zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bei Volkswagen läuft es nicht rund

Der Autokonzern dementiert Gerüchte über eine schwere Krise – doch die Geschäfte gehen schlecht

Wolfsburg – Die Volkswagen AG hat am Sonntag Gerüchte zurückgewiesen, nach denen das Unternehmen in einer tiefen Krise stecke und voraussichtlich in den nächsten Tagen eine Gewinnwarnung aussprechen müsse. Volkswagen Sprecher Dirk Große-Leege sagte am Sonntag der Deutschen Presseagentur: „Von einer Krise kann keine Rede sein.“ Ohne genauer zu werden, verwies Große-Leege auf die Halbjahresbilanz, die Volkswagen am 23. Juli vorlegen wird.

Seit einigen Wochen wird im Volkswagen-Konzern ein Sparprogramm verhandelt. Damit sollen die Personalkosten in den kommenden sechs Jahren um 30 Prozent gesenkt werden. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen angesichts schleppender Verkaufszahlen angekündigt, bis zum Jahr 2005 weltweit 5000 Arbeitsplätze zu streichen und rund vier Milliarden Euro an Kosten einzusparen.

Anlass für die neuen Krisen-Gerüchte war eine Rede, die Volkswagen-Personalvorstand Peter Hartz am vergangenen Mittwoch auf einer Betriebsversammlung gehalten hat. Darin soll Hartz gesagt haben, dass die inländischen Volkswagen-Werke nur zu 70 Prozent ausgelastet seien, dass damit die Beschäftigung im Inland nicht gesichert werden könne. Das von VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder angekündigte Jahresergebnis von 2,5 Milliarden Euro (vor Sondereinflüssen) werde nicht zu halten sein.

Seit Mai verhandelt Volkswagen mit der IG Metall einen neuen Haustarifvertrag, den Personalvorstand Hartz unter das Motto Beschäftigungssicherung gestellt hat. Bei diesen Verhandlungen erwartet Volkswagen große Zugeständnisse von der Belegschaft, wenn auf der anderen Seite die Arbeitsplätze im Inland gesichert werden sollen. So sollen bis zu 30 Prozent des Lohns an das Betriebsergebnis gekoppelt, Überstunden erst ab der vierzigsten Stunde bezahlt und die Arbeitnehmer an den Kosten für die Weiterbildung und Qualifizierung beteiligt werden. Nach der Sommerpause beginnt außerdem die Entgelttarifrunde für die 176500 Beschäftigten des Unternehmens, für die der niedersächsische IG-Metall-Chef Hartmut Meine bereits eine „ordentliche Prozentforderung“ angekündigt hat.

Dirk Große-Leege sagte zur Lage des Unternehmens, dass zwar auch bei VW die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr um 1,1 Prozent zurückgegangen seien. Doch damit stehe der Konzern immer noch besser da als der Branchendurchschnitt. Insgesamt waren die Pkw-Zulassungen in Deutschland im ersten Halbjahr um 1,3 Prozent zurückgegangen. Vor allem die Mittelklassewagenhersteller leiden unter einer Absatzkrise. Im ersten Quartal war der VW-Gewinn um fast 90 Prozent auf 26 Millionen Euro geschrumpft.

Näheren Aufschluss über die tatsächliche Situation bei Volkswagen werden nun erst die Zahlen geben, die am Freitag kommender Woche vorgelegt werden. Klar ist allerdings, dass Volkswagen vor allem bei seiner Kernmarke VW schwere Probleme hat. Schon im vergangenen Jahr hatte der Konzern einen Verlust nur vermeiden können, weil die VW-Tochter Audi überdurchschnittlich erfolgreich war und weil das Geschäft mit Auto-Finanzierungen gut lief. Volkswagen selbst – zu dem Modelle wie Golf, Passat und das Luxusmodell Phaeton gehören – litt unter dem nur sehr schleppend anlaufenden Verkauf des neuen Golf, der im Spätsommer 2003 eingeführt worden war. Auf dem Binnenmarkt bremste nach Angaben des Unternehmens die Kaufzurückhaltung der Konsumenten, im Ausland machte Volkswagen der starke Euro schwer zu schaffen.

Auch das erste Halbjahr 2004 steht unter schlechten Vorzeichen. Der Golf-Verkauf zog erst an, nachdem das Unternehmen kostenlose Sonderausrüstungen für das Auto anbot. Autoexperten kritisieren, dass der Preis für den neuen Golf zu hoch sei. Die Verbraucher seien nicht mehr bereit, für einen hoch gerüsteten Mittelklassewagen Oberklassenpreise zu bezahlen.Tsp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false