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Wirtschaft: Beim Gehalt Spitze

Deutsche-Bank-Chef Ackermann erhält im Jahr 6,9 Millionen Euro – mehr als alle anderen Manager in Deutschland

Berlin (fo/ro). DeutscheBank-Chef Josef Ackermann kassiert insgesamt 6,9 Millionen Euro Gehalt für das Geschäftsjahr 2002. Mehr verdient kein anderer Spitzenmanager einer börsennotierten Aktiengesellschaft in Deutschland. Vorstände der Dax-30-Unternehmen bekommen nach einer Kienbaum-Untersuchung im Schnitt nur 1,6 Millionen Euro. Ackermann verteidigt sein Spitzengehalt mit den Usancen im weltweiten Finanzgewerbe. Dieser Vergleich hinkt, sagen Experten.

Die Debatte um Vorstandsgehälter wird in diesem Sommer wohl auf den Hauptversammlungen geführt. Massenentlassungen, Sanierungsprogramme, Kurssturz und dann auch noch Dividendenausfall – Stoff genug für unangenehme Fragen der Kleinaktionäre. Bei den meisten Gesellschaften stochern sie allerdings im Nebel: Denn nur eine Hand voll hat bis heute im Detail ihre Vorstandsbezüge offen gelegt. Neben der Deutschen Bank sind dies Altana, Bayer, Schering, Thyssen Krupp und die Deutsche Börse. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat schon angekündigt, auf den Aktionärstreffen Druck zu machen.

Die schlimmsten Zeiten sind schon vorbei. Während des Börsenbooms, sagt Bernd Wieczorek, Geschäftsführender Partner der Managementberatung Egon Zehnder International, „herrschte Selbstbedienung in den Vorstandsetagen“. Zufallsgewinne seien bedenkenlos abkassiert worden. Für Wieczorek war das die Zeit der Exzesse. Inzwischen hätten die Vorstände aber zumeist „ein sinnvolles Maß“ gefunden. Doch viele Versuche, hohe Tantiemen mit internationalen Gepflogenheiten zu begründen, hält Wieczorek für völlig verfehlt. US-Manager übernähmen viel mehr Risiken, würden deshalb auch viel besser bezahlt. Fünfjährige Vertragslaufzeiten wie in Deutschland üblich mit Bezügen auf US-Niveau zu kombinieren, hält er für völlig verfehlt. Man könne sich nicht einfach nur die Vorteile der Systeme herauspicken.

Für Heinz Evers, Gehaltsexperte bei der Unternehmensberatung Kienbaum, haben sich Deutsche Bank und Daimler-Chrysler inzwischen weit vom deutschen Gehaltsniveau entfernt. Die Amerikanisierung der Bezüge sei nicht zu übersehen. So viel wie sein Vorgänger Rolf Breuer hat Ackermann allerdings nicht verdient. Breuer hatte es für 2001 noch auf acht Millionen Euro gebracht. Insgesamt bedachte die Deutsche Bank den vierköpfigen Vorstand und die ausgeschiedenen Kollegen mit Bezügen von 27,2 Millionen Euro. Diese weist die Bank erstmals detailliert in ihrem neuen Geschäftsbericht aus. Für 2001 waren dem damals zwölfköpfigen Vorstand insgesamt insgesamt 56,5 Millionen Euro gezahlt worden – macht 4,3 Millionen Euro pro Kopf ohne Breuer. Ackermann erhielt eine Million als festes Gehalt plus Bar-Bonus von 3,3 Millionen Euro. Dazu kamen noch 49 811 Deutsche Bank-Aktien mit einem Kurswert von 1,97 Millionen Euro und Aktienoptionen mit einem Barwert von knapp 700 000 Euro.

Das ist deutlich mehr als die Durchschnittsbezüge deutscher Vorstände. Laut Kienbaum bekommen Dax-30-Vorstände knapp 1,6 Millionen Euro, M-Dax-Manager 690 000 und Nemax-Vorstände rund 320 000 Euro pro Jahr. Für Evers ist allerdings nicht die absolute Höhe die entscheidende Frage. Das sei wie beim Fußball: „Gute Leistung muss gut bezahlt werden.“ Und wirkliche Leistungsträger seien eben selten. Evers rät Aktionären vielmehr, sich auf die Vergütungssysteme und Transparenz zu konzentrieren. Denn hier, kritisiert der Kienbaum-Berater, hapert es zum Teil noch gewaltig. Die Systeme seien oft viel zu kompliziert und für einen Außenstehenden kaum nachvollziehbar. Und: „Die veröffentlichen zwar ihre Gehälter, ohne aber wirklich Transparenz für den Aktionär zu schaffen.“

Für Zehnder-Berater Wieczorek ist die Höhe des Gehalts eine Frage der Philosophie, jedenfalls solange Bezüge und Leistung im Verhältnis stehen. Breuer fühlte sich im Vergleich zu Kollegen bei Schweizer oder US-Großbanken deutlich unterbezahlt. Fest steht, dass die Deutsche Bank ihren Gewinn vor Steuern im vergangenen Jahr, wie sie bereits Anfang Februar berichtet hat, von 1,8 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro nahezu verdoppelt hat. Ohne Sondereffekte wie vor allem Beteiligungsverkäufe ging der Gewinn allerdings von 2,2 Milliarden Euro auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Ackermann wagt zwar keine Prognose für das laufende Jahr, doch die Aussichten, dass sein Gehalt zumindest auf dem Niveau von 2002 bleibt, stehen gut.

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