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Nichts geht mehr. Die australische Airline Qantas musste aufgrund eines Arbeitskampfes sämtliche Flüge streichen.

© reuters

Beispielloser Flugstopp: Qantas will Konzessionen der Gewerkschaft erzwingen

Qantas fliegt nicht mehr - weil die Fluggesellschaft Streiks ihrer Piloten und Ingenieure nicht mehr hinnehmen will. Jetzt will die Airline Konzessionen der Gewerkschaften erzwingen - zunächst erfolglos.

Mit einem beispiellosen Flugstopp ihrer gesamten Flotte hat die australische Fluggesellschaft Qantas am Wochenende tausende Passagiere ins Chaos gestürzt. Aus Verärgerung über einen anhaltenden Arbeitskampf mit Piloten, Ingenieuren und Bodenpersonal stellte die Airline am Samstag ohne Vorwarnung und mit sofortiger Wirkung den gesamten Flugverkehr ein. In aller Welt, einschließlich Frankfurt, Los Angeles und Bangkok, sowie an allen australischen Flughäfen strandeten verärgerte Passagiere.

„Ich entschuldige mich bei allen Kunden“, sagte Qantas-Chef Alan Joyce. Aber er habe keine andere Wahl gehabt. Die Airline versprach Hotel- und Flugumbuchungen und Wiedergutmachung. Qantas ist mit Abstand die größte australische Fluggesellschaft.

Betroffen waren 108 Maschinen an 22 Flughäfen in aller Welt. Am Wochenende seien 447 Flüge gestrichen worden, mit insgesamt 68 000 Passagieren, teilte die Airline mit. Sie beziffert den Verlust auf 20 Millionen australische Dollar - rund 15 Millionen Euro - täglich.Qantas-Tochterunternehmen wie der Billigflieger Jetstar waren nicht betroffen. Konkurrenten wie Virgin Australia boten Sondertarife für gestrandete Qantas-Passagiere und kündigten Sonderflüge an.

„Wir fliegen erst wieder, wenn die Gewerkschaften ihre Streiks absagen“, sagte Qantas-Chef Alan Joyce. Trotz staatlicher Schlichtungsbemühungen war am Sonntag keine Einigung in Sicht. Die Gewerkschaften boten eine Auszeit für 90 Tage an, doch wollte Qantas das nicht akzeptieren. Nach Angaben von Joyce könnten die Maschinen innerhalb von sechs Stunden wieder startklar sein, wenn die Gewerkschaften einlenken.

„Die Australier wollen, dass dieser Disput beigelegt wird, und ich auch“, sagte Regierungschefin Julia Gillard in Perth. Dort ging das Gipfeltreffen der Commonwealth-Länder zu Ende. 17 Delegationen waren mit Qantas angereist und mussten sich um neue Flüge bemühen.

Der Streit zwischen Qantas und den drei Gewerkschaften zieht sich seit Monaten hin. Die Gewerkschaften wehren sich gegen Pläne der Airline, einen Teil des Geschäfts ins billigere Ausland zu verlegen. Außerdem verlangen sie höhere Löhne. Mit Warnstreiks haben die Mitarbeiter bereits 600 Flüge verhindert und 70 000 Passagiere zu langen Wartezeiten gezwungen.

Der Sprecher der Qantas-Piloten, Richard Woodward, warf seinem Arbeitgeber vor, die Passagiere als Geiseln zu nehmen. „Das ist Erpressung der Regierung und Erpressung des Volkes“, sagte er in einem Rundfunkinterview.

Von Streiks war auch die französische Fluggesellschaft Air France betroffen: Die Airline setzte wegen eines Streiks der Flugbegleiter ein Limit von 100 Passagieren für Mittelstreckenflüge. Reisende müssten Wartezeiten in Kauf nehmen, doch 80 Prozent der Flüge bis zum kommenden Dienstag seien gesichert, gab das Unternehmen bekannt.

Hauptsächlich betroffen waren Urlauber am Pariser Flughafen Orly, die in die Kurzferien zu Allerheiligen starten wollten. Hintergrund der Arbeitsniederlegungen sind Sparpläne der Air-France-Führung. (dpa)

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