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Wirtschaft: Berliner Biotech-Firma will bis 2005 an die Börse Jerini wartet auf passenden Finanzrahmen

Berlin Das Berliner Biotechnologie-Unternehmen Jerini will an die Börse gehen. „Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, ist eine Platzierung bis 2005 denkbar“, sagte Wissenschaftsvorstand Jochen Knolle am Freitag in Berlin.

Berlin Das Berliner Biotechnologie-Unternehmen Jerini will an die Börse gehen. „Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, ist eine Platzierung bis 2005 denkbar“, sagte Wissenschaftsvorstand Jochen Knolle am Freitag in Berlin. Jerini strebe einen Börsengang am Frankfurter Markt an, zweite Wahl sei Zürich. Das Unternehmen steht nach Angaben von Knolle derzeit unmittelbar vor dem Abschluss der dritten Finanzierungsrunde im Wert von rund 30 Millionen Euro. Details sollen in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.

Jerini ist in der stagnierenden deutschen Biotech-Branche ein Ausnahmeunternehmen. Während in der Branche die Konsolidierung anhält und viele Unternehmen wegen des schwierigen Finanzierungsumfeldes ums Überleben kämpfen, ist Jerini mit viel versprechenden Produkten auf Wachstumskurs. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin-Mitte ist 1994 als Ausgründung aus der Charité hervorgegangen. Heute beschäftigt es 90 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist ein Spezialist für Wirkstoffe auf Basis von Peptiden, das sind kleinere Eiweißteile. Diese Technologie-Plattform kann Pharmaforschern helfen, die Entwicklungszeiten für Medikamente zu senken.

Erst im Dezember hatte Jerini ein Lizenz- und Kooperationsabkommen mit dem Darmstädter Pharmakonzern Merck bekannt gegeben, das nach Angaben von Jerini im Erfolgsfall einen Wert von „mindestens 50 Millionen Euro“ hat. Die beiden Partner wollen gemeinsam ein Krebsmedikament entwickeln, das bis 2006 auf den Markt kommen soll. Jerini hat noch ein weiteres Medikament zur Behandlung von Leberzirrhose in der klinischen Entwicklung.

In Deutschland gibt es nur wenige Biotech-Unternehmen, die selbst Medikamente entwickeln. Die meisten haben sich davon verabschiedet, weil ihnen das Geld ausgegangen ist. Die Entwicklung einer Arznei vom Labor bis zur Marktreife kostet bis zu 800 Millionen Dollar und dauert viele Jahre. Das können die zumeist kleinen Biotech-Firmen ohne Hilfe eines finanzstarken Partners kaum schaffen. Bislang hat mit der Münchner Medigene nur eine einzige deutsche Biotech-Firma ein Medikament auf den Markt gebracht.

Im Gegensatz zur deutschen Biotech-Branche, die im vergangenen Jahr stagniert hat, befinde sich die Biotechnologie-Region Berlin-Brandenburg auf Wachstumskurs, sagte Kai Bindseil, Chef des Marketingbüros Biotop, am Freitag bei der Vorstellung des Branchenreports 2003/2004. Die Zahl der Neugründungen sei 2003 wieder gestiegen, trotz sieben Insolvenzen. In der Region gibt es ingesamt 165 Unternehmen, die meisten beschäftigen allerdings nicht mehr als zehn Mitarbeiter. Der Zufluss an Risikokapital habe sich 2003 mit 45 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, sagte Bindseil. Für 2004 rechnet er mit 60 Millionen Euro. Der Großteil entfällt auf wenige Firmen: Jerini, Epigenomics, die ebenfalls als Börsenkandidat gehandelt werden, und Atugen. pet

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