zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Beirut brummt

Der Flughafen im Süden von Beirut, mitten im Hisbollah-Viertel. Im Sommer lagen seine Treibstofftanks und Landepisten noch im Bombenhagel.

Der Flughafen im Süden von Beirut, mitten im Hisbollah-Viertel. Im Sommer lagen seine Treibstofftanks und Landepisten noch im Bombenhagel. Jetzt, kurz nach elf Uhr nachts, landet der Jet der Middle Eastern Airlines rumpelfrei. Draußen, hinterm Zoll, schleichen Limousinen, große Geländewagen und antike Mercedes-Taxis in Dreierreihe entlang. Jeder hupt ständig. Stehen bleiben ist verboten, wer zu langsam schleicht, wird von Soldaten in Kampfmontur weitergescheucht: „Yelah, yelah!“ – „Los, los!“

Da ist das runde Gesicht von Abu Hassan hinter einem der Lenkräder! Er hupt und springt aus dem Wagen, küsst uns je dreimal, umarmt uns. Abu Hassan ist Taxiunternehmer. Er wohnt im Südlibanon mit Blick auf Israel. Er hat zwei Söhne mit Führerschein und drei S-Klasse-Mercedes. Abu Hassan hatte meinem Partner Nabil und mir eine Überraschung versprochen am Telefon. Jetzt dreht er sich um und zeigt mit beiden Armen stolz auf sein Auto: „Mein neuer Liebling!“ Es ist ein schwarzer Mercedes S 320, allerhöchstens zwölf Jahre alt. „Wunderschön!“, sage ich, und: „Was ist mit dem alten?“ Abu Hassan ahmt das Geräusch einer Rakete nach, zeichnet ihren Weg mit einem Arm schwungvoll nach und sagt dann: „Bummmm! Kaputt, zerbombt. Wie mein Dorf.“ Sein Gesicht bleibt nur kurz betrübt, dann lacht er wieder breit. „Was soll’s? Vorbei!“

Das Auto ist im Top-Zustand, innen alles Leder und Holz, Abu Hassan trägt ein Seidenhemd über seinem runden Bauch und eine feine Lederjacke. Die Schuhe sind neu. „Abu Hassan, dir scheint es gut zu gehen.“ – „Ich bin ein glücklicher Mann, meine Familie ist gesund“, sagt er. Dann, ein bisschen verschwörerisch: „Im Krieg habe ich 1500 Dollar für die Reise an die syrische Grenze genommen. Manchmal bin ich zweimal am Tag gefahren. Und meine Söhne dazu. Von der Innenstadt an den Flughafen 500 Dollar.“

Wir sind jetzt in der Innenstadt, Stau, volle Bürgersteige und Café-Terrassen, Schlangen vor Nachtclubs, Musik und Hupen überall. „Und jetzt, nach dem Krieg?“ frage ich. „Beirut ist zurück, die Hotels sind ausgebucht“, sagt er. „Ein Saudi-Prinz hat mich eine Woche durchgebucht. Und die Touristen – sie wollen alle in den Süden, den Krieg gucken.“ Er macht eine kleine Pause, dann lacht er wieder breit: „Das kostet 250 Dollar!“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false