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BenQ-Pleite: Regierung kritisiert Siemens

Nach der Pleite des Handy-Herstellers BenQ hat sich die Bundesregierung der Kritik am früheren Eigentümer Siemens angeschlossen. Sie fordert zudem, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.

Hamburg/Berlin - "Ich kann die Wut und die Enttäuschung der Mitarbeiter gut verstehen", sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der "Bild am Sonntag". Er sei enttäuscht von Siemens. Unterdessen telefonierte SPD-Chef Kurt Beck nach eigenen Angaben mit Konzernchef Klaus Kleinfeld. Dabei ging es auch um die Möglichkeit, BenQ-Mitarbeiter zu übernehmen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager machte den Beschäftigten leichte Hoffnungen. Vom taiwanischen BenQ-Mutterhaus ist dagegen wohl keine Hilfe zu erwarten.

Mit Glos schaltete sich nach den Landesregierungen der betroffenen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern erstmals ein Mitglied der Bundesregierung in die Debatte um die BenQ-Pleite ein. "Was Nokia geschafft hat, hätte Siemens auch schaffen müssen. Ich bin von den unternehmerischen Leistungen dort enttäuscht", kritisierte er in der "BamS". Beck sagte auf einer Parteiveranstaltung in Berlin, er habe mit Siemens-Vorstandschef Kleinfeld telefoniert. Geprüft werde, ob Mitarbeiter in Siemens-Firmen übernommen werden können. "Siemens hat für die Mitarbeiter weiterhin Verantwortung", sagte Beck. Er forderte Hilfen für die von Entlassung bedrohten BenQ-Mitarbeiter. Im Insolvenzverfahren müsse versucht werden, "möglichst viele Arbeitsplätze zu retten".

"Musterbeispiel für Raubtier-Kapitalismus"

Siemens hatte seine defizitäre Handysparte erst vor rund einem Jahr an den taiwanischen BenQ-Konzern verkauft. In dem Insolvenzverfahren stehen rund 3000 Arbeitsplätze in der Münchner Zentrale und in den nordrhein-westfälischen Werken Bocholt und Kamp-Lintfort auf dem Spiel. Der saarländiche SPD Chef Heiko Maas nannte die Vorgehensweise von Siemens und BenQ ein "Musterbeispiel für Raubtier-Kapitalismus". Er rief die Verbraucher auf, keine im Ausland produzierten BenQ-Produkte zu kaufen.

Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Martin Prager kann die Produktion womöglich noch bis Jahresende weiterlaufen. Wahrscheinlich werde drei Monate Insolvenzgeld gezahlt - "das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass wir fortführen ist sehr hoch", sagte Prager am Freitagabend den ARD-"Tagesthemen". Er zeigte sich insgesamt optimistisch. Keine Hilfe ist dagegen nach einem Bericht des "Focus" von der Muttergesellschaft BenQ aus Taiwan zu erwarten. Sie lehne Hilfen an oder Übernahmen von deutschen Mitarbeitern ab. BenQ-Finanzchef Eric Ky Yu sagte dem Magazin: "BenQ geht nun an den Insolvenzverwalter. Wir müssen abwarten, was er unternimmt." (tso/AFP)

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