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Ethanol USA

© AFP

Benzin-Ersatz: Mais-Kraftstoffe kommen US-Bürger teuer zu stehen

US-Präsident Bush will den Öl-Verbrauch seines Landes senken. Dazu soll vor allem der Benzinverbrauch mit dem Einsatz von Bio-Kraftstoffen auf Mais-Basis gesenkt werden. Doch das hat viele negative Auswirkungen.

Wenn Amerikaner an lauen Sommerabenden allerorten ihre so beliebten Barbecues veranstalten, ist in diesem Jahr das Grillvergnügen getrübt: Für Steaks, Hühnchenteile oder Schweinerippchen müssen sie zum Teil deutlich mehr Geld im Supermarkt lassen. Die wichtigste Ursache ist schnell gefunden: Der rasante Anstieg der Preise für Mais, der nicht nur in der Viehzucht zum Einsatz kommt, sondern auch der wichtigste Grundstoff für die Herstellung des Biotreibstoffs Ethanol in den USA ist.

Ausgelöst hatte den Boom US-Präsident George W. Bush, seit er sich zum Ziel setzte, die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von ausländischem Öl mittels alternativer Energien zu verringern. Die gestiegene Nachfrage ließ den Mais-Preis zeitweise auf das Doppelte in die Höhe schießen.

Benzinverbauch soll um 20 Prozent gesenkt werden

Die Treibstoff-Träume des Weißen Hauses sind ehrgeizig. In seiner Rede zur Lage der Nation im Januar setzte der Präsident das Ziel, den Benzinverbrauch des autoverliebten Landes in den nächsten 10 Jahren um 20 Prozent zu reduzieren, den Großteil davon durch Ethanol und andere alternative Treibstoffe. Schon jetzt werden sie Benzin beigemischt, ersetzen derzeit aber gerade 3,5 Prozent des herkömmlichen Sprits. Soll der Anteil auf die angepeilten 15 Prozent steigen, entspräche dies 133 Milliarden Litern.

Kein Wunder, dass vor allem im Mittleren Westen, der Kornkammer der USA, Ethanol-Raffinerien wie Pilze aus dem Boden schießen. Im Mai gab es landesweit 120 Anlagen, 75 weitere waren im Bau. Voriges Jahr wurde bereits ein Fünftel der US-Maisernte für die Herstellung von Ethanol verbraucht, zwei Jahre zuvor waren es gerade 12 Prozent.

Hohe Mais-Nachfrage führt zu vielen Problemen

Auch Weizen und Sojabohnen kosten mehr, weil ihre Anbaufläche zugunsten der gelben Körner nun verringert wird. "Jeder, der etwas vom Maismarkt versteht, weiß, dass es zu Problemen überall dort kommt, wo Mais verwendet wird", sagte der Direktor des Zentrums für Lebensmittel-Vermarktung an der Universität von Connecticut, Ronald Cotterill, der "Washington Post". Nicht nur werden die gelben Körner an Hühner, Schweine, Rinder und Kühe verfüttert, Mais steckt in einer ganzen Reihe von Produkten, wo man ihn zunächst nicht vermutet, wie Keksen oder Limonaden. Der US-Schokoladenhersteller Hershey etwa drehte wegen höherer Kosten für Milch bereits an der Preisschraube, und so auch der amerikanische Frühstücksflocken-Gigant Kellogg's.

Und das Phänomen kletternder Lebensmittelpreise ist beleibe nicht auf die USA beschränkt. Im vergangenen Jahr stiegen weltweit die Kosten um 10 Prozent, vor allem durch teureren Mais, Weizen und Sojabohnen-Öl, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) im Frühjahr schrieb. Neben schlechten Ernten sei auch der Durst nach Ethanol in den USA Ursache. "Vorausschauend wird die steigende Nachfrage nach Biotreibstoffen einen weiteren Preisauftrieb bei Mais und Sojabohnen- Öl nach sich ziehen", so die IWF-Prognose. In Mexiko etwa waren die Folgen dramatisch: Plötzlich kosteten Mais-Tortillas, die entscheidende Nahrungsquelle für 50 Millionen mit geringem Einkommen, das Doppelte. Die Regierung musste mit Preiskontrollen eingreifen.

Energiebilanz von Mais ist negativ

Dabei ist Ethanol auf Maisbasis, wie er in den USA hergestellt wird, weder billig noch sauber, wie das Magazin "Economist" anmerkt. Einigen Studien zufolge sei die aufgewendete Energie bei der Produktion höher als die gewonnene bei seiner Verbrennung. Und die Staatssubventionen liegen nach Berechnungen des Internationalen Instituts für Nachhaltige Entwicklung irgendwo zwischen 5,5 und 7,3 Milliarden US-Dollar (4 bis 5,3 Mrd Euro) pro Jahr.

Besser schneidet laut "Economist" hingegen Ethanol aus Zuckerrohr ab, wie es Brasilien im größten Stil produziert. Doch auf dessen Import erhebt die Regierung in Washington Zölle. "Amerika sollte sich von seiner dummen Politik verabschieden", rät das renommierte Magazin. "Wenn gutes Ethanol nicht mehr mit Zöllen belegt und schlechtes nicht mehr mit Subventionen gestützt wird, würde ersteres gedeihen und letzteres verschwinden. Die Welt wäre grüner und der amerikanische Steuerzahler reicher."

Frank Brandmaier[dpa]

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