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Nachwuchs gesucht. Auch bei den Friseuren sind zahlreiche Ausbildungsplätze zu besetzen.

© dpa

Berliner Arbeitsmarkt: Viele neue Jobs, aber zu wenig Azubis

Der Berliner Arbeitsmarkt ist mächtig in Bewegung. Nirgendwo in Deutschland entstehen so viele neue Jobs wie hier. Doch besonders im Handwerk mangelt es an Nachwuchs.

Die Chancen für Arbeitssuchende, in Berlin fündig zu werden, sind derzeit so gut wie lange nicht. Weniger als 200 000 Arbeitslose meldete die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag für den Monat Mai – und löste damit bei Politikern und Wirtschaftsverbänden Begeisterung aus. Von einer „historischen Wende“ etwa sprach der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer, Christian Wiesenhütter, angesichts der aktuellen Berliner Arbeitslosenquote von 10,8 Prozent und der zum zweiten Mal in Folge gesunkenen Jugendarbeitslosigkeit. Damit habe die Hauptstadt im Vergleich mit den anderen Bundesländern die „rote Laterne“ wohl dauerhaft abgegeben, sagte Wiesenhütter.

Innerhalb von einem Jahr wurden in der Hauptstadt fast 40000 neue Jobs geschaffen

Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) wiederum lobte in ihrer Stellungnahme zur Statistik besonders das Engagement der Unternehmen, die in den vergangenen Monaten zahlreiche neue Jobs geschaffen hätten. Nach den Zahlen der Bundesagentur waren im März 2015 insgesamt 1,297 Millionen Menschen in Berlin sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 39 500 mehr als im Vorjahresmonat. Mit diesem Zuwachs lag Berlin prozentual vor allen Bundesländern. „Das ist ein weiterer Beleg für die ungebrochen dynamische Entwicklung des Wirtschaftsstandortes“, sagte Yzer. „Die Unternehmen schaffen in hohem Tempo neue Arbeitsplätze. Vor allem die Dienstleistungsbereiche gehören zu den Jobmotoren, aber auch bei Industrie und Bau gibt es mehr Beschäftigte als vor einem Jahr.“ Auch die Aussichten für das laufende Jahr sind aus Sicht der Wirtschaftsverwaltung weiter positiv. „Die Berliner Unternehmen investieren kontinuierlich am Standort und gleichzeitig steigt der Bedarf an Arbeitskräften in der Hauptstadt weiter an. Wir sind optimistisch, dass auch 2015 zahlreiche neue Arbeitsplätze hinzukommen“, sagte Yzer.

Auch die Zukunftsprognosen für die Stadt sind günstig

Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) gehen laut Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck davon aus, dass in diesem Jahr in der Hauptstadt rund 40 000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs entstehen werden. Laut aktueller Prognose der Wirtschafts- und Sozialpartner, der Arbeitsagenturen und des Senats dürften die meisten neuen Stellen dabei im Bereich Erziehung und Unterricht (plus 6300) entstehen. Es folgen der Einzelhandel (plus 4300), Kommunikationsdienstleister (plus 3800), das Gastgewerbe (plus 3200) und das Gesundheitswesen (plus 2000).

Das Berliner Handwerk sucht händeringend Nachwuchs

Dass die Unternehmen für die vielen neuen Jobs allerdings auch genügend Anwärter finden, bleibt zu bezweifeln. Denn in einigen Branchen mangelt es heute schon an Fachkräften – und dieser Trend wird sich laut Experten im Zuge der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Besonders das Berliner Handwerk kann ein Lied davon singen, dass den Betrieben sukzessive der Nachwuchs ausgeht. Das gilt sowohl für Posten an der Unternehmensspitze als auch am anderen Ende der Karriereleiter: bei den Azubis. Viele Firmen wollen junge Kollegen ausbilden, finden aber niemanden, der für den Job geeignet ist. Wie groß das Angebot an Lehrstellen derzeit in der Hauptstadt ist, zeigt ein Blick in die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer: 825 Ausbildungsplätze – von der Änderungsschneiderin über den Gebäudereiniger bis zum Zahntechniker – sind im Moment zu besetzen. In Berlin können potenzielle Azubis unter 100 Ausbildungsberufen wählen; etwa 130 gibt es bundesweit.

Eine Messe soll Bewerber und Unternehmen zusammenbringen

Doch offenbar kann auch diese Vielfalt nicht genügend junge Bewerber in die Unternehmen locken. Die Handwerkskammer will nun mit einer Messe im Sommer Abhilfe schaffen: Auf der „futura artis – Triff deinen Meister“ sollen Berliner Ausbildungsbetriebe direkt mit potenziellen Bewerbern ins Gespräch kommen und im besten Falle gleich einen Ausbildungsvertrag fürs neue Ausbildungsjahr schließen. Das beginnt in der Regel am 1. September, in manchen Fällen auch erst am 1. Oktober. Potenzielle Azubis müssen sich vorab bei der Handwerkskammer telefonisch für die Futura Artis anmelden. Interessierte Jugendliche können unter der Hotline (030) 259 03 555 einen Termin vereinbaren. Sie ist ab sofort werktags von 8 bis 16 Uhr zu erreichen. Darüber hinaus können die Bewerbungsunterlagen auch an futuraartis@ hwk-berlin.de geschickt werden.

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