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Wirtschaft: Berliner Arbeitsagenturen wollen Dienstleister werden

Neue Organisation bis Ende des Jahres/Arbeitslosigkeit in der Region so hoch wie noch nie seit der Einheit

Berlin (alf). Die zehn Arbeitsagenturen (früher Arbeitsämter) in Berlin und Brandenburg wollen bis zum Jahresende ihre Vermittlungsarbeit deutlich verbessern. Nach Angaben des Geschäftsführers der Regionaldirektion BerlinBrandenburg, Rolf Seutemann, wird Ende des Jahres ein Agenturangestellter 75 Arbeitslose betreuen. Derzeit kommen auf einen Angestellten 350 Arbeitslose, vor zwei Jahren waren es noch 850, sagte Seutemann. Die berlin-brandenburgischen Arbeitsagenturen haben insgesamt rund 8000 Angestellte. Wie Seutemann am Montag erläuterte, beginnt die Umstellung Anfang März mit der Agentur in Eberswalde. In der Heilbronner Agentur, die als bundesweit Erste im vergangenen Herbst umstrukturiert worden war, würden die Beschäftigen inzwischen 60 Prozent der Arbeitszeit der reinen Vermittlung von Arbeitslosen widmen; zuvor habe dieser Anteil nur bei 30 Prozent gelegen, während 70 Prozent der Arbeitszeit für administrative Aufgaben draufging.

Die neue Struktur der Arbeitsagentur hängt zum Teil mit der Umsetzung der so genannten Hartz-Gesetze zusammen. In den Agenturen wird vereinfacht und entbürokratisiert, beispielsweise gibt es nun statt acht nur noch zwei Arten von Lohnkostenzuschüssen. Ferner werden die Arbeitslosen stärker differenziert nach ihren Chancen und entsprechend betreut. Schließlich wird es ein Call-Center geben, um einen Teil der Anfragen telefonisch abwickeln zu können.

Die Bundesagentur für Arbeit hat mit ihren Regionaldirektionen eine Vereinbarung über arbeitsmarktpolitische Ziele getroffen; die Regionaldirektionen wiederum haben sich mit ihren Agenturen auf Zielvereinbarungen geeinigt. Ende des Jahres wird dann überprüft, was wirklich erreicht wurde.

Mehr Arbeitsplätze wird es voraussichtlich nicht geben. Erst bei einem Wachstum von mindestens 1,7 Prozent werden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, in Berlin wird die Wirtschaft in diesem Jahr aber vermutlich nur um 0,5 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr waren in Berlin knapp 307000 Menschen auf Arbeitssuche, so viele wie noch nie seit der Wende, in Brandenburg zählten die Ämter 253000 Arbeitssuchende. Immerhin erwartet Seutemann „eventuell“ mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich und in der Industrie. Positiv sei ferner die „hohe Selbstständigenrate“, so gebe es inzwischen 12000 Ich AGs in Berlin und Brandenburg.

Das arbeitsmarktpolitische Prinzip des „Fördern und Forderns“, mit dem mehr Druck auf die Arbeitslosen ausgeübt wird, zeigte Seutemann zufolge im vergangenen Jahr Wirkung: Gegenüber dem Vorjahr meldeten sich fast 89000 Personen mehr bei den Arbeitsämtern ab, ohne einen neuen Job zu haben. Für arbeitsmarktpolitische Instrumente gaben die Agenturen im vergangenen Jahr in Berlin und Brandenburg 2,25 Milliarden Euro aus, in diesem Jahr werden es 2,065 Milliarden sein. Ohne diese Maßnahmen wie Lohnkostenzuschüsse, ABM und Weiterbildung wären im Jahresdurchschnitt 118000 Personen mehr arbeitslos gewesen.

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