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Wirtschaft: Berlin auf dem Weg zur "Global City"

SPD will mit Innovationsschub die Probleme der Zukunft lösen BERLIN (olm).Den künftigen Weg der deutschen Hauptstadt hat Christoph Zöpel, Mitglied des Bundestages, fest im Blickpunkt.

SPD will mit Innovationsschub die Probleme der Zukunft lösen BERLIN (olm).Den künftigen Weg der deutschen Hauptstadt hat Christoph Zöpel, Mitglied des Bundestages, fest im Blickpunkt.Eine "Global City" soll die Metropole werden, und sie bietet alle Voraussetzungen, provinziellen Mief und Mauersyndrom abzulegen.Der aus Bonn herangetragene Optimismus traf auf dem Sonderparteitag der Berliner Sozialdemokraten am Sonnabend in Adlershof auf offene Ohren.Aufbuchstimmung tut not, lautete die Botschaft dieses auf Innovation und Beschäftigung getrimmten Parteigipfels, der sich in der Ausformulierung und Interpretation seiner als "Adlershofer Leitlinien" verkauften Zukunftsvisionen prominenter Hilfe bediente. In vier großen Schüben wird sich Berlin vom europäischen Dorf zu einer international konkurrenzfähigen und geachteten Großstadt häuten, sagte Zöpel.Allen voran marschiert die Politik, die der am Rhein geborenen Republik an der Spree den letzten Schliff geben wird.Als weitere Triebwerke nannte Zöpel die Wissenschaft mit Blickrichtung auf einen globalen Campus, die Europäisierung und den Zuzug großer Konzernvertretungen als zwangsläufige Folge der neuen Strahlkraft der Metropole.Kultur und Medien als notwendige Schmierstoffe zunehmender Attraktivität und reibungsloser Abläufe nach innen kommen - so die Bonner Sicht - dann von ganz allein.Doch das schöne Gebäude hat auch Risse.Mit seiner Warnung, daß die für die nächsten Jahre prognostizierten Wachstumsraten von bestenfalls 2,5 Prozent jeden vorausgesagten Beschäftigungsboom ins Reich der Illusion verweisen, traf Zöpel die von vielen kritischen Untertönen begleitete Stimmungslage seiner Zuhörer.Die für das Image der Stadt so wichtigen Wachstumsschübe - soweit auch der Inhalt der verabschiedeten Leitlinien - werden auf den Arbeitsmarkt nur dann durchschlagen, wenn Wirtschaft und Wissenschaft die gleiche Sprache sprechen und die Politik nun endlich ihre Schulaufgaben erledigt.Nicht fordern, sondern leisten, statt warten - überlegtes Handeln soll die Devise lauten, der die Berliner Finanzsenatorin den blumigen Titel gab: "Erst Köpfchen, dann Knete". Das mit dem Aufbruch in die "Global City" und dem Ruf nach Innovation Neuland betreten wird, registrierten die geladenen Chefs großer Berliner Unternehmen offenbar mit leisem Staunen.So ist für Günter Stock, Vorstandsmitglied der Schering AG, die Notwendigkeit globaler Präsenz seit langem die Voraussetzung für geschäftlichen Erfolg.Gleiches gilt für das innovative Klima des Hauses."Innovationen sind für uns existentiell und gehören nicht ins Reich der Späße", sagte Stock.Die Konkurrenten kommen und gehen, wer in diesem Feld mithalten will, muß die Marktfähigkeit seiner Produkte und Dienstleistung zur obersten Maxime machen.Bis zu 700 Mill.DM kostet die Einführung eines neuen Medikaments.Diese hohen Kosten sind nur auf den Weltmärkten wieder einzuspielen. Auch für Adtranz-Vorstandschef Rolf Eckroth ist Innovation kein Fremdwort.In der Verkehrstechnologie ist Berlin schon heute Stichwortgeber für innovative Erzeugnisse."Den Nachweis unserer Kompetenz erbringen wir nur, wenn unsere Produkte auch im Ausland akzeptiert und verkauft werden", sagte Eckroth.Die auf den verschiedenen Podien des Parteitags immer wieder betonten, längst wirksamen Überlebenskräfte der Berliner Unternehmen standen nicht selten im Widerspruch zur Politik.Wenn etwa Umweltsenator Peter Strieder der Wirtschaft dort Zügel anlegen will, wo sie dazu neigt, Kosten dem Staat zu überlassen, stößt er zwar auf höfliches Verständnis.Dennoch herrscht Konsens bei den Berliner Unternehmern, daß die von der Politik zu schaffenden Rahmenbedingungen ausschließlich dem Ziel zu dienen haben, der Wirtschaft den Rücken freizuhalten.Alles andere, so Alba-Geschäftsführer Eric Schweitzer, regelt der Markt. Und an dieser Stelle blieb der Parteitag der SPD eine Antwort schuldig, die auch von der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer nicht schlüssig zu beantworten war: wie schaffe ich Beschäftigung für 300 000 Arbeitslose in Berlin? Die Forderung der Unternehmer nach Senkung der Löhne will sie nicht akzeptieren.Die daraus entstehenden Jobs, so die Umfragen, ergeben keine soliden Arbeitsverhältnisse und führten zur Lohndrückerei.Bleiben nur die Nachbarländer als Vorbild, in denen Arbeitsteilung und Teilzeitarbeit schon funktionieren.Aber da steht Deutschland - auch nach Meinung Engelen-Kefers - erst am Anfang.

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