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Wirtschaft: Bei Ford stehen die Fließbänder still

BERLIN (hen).Seit Montag können in den Kölner Ford-Werken keine Autos produziert werden.

BERLIN (hen).Seit Montag können in den Kölner Ford-Werken keine Autos produziert werden.Der Grund ist ein Softwareproblem der Firma Kiekert AG in Heiligenhaus, die für die Zulieferung von Schlössern für Türen und Heckklappen zuständig ist.Schon vor einer Woche hatte Kiekert angekündigt, daß die Lieferung aufgrund eines Defekts in der Software eingestellt werden müsse.Ford-Sprecher Wolfgang Sander kritisierte, daß sein Unternehmen keinen Zugang zu den Kiekert-Produktionsanlagen bekommen habe, obwohl Ford an der Entwicklung der Anlage beteiligt war.Der Produktionsstop verursacht bei der Ford AG einen täglichen Verlust von 30 bis 35 Mill.DM.Diese Kosten treffen das Unternehmen umso stärker, da die Ford-Werke durch einen radikalen Sparkurs gerade erst wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt sind.

Aufgrund des Produktionsausfalls am Montag konnten 5000 bis 6000 Arbeitnehmer pro Schicht nicht beschäftigt werden.Zur Zeit werden im Ford-Werk im Kölner Stadtteil Niehl täglich rund 1100 Fiestas, 180 Pumas und 100 Scorpios produziert, die wegen des Lieferstops nicht vom Band rollen können.Dennoch ist Ford-Sprecher Sander guter Hoffnung, "daß die Produktion noch am Dienstag abend wieder anlaufen kann".Die fehlenden Schlösser legten die gesamte Produktion lahm, da die Türen und Heckklappen ohne sie in dem komplexen Ablauf nicht eingebaut werden konnten.Durch den verstärkten Konkurrenzdruck der vergangenen Jahre kam es zu einer Umstellung der Produktion auf das "Just-in-time"-Prinzip.Auf diese Weise können teure Lagerhaltungskosten eingespart werden, da man die Einzelteile erst kurz vor ihrem Einbau liefern läßt.Dadurch ist allerdings auch die Abhängigkeit des Autobauers von seinem Zulieferer gewachsen.

Kiekert ist der einzige Zulieferer für die Ford-Schließsysteme.Nachdem bekannt wurde, daß es zu einem Lieferausfall kommen würde, konnte kein umgehender Ersatz gefunden werden.Die letzte Lieferung erfolgte den Angaben zufolge Mitte letzter Woche.Da Fronleichnam in Nordrhein-Westfalen jedoch ein Feiertag ist und am Freitag die gesamte Belegschaft einen freien Tag bekam, wirkte sich der Lieferstop erst am Montag aus.Nachdem auch am Wochenanfang die Zulieferung ausblieb, hat Ford nun eine einstweilige Verfügung beantragt, um Kiekert zur Fortsetzung der Lieferung zu bewegen.Der Ausfall bei Kiekert machte sich auch am Aktienmarkt bemerkbar.Die Aktien des Autozulieferers gaben um bis zu 15 Prozent auf 94,50 DM nach.Die Kiekert-Papiere zählten damit zu den größten Verlierern des Tages.

Bei Ford vermutet man, daß die Lieferengpässe bei Kiekert strategische Hintergründe haben.Kiekert wolle als alleiniger Zulieferer seine Machtposition demonstrieren und bessere Konditionen für Folgeverträge aushandeln, heißt es.Ford-Sprecher Paul Schinhofen betonte, daß es sich hierbei zwar um Spekulationen handele, doch es sei sehr ungewöhnlich, daß ein Zulieferer mehr als eine Woche brauche, um ein Softwareproblem in den Griff zu bekommen.Sander schloß am Dienstag nicht aus, daß die Ford AG Schadensersatz für den Produktionsausfall fordern wird.

Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Ford-Werke erstmals wieder einen Gewinn eingefahren, nachdem sie 1996 einen Verlust von über einer halben Mrd.DM gemacht hatten.Grund für die Rückkehr in die schwarzen Zahlen waren Sparmaßnahmen in Bereichen wie Personalkosten, Fertigung und Verwaltung.

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