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Wirtschaft: Berliner Firma Biotronik entlässt 250 Mitarbeiter Medizintechnik-Unternehmen leidet unter Kostendruck

Berlin (pet). Das Berliner Medizintechnikunternehmen Biotronik steckt in einer tiefen Krise.

Berlin (pet). Das Berliner Medizintechnikunternehmen Biotronik steckt in einer tiefen Krise. In den nächsten Monaten sollen nach Angaben von Finanzchef Christoph Böhmer rund 250 der weltweit rund 2700 Mitarbeiter entlassen werden. Auch der Standort BerlinNeukölln sei betroffen, sagte Böhmer dieser Zeitung auf Anfrage, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Nach unbestätigten Angaben aus Unternehmenskreisen müssen zwischen 110 und 130 der rund 1000 Berliner Mitarbeiter gehen.

„Das ist eine ganz normale Anpassung an die Marktbedingungen", sagte Finanzchef Böhmer zu der Entlassungswelle. Er begründete den Schritt mit wachsendem Kostendruck auf die Hersteller und einem verschärften Preiskampf in der Medizintechnikbranche. Biotronik ist weltweit einer der größten Hersteller von Herzschrittmachern und gehört zu den 50 größten Arbeitgebern in Berlin. Das Unternehmen war 1963 von dem Physiker Max Schaldach gegründet worden, der vor gut zwei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Seitdem wird das Medizintechnik-Unternehmen von seinem Sohn Max Schaldach jr. geführt. Über Umsatz und Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben.

Die Krise hat sich Unternehmenskreisen zufolge bereits seit Mitte Juni angedeutet. Damals verließ Biotronik-Finanzchef Klaus Troschel von einem Tag auf den anderen das Unternehmen – nach Angaben von Biotronik in „beiderseitigem Einvernehmen“. Nach unbestätigten Angaben aus Kreisen hatte der Finanzchef selbstgesteckte Unternehmensziele nicht erreicht. Bereits in der zweiten Junihälfte hätten diesen Angaben zufolge rund 60 Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten. Troschels Nachfolger wurde am 11. Juni Christoph Böhmer.

Die Medizintechnikbranche ist aufgrund der älter und kränker werdenden Bevölkerung eine Wachstumsbranche. Weltweit steigt der Umsatz jährlich um rund sieben Prozent, in Deutschland liegt das Wachstum knapp darunter. Allerdings ist vor allem in Deutschland der Druck auf die Preise als Folge der Kostensenkungsbemühungen im Gesundheitswesen erheblich gewachsen. „Immer mehr Krankenhäuser schließen sich zu Einkaufsverbänden zusammen und drücken die Preise knallhart nach unten“, sagt Manfred Beeres, Sprecher des Bundesverbandes Medizintechnologie. Den Hauptumsatz erzielt Biotronik allerdings in den USA.

Den Bezirk Neukölln treffen die Entlassungen hart. Schon jetzt hat der Kiez im Süden Berlins mit 23,5 Prozent (Juni) die höchste Arbeitslosenrate der Stadt. Nach Angaben eines Sprechers des Landesarbeitsamtes Süd vom Dienstag sind dem Amt bisher aber keine anzeigenpflichtigen Entlassungen bei Biotronik bekannt geworden. In den vergangenen Wochen seien aber mehrere Fälle von Altersteilzeit angemeldet worden.

Eine Sprecherin der Berliner Wirtschaftsverwaltung bedauerte die Entlassungen. In den vergangenen Jahren habe Biotronik Hunderte neuer Arbeitsplätze geschaffen. Aber das Unternehmen müsse auf die Kostendämpfungsmaßnahmen im Gesundheitswesen reagieren, sagte die Sprecherin.

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