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Wirtschaft: Berliner Biotechfirma streicht Stellen

Epigenomics-Belegschaft am Hauptsitz schrumpft um fast ein Drittel / Mitteleinsatz wird konzentriert

Berlin - Das Biotechnologieunternehmen Epigenomics verkleinert seine Belegschaft am Hauptsitz Berlin. Bis zum Ende des ersten Quartals 2007 sollen 34 Beschäftigte das Unternehmen verlassen, teilte die Firma am Donnerstag mit. Dadurch sollen jährlich etwa drei Millionen Euro eingespart werden. Das Geld, das Epigenomics zur Verfügung hat, werde auf die Entwicklung der vielversprechendsten Medikamente konzentriert. „Die Maßnahme ist bitter“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. „Aber wir müssen aufpassen, wie wir unsere Ressourcen einsetzen.“ Man sei jedoch sehr zuversichtlich und erwarte zum Beispiel für Mitte 2008 die Zulassung eines ersten eigenen Produkts.

Biotechnologie ist eine der wichtigsten Zukunftsbranchen, die das Land Berlin für die wirtschaftliche Entwicklung identifiziert hat. Die Hauptstadt ist in Deutschland neben München der größte Standort für die Branche.

Epigenomics arbeitet vor allem an Bluttests, durch die die Prognose von Krebs und anderen Erkrankungen ermöglicht wird. Dabei kooperiert das Unternehmen, das seit Juli 2004 an der Börse notiert ist, zum einen mit dem Pharmakonzern Roche über dessen Tochter Roche Diagnostics. Der Schwerpunkt liegt bei der Früherkennung von Darmkrebs. Neue Daten aus einer klinischen Studie würden wie geplant im Dezember erwartet, hieß es nun. Auch bei der Früherkennung von Prostata- und Brustkrebs wird mit Roche zusammengearbeitet. Weitere Kooperationen gibt es mit den Unternehmen Qiagen und Affymetrix.

Zum anderen werden aber auch Produkte in Eigenregie entwickelt. Wie die meisten Biotech-Unternehmen muss Epigenomics noch viel Geld investieren, bevor die Medikamente auf den Markt kommen und Einnahmen bringen. Deshalb ist die Bilanz auch weiterhin rot. Große Aktionäre bei Epigenomics sind Wagniskapitalgeber wie 3i oder DVCG.

Nach der aktuellen Streichrunde werden in Berlin noch 78 Menschen für Epigenomics arbeiten. Nicht betroffen ist der Standort Seattle in den USA mit 40 Beschäftigten. Dort werden die Partnerprojekte mit Roche durchgeführt. Dass nur in Berlin Einschnitte vorgenommen werden, sei aber nicht der Anfang einer Verlagerung in die USA, sagte ein Epigenomics-Sprecher. „Wir wandern nicht aus. Wir sind ein Berliner Unternehmen.“ So bilde man hier zu Lande auch weiterhin aus. Man habe sich aber entschlossen, die Grundlagenforschung und die Technologieentwicklung, die beide nicht entscheidend für die aussichtsreichsten Medikamente sind, einzuschränken. Epigenomics habe in der Branche erfahrene Berater beauftragt, die betroffenen Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Stelle zu unterstützen.

Epigenomics-Geschäftsführer Christian Piepenbrock betonte in einer Mitteilung: „Wir planen, sämtliche Entwicklungsprogramme im fortgeschrittenen Stadium weiter voranzutreiben. Dies gilt für Programme mit Partnern ebenso wie für unsere eigenen.“

Der Unternehmenssprecher ergänzte, dass Epigenomics genügend Mittel habe, die in der Entwicklung befindlichen Medikamente auch bis zur Marktreife zu führen. Die Vermarktung selber stehe dann allerdings auf einem anderen Blatt. Deren Finanzierung könne über mehrere Wege erfolgen – zum Beispiel über einen Vorschuss der Firma, die die Vermarktungsrechte für eine bestimmte Region erhält, oder auch über eine Kapitalerhöhung. „Noch ist nichts entschieden“, sagte der Sprecher. Die Frage werde im kommenden Jahr diskutiert.

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