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Wirtschaft: BenQ-Betriebsrat hat wenig Hoffnung

Siemens kann nicht alle Mitarbeiter aufnehmen

Berlin - Der Betriebsrat des insolventen Handyherstellers BenQ hat nur wenig Hoffnung, dass die Mitarbeiter des Werkes in Kamp-Lintfort tatsächlich einen neuen Job bei Siemens finden. „Unser Ziel ist es, die Produktion in Kamp-Lintfort zu erhalten“, sagte Betriebsratschef Michael Leucker dem Tagesspiegel. „Ich sehe nur für einen geringen Teil der Mitarbeiter hier eine Chance, bei Siemens wieder einen Job zu finden.“

Siemens hatte die Handyproduktion 2005 an den Konzern BenQ in Taiwan verkauft und jetzt für die Mitarbeiter der insolventen BenQ mobile in Deutschland nach scharfer öffentlicher Kritik einen 35-Millionen-Euro-Hilfsfonds eingerichtet. Siemens will den Betroffenen bei der Weiterbildung und der Suche nach neuen Jobs helfen. Bundesweit hat Siemens mehr als 2000 offene Stellen.

„Der Hilfsfonds ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Leucker. Von der Insolvenz bedroht sind rund 3000 Arbeitsplätze. 1400 Mitarbeiter in der Zentrale in München – meist Verwaltungsangestellte und Ingenieure – haben nach Einschätzung der IG Metall und des Betriebsrats bessere Chancen, im Konzern vielleicht eine neue Stelle zu finden. Das Problem sei, dass die vorhandenen Qualifikationen mit den gesuchten übereinstimmen müssten. Im Werk Kamp-Lintfort am Niederrhein arbeiten rund 700 Mitarbeiter in der Produktion, die Hälfte von ihnen sind angelernte Arbeiter. Darüber hinaus arbeiten noch weitere 1000 Mitarbeiter an dem Standort: Kaufleute, Entwicklungsingenieure und Techniker. „Noch wissen wir nicht, wie es weitergeht“, sagte Leucker. „Aber in der Größenordnung wird Siemens die Leute nicht aufnehmen können.“

Der Insolvenzverwalter hat inzwischen angekündigt, Gespräche mit potenziellen Investoren und den wichtigsten Kunden von BenQ mobile, den Netzbetreibern, führen zu wollen. Sollten die Netzbetreiber BenQ-Siemens-Handys aus den Regalen verbannen, dürfte das Schicksal der insolventen Firma besiegelt sein. So hat etwa T-Mobile nach Informationen aus Branchenkreisen jährlich mehrere Hunderttausend BenQ-Siemens-Geräte geordert. Jetzt hat T-Mobile seine Bestellungen erst einmal gestoppt und will erst geklärt wissen, wie Service und Garantie künftig geregelt werden sollen. Die kleineren Netzbetreiber E-Plus und O2 dagegen halten an ihren Bestellungen fest. Betriebsrat Leucker appellierte an die Solidarität der Handy-Käufer, um möglichst viele Arbeitsplätze hierzulande zu sichern. Auch bei einer Fortführung der Werke sei ein Stellenabbau wohl unvermeidbar. vis

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