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Wirtschaft: Berliner Batteriebauer DBM legt nach

Umstrittener Elektroauto-Entwickler sieht sich durch unabhängige Tests bestätigt – Fahrzeug wird auf Hannover Messe ausgestellt

Berlin - Der Berliner Batterieentwickler DBM Energy, dessen 600-Kilometer-Rekordfahrt mit einem Elektroauto für Schlagzeilen gesorgt hatte, sieht sich nach unabhängigen Tests bestätigt. „Die Tests der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) sowie der Dekra sind positiv ausgefallen“, sagte DBM-Chef Mirko Hannemann am Donnerstag dem Tagesspiegel. Die von den Berlinern eingesetzte Lithium-Polymer-Batterie (Kolibri) sei sicher und die während der Rekordfahrt demonstrierte Leistung nun auf dem Prüfstand nach internationalen Standards nachgewiesen worden. „Die jetzt abgeschlossenen Untersuchungen an den Einzelzellen belegen, dass die bei der Demonstrationsfahrt am 26. Oktober 2010 eingesetzte Kolibri-Technologie die erforderlichen Sicherheitsstandards zu Luft, Land und Wasser erfüllt“, sagte Hannemann.

DBM war von der Bundesregierung 2010 mit 250 000 Euro gefördert worden, Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte Hannemann nach einer Langstreckenfahrt von München nach Berlin mit nur einer Batterieladung am Brandenburger Tor empfangen. Weil das Unternehmen anschließend jedoch Informationen über das elektrische Testfahrzeug zurückhielt, hatte die Branche erhebliche Zweifel an der Technologie geäußert. E-Autos etablierter Hersteller, die Lithium-Ionen-Batterien einsetzen, schaffen deutlich geringere Distanzen von maximal 200 Kilometern. Ende 2010 ging das DBM-Testfahrzeug in einer Berliner Lagerhalle in Flammen auf.

Den Prüfergebnissen der BAM und Dekra, die dem Tagesspiegel vorliegen, ist zu entnehmen, dass der DBM-Kolibri- Akku aufwendig untersucht wurde. Dabei wurde die Batterie extremen Klima- und Luftdruckschwankungen, elektrischen Kurzschlüssen, Überladung oder Falschpolung sowie starken mechanischen Einflüssen wie Schwingungen, Stoß und Aufprall ausgesetzt. „Die Kolibri-Zellen haben alle Prüfungen bestanden“, versicherte Hannemann. Der Prüfbericht belege, dass die Batterie nicht undicht wurde, sich nicht auf mehr als 170 Grad Celsius erwärmte, zerlegte oder entzündete und mehr als 90 Prozent der Spannung aushielt. Zusätzlich sei die Brandgefährlichkeit untersucht worden. „Die getesteten Kolibri-Zellen zeichnen sich durch ein hohes Maß an technischer Sicherheit aus“, teilte die BAM mit.

Trotz einer geringeren Batteriekapazität als im Demonstrationsfahrzeug schaffte das neu aufgebaute alltagstaugliche Elektrofahrzeug auf Basis eines Audi A2 auf dem Rollprüfstand der Dekra eine Reichweite von 454,82 Kilometern. „Der dabei ermittelte Wirkungsgrad lag bei 97 Prozent“, sagte Hannemann. Umgelegt auf die bei der Weltrekordfahrt genutzte Batteriekapazität von 98,8 Kilowattstunden, entspreche dies einer Laufleistung von 721 Kilometern.

Zu dem Feuer in der Berliner Lagerhalle, bei der das erste Demonstrationsfahrzeug verbrannte, sagte Hannemann, der Verdacht auf Brandstiftung habe sich erhärtet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauerten aber noch an. „Die Gutachten, die vorliegen, kommen alle zu dem Ergebnis, dass der Brand nicht vom Fahrzeug verursacht worden sein kann, weil es mehrere Brandherde gab“, sagte der DBM-Chef. Nach seinen Angaben hatte DBM rund 750 000 Euro in das erste Versuchsfahrzeug investiert.

Das von BAM und Dekra geprüfte zweite Fahrzeug soll vom 4. bis 8. April auf dem Stand des Bundeswirtschaftsministeriums auf der Hannover Messe ausgestellt werden. Henrik Mortsiefer

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