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Wirtschaft: Bei Grundig tritt jetzt der Sanierer an Vorstandschef Kohlhammer

muss gehen

Nürnberg/München (Tsp/dpa). Einen Tag nach der Absage des türkischen Investors Beko muss der bisherige GrundigVorstandschef Hans-Peter Kohlhammer sein Amt abgeben. Dies beschloss der Aufsichtsrat am Dienstag in München. Zum neuen Sprecher des Vorstands wurde der Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer Eberhard Braun bestellt, teilte Grundig in Nürnberg mit. Bis zum Wochenende soll nach Unternehmensangaben entschieden werden, ob der angeschlagene Elektronikhersteller Insolvenz anmeldet.

Der Aufsichtsrat teilte weiter mit, er halte auch nach der Absage der türkischen Beko- Gruppe an dem Ziel fest, einen finanzkräftigen Investor zu finden. „Es bestehen auch aussichtsreiche Kontakte zu weiteren Interessenten“, erklärte Grundig. Mit dem Wechsel an der Vorstandsspitze wolle man den „strategisch veränderten Rahmenbedingungen“ personell Rechnung tragen, hieß es. Kohlhammer werde dem Vorstand weiterhin beratend zur Verfügung stehen.

Grundig-Betriebsratschef Thomas Schwarz sagte nach dem Krisengipfel in München, die Chance, eine Insolvenz abzuwenden, sei „äußerst gering“. Er betonte: „Ich gehe davon aus, dass es demnächst zu einem Insolvenzverfahren kommt.“ Dies könne nur vermieden werden, wenn ein Investor gefunden werde, der „130 Millionen Euro auf den Tisch legt“.

Mit dem Niedergang von Grundig droht die letzte große Marke der deutschen Unterhaltungselektronik zu verschwinden. In einem von ausländischen Großkonzernen dominierten Markt haben aus Deutschland nur noch Nischenanbieter eine Überlebenschance. Nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) hat der Markt ein Umsatzvolumen von rund 9,3 Milliarden Euro, von denen 2,8 Milliarden Euro auf Fernsehgeräte entfallen. Grundig gab seine Marktanteile bei einem Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden Euro zuletzt mit rund zehn Prozent an. Vergleichsweise bescheiden nehmen sich die beiden anderen noch verbliebenen deutschen Hersteller aus: Loewe aus dem oberfränkischen Kronach kam im vergangenen Jahr auf 375 Millionen Euro Umsatz, das Familienunternehmen Metz aus Zirndorf bei Fürth meldete für 2001 einen Umsatz von 121 Millionen Euro. Doch Loewe und Metz haben geschafft, woran Grundig scheiterte: Sie fanden und sicherten ihre Marktnischen.

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