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Aufgetischt. Hardenbergs Agentur ist bekannt für aufwendig organisierte Veranstaltungen wie diese im Kraftwerk Berlin.

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Berliner Fusion auf Augenhöhe: Die Gala-Gräfin und der Strippenzieher

Isa Gräfin von Hardenberg und Hans-Erich Bilges legen ihre Event- und Beratungsfirmen zusammen. Mit Hilfe des Hardenberg-Teams hofft Bilges auch auf neue Lösungen, um das Thema Europa fetzig zu kriegen.

Der Platzhirsch hockt im Büro des männlichen Fusionspartners, jedenfalls das Geweih und was vom Kopfe übrig blieb. Selbst geschossen, versteht sich, Beweisfoto hängt an der Wand. Hans-Erich Bilges hat seine Bilder schon aufgehängt in den neuen Räumen. Nach der Fusion mit Isa Gräfin von Hardenbergs Eventagentur Hardenberg Concept zu einer gemeinsamen GmbH hat auch sein 2006 gegründetes Unternehmen Consultum neue Räume bezogen. Am Mittwoch feiern die Unternehmen aus Anlass des 25-jährigen Bestehens von Hardenberg Concept mit 200 Gästen „die Fusion auf Augenhöhe“.

Auf den ersten Blick ist das eine ungewöhnliche Kombination. Bilges, der lange Jahre in Chefredaktionen bei Springer und Gruner & Jahr gearbeitet hat, betreibt ein diskretes Geschäft. Er berät große Unternehmen, gerne daxnotiert. Es geht um Vernetzung, Strategien, Lageeinschätzungen, Themenplatzierung. Das Wort „Lobbyist“ hört er selbst natürlich nicht gern, auch mit „PR“ würde er sich nicht in Verbindung bringen wollen. Bilges sieht sich strikt als „Berater“ und agiert bislang eher im Verborgenen. Das soll sich künftig ändern, jedenfalls teilweise.

Hardenberg hat Event-Management mit erfunden

Isa Gräfin von Hardenberg lächelt fein. Im Jahr 1989 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und dabei mit den Grundstein gelegt für eine ganz neue Branche. Die glanzvollen Feste in ihrem Garten waren legendär. Ein Galerist wünschte sich als Erster solche eleganten Partys auch für seine Sammler. Er wollte aber gern dafür bezahlen, dass Isa von Hardenberg die Organisation übernahm. Es sollte noch eine Weile dauern, bis so was Event-Management hieß, bis es Studiengänge und Fachabschlüsse dazu gab.

Als 1995 der Reichstag verhüllt war, betrieb die Mutter von vier Kindern ein VIP-Zelt nebenan. Und als 1999 die Regierung von Bonn nach Berlin zog und sich alles neu formierte und präsentierte, blühte das Geschäft richtig auf. Glanzvolle Ereignisse wie die Eröffnung des Jüdischen Museums 2001 prägten ihren Ruf als Gastgeberin. Sie konnte sich die Kunden bald aussuchen. Dem Galeristen folgten große Unternehmen wie Coca-Cola, Sony, Mercedes.

Bilges gründete einst mit Genscher und Berger

Bilges
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Ein Jahr vor dem Regierungsumzug gründete Bilges 1998 mit Hans-Dietrich Genscher und Roland Berger sein erstes Unternehmen WMP, was für „Wirtschaft, Medien, Politik“ stand. Später stieß Ex-„Bild“-Kollege Hans-Hermann Tiedje dazu. Rund um die Jahrtausendwende blühte das Geschäft zwar, aber es hagelte auch schon mal kritische Schlagzeilen wegen Interessenkonflikten und -kollisionen.

Damals wie heute ging es darum, Konzepte zu entwickeln, Kongresse und Konferenzen zu organisieren, auch Reden zu schreiben und in die Zukunft zu sehen. Wie wird sich der Berliner Zeitungsmarkt weiterentwickeln? Wie wird die Bundesregierung weiter vorgehen mit dem Thema erneuerbare Energien? Wie kann man das Thema „Integration“ in der Gesellschaft breitflächig positiv besetzen? Und natürlich gilt es auch bei Consultum, Wirtschaftsführer und Politiker im kleinen Kreis bei vertraulichen Essen zusammenzubringen.

Da kann es auch schon mal knistern

Künftig soll es darum gehen, umfassende Angebote zu entwickeln, die von der Entwicklung einer Strategie über die mediale Begleitung bis zur Organisation von herausragenden Events reichen. Dass es bei der Kooperation starker Persönlichkeiten auch mal knistert, liegt nahe. Bilges fungiert als geschäftsführender Gesellschafter, Isa von Hardenberg, die sich einen leuchtend roten Chefsessel ins Büro gestellt hat, ist Vorsitzende des Beirats. Er hält 35 Prozent an der GmbH, sie zehn Prozent, den Rest eine Beteiligungsgesellschaft. In den Beiräten sitzen unter anderem der frühere ZDF-Intendant Dieter Stolte, Ex-Senator Volker Hassemer und Hans-Dietrich Genscher.

Bilges gibt unumwunden zu, dass seine Mitarbeiter lieber den Raum verlassen, wenn die Hardenberg-Mitarbeiterinnen Schauspielerinnen für die Fashion Week ausstatten. Andererseits schätzt er die kreative Zusammenarbeit. Hardenberg-Feste sind unter anderem deshalb beliebt, weil die Gründerin auch sehr voluminöse Dax-Egos so zu bändigen weiß, dass niemand sich vor überlangen Reden fürchten muss. Wer lange reden will, muss halt woanders hingehen.

Nun will man zeitgemäße Formate entwickeln. Mit Hilfe der kreativen jungen Frauen im Hardenberg-Team hofft Bilges auch auf neue Lösungen, um das Thema Europa fetzig zu kriegen. Für ihn ist Isa von Hardenberg die „Grande Dame“ der Berliner Gesellschaft. Platzhirsch-Qualitäten hat sie aber auch. Das zeigen die vielen Bilder und Berichte über glamouröse Ereignisse aus 25 Jahren, die pünktlich zum Fest mit 200 prominenten Gästen in der neuen Unternehmenszentrale ebenfalls an der Wand hängen sollen.

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