. Damit solle ein klares Signal gesetzt werden, dass die Regierung an dem deutsch-französischen Gleichgewicht im Konzern festhalte.

Merkel hat das Thema offenbar zur Chefsache gemacht. „Die Bundeskanzlerin erklärte, sie werde EADS auch persönlich weiterhin im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten nachhaltig unterstützen“, teilte das Bundespresseamt mit. Möglichst vor dem Jahreswechsel sollen die Details stehen, damit der deutsche Einfluss auch bei der Umsetzung der Sparpläne bei Airbus gesichert ist, heißt es aus Regierungskreisen.

Unter dem Titel „Power 8“ werden bei der EADS-Tochter alle Standorte und Projekte auf ihr Einsparpotenzial durchleuchtet. Das kann sich auf das Hamburger Werk mit 12 000 Beschäftigten auswirken. Die Bundesregierung unterstrich am Freitag, dass die Belastungen fair auf die Standorte verteilt werden müssten. Das hätten die EADS-Chefs zugesichert, hieß es. Zudem betonte Merkel, vorzeitige Schuldzuweisungen an einzelne Standorte seien nicht akzeptabel.

Gallois, der zugleich Chef von Airbus ist, hat einen harten Sanierungskurs angekündigt. Institute wie die Deutsche Bank, die Commerzbank und Goldman-Sachs haben Merkel bereits ihr grundsätzliches Interesse an dem Zertifikate-Modell signalisiert. Allerdings ist das Modell auch mit Investoren denkbar, die nicht aus der Finanzbranche stammen. Sollte nicht auf Anhieb ausreichend Interesse herrschen, könnte der Staat über seine staatliche KfW-Bankengruppe übergangsweise einsteigen. Offen sind nach Tagesspiegel-Recherchen zahlreiche Details, etwa ob eine neue Gesellschaft gegründet werden müsste und wo diese – auch aus steuerlicher Sicht – am besten anzusiedeln wäre.

Für die Investoren – von bis zu einem Dutzend ist die Rede – soll der Einstieg ein attraktives Investment sein. Neben den genauen Modalitäten des Angebots dürfte dabei eine Rolle spielen, dass der EADS-Aktienkurs seit Bekanntwerden der Probleme mit dem weltgrößten Passagierflugzeug A 380 um rund ein Fünftel gefallen ist. Die Investoren würden mit ihrem Einstieg also unter anderem auf einen steigenden Kurs setzen. In der deutschen Industrie gab es kein Interesse an der Übernahme des Daimler-Pakets. Siemens winkte ab, weil der Konzern nicht mehr im Rüstungsgeschäft aktiv ist. Auch bei den Zulieferern gab es keinen Wunsch nach einer engeren Bindung an EADS – nicht zuletzt, weil man nicht Aufträge des US-Konkurrenten Boeing gefährden will.

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