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Wirtschaft: Bei Opel sind schwarze Zahlen in Sicht

Sanierungsprogramm greift schneller als erwartet / Noch 730 Stellen fallen weg / Saab belastet General Motors in Europa

Frankfurt am Main / Berlin - Opel steht nach einer harten Sanierungsphase vor der Rückkehr in die Gewinnzone. Wie das Handelsblatt aus internen Unternehmensplanungen erfuhr, wird die Tochter von General Motors (GM) im laufenden Jahr voraussichtlich eine schwarze Null vorlegen. „Opel steht besser da, als man denkt“, sagte Betriebsratschef Klaus Franz, der auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, dem Tagesspiegel. „Das Restrukturierungsprogramm beginnt zu wirken.“ Ferner seien die aktuellen Modelle erfolgreich. Der Kompaktwagen Astra schreibe eine „Erfolgsstory“ und der neue Minivan Zafira sei „sehr gut eingeschlagen“. Allerdings fiel der Absatz in Deutschland zuletzt wieder.

Ein Unternehmenssprecher wollte sich auf Anfrage nicht zur aktuellen Geschäftslage äußern. Zu den Einzelergebnissen seiner Töchter in Europa nimmt GM seit einiger Zeit nicht mehr Stellung. In den ersten neun Monaten hatte GM Europe noch einen Verlust von 216 Millionen Dollar eingefahren. Bis zum Ende des Jahres dürfte sich der Verlust auf rund 300 Millionen Dollar belaufen, heißt es im Unternehmen. Der Großteil davon dürfte aber auf die schwedische Marke Saab entfallen. Und wenn Opel tatsächlich bereits in diesem Jahr eine schwarze Null erreicht, dann vermutlich ohne Berücksichtigung der Sanierungskosten. Denn für den Abbau von 9000 der 32 000 Opel-Stellen in Deutschland wird eine Milliarde Euro veranschlagt.

Alles in allem ist GM-Europa-Chef Fritz Henderson bei der Sanierung des Europageschäfts schneller vorangekommen als erwartet. Im Frühjahr hatte er für das Geschäftsjahr 2005 noch einen Verlust von rund 500 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Im Konzern wird für das vierte Quartal zwar noch mit Verlusten gerechnet. Dennoch wird der Fehlbetrag zum Jahresende nun um einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag niedriger liegen als ursprünglich befürchtet.

GM-Konzernchef Rick Wagoner kann positive Nachrichten aus Europa dringend gebrauchen. Vor wenigen Tagen erst musste er den Sparkurs auf dem Heimatmarkt verschärfen und die Streichung von 30 000 Stellen in Nordamerika binnen drei Jahren und die Schließung von zwölf Fabriken ankündigen. GM steckt in einer der größten Krisen seiner Geschichte. Allein in diesem Jahr schrieb der weltgrößte Autohersteller bislang einen Verlust von knapp vier Milliarden Dollar. Deswegen werde der Kostendruck auch auf Europa in Zukunft „noch brutaler werden“, sagte ein GM-Manager. Der geplante Stellenabbau bei Opel müsse darum ohne Abstriche umgesetzt werden.

Für eine Entwarnung bei GM in Europa gebe es keinen Anlass, hieß es. Der Betriebsrat des Bochumer Opel-Werks hatte bereits mehrfach vergeblich einen Stopp der geplanten Kürzungen gefordert. „Wir sind noch nicht über den Berg“, gab dagegen der GM-Europa-Vize und ehemalige Opel-Chef Carl-Peter Forster den Beschäftigten noch vor kurzem mit auf den Weg. In Bochum müssen in den kommenden zwei Jahren noch 730 Arbeitsplätze über freiwillige Abfindungsregelungen abgebaut werden. Im Stammwerk Rüsselsheim und am Motorenstandort Kaiserslautern ist das Sanierungsprogramm inklusive Stellenabbau dagegen inzwischen abgeschlossen. Offiziell wollten am Mittwoch weder Opel noch die GM-Europazentrale zum Ergebnis der Rüsselsheimer Stellung nehmen. Auch Betriebsratschef Franz wollte die Geschäftsentwicklung „nicht kommentieren“. Das Jahr sei zwar „noch nicht abgeschlossen, aber Opel steht besser da als erwartet“, sagte Franz.

Hochrangige GM-Manager sehen angesichts der raschen Sanierungserfolge einen Wechsel von Europa-Chef Henderson in die Konzernzentrale in Detroit näher rücken. Dort wird derzeit aufmerksam beobachtet, dass sich der Amerikaner rund anderthalb Jahre nach seinem Amtsantritt in Europa als Sanierer profiliert hat. Seit 1999 hatte GM in Europa Milliardenverluste aufgetürmt. Henderson ordnete daraufhin im vergangenen Jahr ein drastisches Sparprogramm an. Doch einen Termin, wann wieder Gewinne geschrieben werden sollen, nannte der Europachef bislang nicht. Intern geht die GM-Führung jedoch inzwischen davon aus, dass GM bereits im nächsten Jahr in Europa wieder einen dreistelligen Millionengewinn schreiben wird. hz/HB/alf

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