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Wirtschaft: Bei Sket gibt es nicht mehr viel zu holen

Die Millionen-Rückforderung aus Brüssel kann nur noch aus der Konkursmasse befriedigt werdenVON EBERHARD LÖBLICH MAGDEBURG.Während Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Klaus Schucht am Mittwoch in einem Magdeburger Hotel über die "Entwicklung des Maschinenbaus" redete, erreichte den einst größten ostdeutschen Schwermaschinenbauer Sket Magdeburg die nächste Hiobsbotschaft: Die Wettbewerbskommission der EU entschied am Dienstag in Brüssel, daß Sket staatliche Beihilfen in Höhe von 606 Mill.

Die Millionen-Rückforderung aus Brüssel kann nur noch aus der Konkursmasse befriedigt werdenVON EBERHARD LÖBLICH

MAGDEBURG.Während Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Klaus Schucht am Mittwoch in einem Magdeburger Hotel über die "Entwicklung des Maschinenbaus" redete, erreichte den einst größten ostdeutschen Schwermaschinenbauer Sket Magdeburg die nächste Hiobsbotschaft: Die Wettbewerbskommission der EU entschied am Dienstag in Brüssel, daß Sket staatliche Beihilfen in Höhe von 606 Mill.DM zurückzahlen soll.Die Treuhandnachfolgerin Bundesanstalt die vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) hatte an Sket Beihilfen von insgesamt 1,3 Mrd.DM gezahlt. Die Rückforderung wäre das Aus für die Schwermaschinenbaufirma in Magdeburg gewesen, wenn das letzte Licht nicht schon längst erloschen wäre.Das Unternehmen, zu DDR-Zeiten mit 30 000 Beschäftigten republikweit Flaggschiff des Schwermaschinenbaus, befindet sich seit dem 2.Januar in der Gesamtvollstreckung.Die Gelder, die nach Auffassung der EU zu Unrecht in den Jahren 1993 bis 1995 für eine Sanierung des schon damals mehr als angeschlagenen Unternehmens gezahlt wurden, müssen nun aus der Konkursmasse "zusammengeklaubt" werden.Schon vorsorglich hatte die BvS vor Monaten dem Sequestor ihre Forderung aufgemacht - wohl wissend, daß erst in ein oder gar zwei Jahren endgültig geklärt sein wird, was von "Sket alt" noch übriggeblieben ist und in Geld umgemünzt werden kann. Mit der Forderung aus Brüssel ist endgültig klar, daß keines der vielen Sanierungskonzepte für Sket von Erfolg gekrönt war.Als die Firmenvertreter nach der Währungsunion auf Weltreisen gingen, um Aufträge zu ergattern, waren die Märkte längst aufgeteilt.Positive Auftragsmeldungen aus dem Hause Sket und seitens der Landesregierungen waren eigentlich nie ernst zu nehmen, höchstens als kurzes Aufflackern im langen Todeskampf einer traditionsreichen Betriebsstätte zu werten.Nachdem die Investoren Oestmann und Borchert wegen des Verdachts der Veruntreuung von Firmengeldern, aussteigen mußten, übernahm die BvS Anfang vergangenen Jahres wiederum die Geschäfte.1800 Mitarbeiter standen damals noch in Lohn und Brot, ein weiteres Konzept sah den Abbau von 600 weiteren Stellen vor.Doch dramatische Umsatzeinbrüche im Frühjahr und Sommer warfen jede Planung über den Haufen.Im Endeffekt bekundete kein Investor ernsthaftes Interesse, auch wenn zum Ende des Jahres plötzlich iranische Industrielle vor den Toren des Thälmann-Werkes standen.Doch auch sie gingen wieder, und die Versprechen der Höppner-Regierung (Sket bleibt eins) erwiesen sich als Versprecher.Für Sket blieb nur die Gesamtvollstreckung. Trotzdem - es gibt einen neuen Versuch.Fünf Auffanggesellschaften produzieren seit Anfang des Jahres wieder.Und insgesamt 425 Arbeitsplätze sind im Vergleich zwar verschwindend wenig, im Land mit der höchsten Arbeitslosenquote aber nicht zu verachten.Udo Wolff, Sprecher der Sket Management und Vertrieb GmbH, versichert immerhin: "Uns betrifft die Rückzahlforderung nicht.Wir haben logischerweise bei Null angefangen."

EBERHARD LÖBLICH

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