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Ein Clou ist der neue Berliner Großflughafen noch nicht - das belastet auch Lufthansa.

© dpa

BER: Lufthansa-Chef Franz und der Berliner Suezkanal

Lufthansa trifft die Nichteröffnung des Berliner Flughafens BER ähnlich hart wie Air Berlin. Dennoch rät Konzernchef Franz zur Gelassenheit - und greift zu historischen Vergleichen.

„So einen Sitzladefaktor wie hier würde ich gern in jedem unserer Flieger erleben – vor allem in der Businessclass“, sagte Christoph Franz am Donnerstagmorgen vor vollem Saal im Berliner Ludwig-Erhard-Haus. Der Lufthansa-Konzernchef sprach auf Einladung der IHK und des Vereins der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) vor rund 400 Gästen zu dem naheliegenden Motto „Turbulenzen in der Luftfahrt“ – und blieb dabei über Strecken so gelassen, wie man es sich von einem Piloten bei einer Notlandung wünschen würde. „Dass es bei derartigen Großprojekten an der einen oder anderen Stelle holpert, kommt schon mal vor“, sagte er – und bezog das auf die aktuelle Anordnung von Luftfahrtbehörden, Boeings 787 „Dreamliner“ die Starterlaubnis zu entziehen. „Die Technologie darin werden wir noch in vielen Anwendungen erleben, zum Beispiel in der Eisenbahnindustrie“, sagte Franz voraus.

Während Lufthansa – anders als Air Berlin – noch keinen Dreamliner bestellt hat, ist der Frankfurter Konzern von der BER-Nichteröffnung ähnlich hart getroffen wie Air Berlin. Doch auch bei dem Thema riet Franz zur Gelassenheit. Er verwies auf den Bau des Suezkanals, des Panamakanals, des Gotthardtunnels und des Eurotunnels unterm Ärmelkanal: Auch dort habe sich der Bau jeweils um Jahre verzögert. „Aber schon wenige Tage nach der Eröffnung war die Wartezeit vergessen“. Beim BER müsse jetzt Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen, forderte Franz. „Der nächste Aufschlag muss sitzen.“ Zur Überbrückung müssten die Eigentümer aber „Geld in die Hand nehmen, um die Funktionalität von Tegel zu gewährleisten“. Der Airport sei für fünf Millionen Fluggäste im Jahr geplant worden, habe im vergangenen Jahr aber 18 Millionen Fluggäste aufnehmen müssen.

Auf die Frage, ob er in Gesprächen im Ausland feststellen könne, dass Deutschlands Industrie wegen der unvollendeten Flughäfen, Bahnhöfe und Konzerthäuser Schaden nehme, sagte Franz: „Nein, das hat keine Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland als Ganzem. Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen.“ Es mache Deutschland womöglich sogar sympathischer, wenn auch hier nicht alles auf Anhieb klappe.

Lufthansa sei jedenfalls gut aufgestellt. „Wenn wirklich alles so bedrohlich ist, sind wir wenigstens nicht die Ersten, die vom Markt verschwinden werden“, hielt er zum Ende fest.Kevin P. Hoffmann

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