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Wirtschaft: Benzin bleibt teuer

Branche: Raum für Preissenkung gibt es nicht/Ölreserven freigegeben

Berlin - Die deutschen Tankstellen sehen – trotz der drastischen Preiserhöhungen der vergangenen Tage – so gut wie keinen Spielraum für Preissenkungen. „Unsere Margen sind nicht besser geworden“, sagte Reinke Aukamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti), dem Tagesspiegel am Montag. Vor der letzten Erhöhung am Freitag hätten viele Unternehmen im Minusbereich gelegen. „In Deutschland ist der Tankstellenmarkt besonders stark umkämpft“, sagte Aukamp. Das Bundeskartellamt sieht keinen Anlass für Untersuchungen. „Einen Anhaltspunkt für Preisabsprachen gibt es nicht“, sagte eine Behördensprecherin.

Die Preise an den Tankstellen in Deutschland haben vergangene Woche ein Rekordniveau erreicht. Drei Tage hintereinander wurde Sprit deutlich teurer. Im Schnitt kosteten zuletzt Super pro Liter 1,44 Euro und Diesel 1,18 Euro – so viel wie noch nie. Die Unternehmen verwiesen auf stark gestiegene Einkaufspreise in Rotterdam. Insbesondere die Preise für Benzin hatten nach der Hurrikan-Katastrophe in den USA um fast 20 Prozent angezogen. Nach der Entscheidung der Internationalen Energieagentur (IEA), ihren Mitgliedern die Freigabe strategischer Ölreserven zu erlauben, beruhigten sich die Märkte etwas.

Am Montag unterzeichnete Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) eine Verordnung, innerhalb von 30 Tagen maximal 474000 Tonnen Öl- und Ölprodukte auf den Markt zu bringen.

Die mittelständischen Anbieter können Preisveränderungen kaum abfedern. Im Gegensatz zu den großen Ölkonzernen können sie Verluste bei den Tankstellen nicht durch Gewinne aus dem Raffinerie- oder Ölfördergeschäft ausgleichen. Die bisher letzte Untersuchung des Bundeskartellamts zu den Benzinpreisen in Deutschland wurde im Jahr 2000 eingeleitet: wegen zu niedriger Preise.

Was den Tankstellenbetreibern immer stärker zusetzt,ist der so genannte Tanktourismus. Denn in den meisten Nachbarländern ist wegen niedrigerer Steuern der Treibstoff billiger. Aus den Grenzregionen pendeln viele Autofahrer deshalb zum Tanken ins Ausland. „Je höher der Preis steigt, desto stärker wird auf den einzelnen Cent Unterschied geachtet“, sagte Aukamp von Uniti. Er hoffe, dass die nächste Bundesregierung die Pläne von Minister Clement für einen teilweisen Ausgleich der Mineralölsteuer in den Grenzregionen aufnimmt.

Zuletzt hatte der ADAC den deutschen Tankstellenunternehmen vorgeworfen, die Preise über Gebühr erhöht zu haben. Die Preise in anderen europäischen Ländern hätten weniger geschwankt. Branchenexperte Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst (EID) führt das zum Teil auf höhere Gewinnmargen im Ausland zurück. Beim Preisvergleich ohne Steuern gehöre Deutschland zu den günstigsten Ländern. Im August haben nach EID-Erhebungen die Niederländer netto für den Liter Super 52,6 Euro-Cent bezahlen müssen, die Italiener 47,5 Cent und die Deutschen 45,4 Cent. Außerdem sei Italien dafür bekannt, dass sich dort die Preise kaum bewegten, sagte Wiek. Die Entwicklung an den Ölmärkten würde mit großer Verzögerung weitergegeben, nach oben und nach unten. Die deutsche Tochter der italienischen Agip wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern. Ein Sprecher der österreichischen OMV sagte, auch in Österreich hätte die Erhebung betriebswirtschaftlich höher sein müssen. Sie sei aber nicht wegen der hohen Tankstellendichte durchsetzbar gewesen.

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