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Berliner Handwerkskammer: Handwerk in Berlin schafft die Wende

Die Stimmung so gut wie lange nicht mehr. Der Geschäftsklimaindex der Berliner Handwerkskammer stieg von 77 auf 91 Punkte.

Stephan Schwarz ist gut gelaunt. Denn der Präsident der Berliner Handwerkskammer hat gute Nachrichten mitgebracht: Die Handwerksbetriebe der Hauptstadt sehen nach dem Einbruch zu Beginn des Jahres 2009 nun wieder optimistisch in die Zukunft. Der Geschäftsklimaindex der Kammer, der sowohl die aktuellen Geschäftsergebnisse als auch die Erwartungen der Berliner Betriebe einschließt, stieg von 77 auf 91 Punkte. „Einen so starken positiven Umschwung hat es seit dem Frühjahr 1997 nicht mehr gegeben“, sagte Schwarz am Montag auf der Frühjahrspressekonferenz der Berliner Handwerkskammer. Nach der Umfrage sieht derzeit jeder fünfte Betrieb gute Chancen für erfolgreiche Geschäfte. Der Anteil derer, die in der Branche pessimistisch in die Zukunft schauen, ging auf 26 Prozent zurück. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilten rund 70 Prozent der Handwerksbetriebe als gut oder befriedigend. Den höchsten Wert erreichte dabei das Gesundheitshandwerk.

Sicherlich könne man noch nicht sagen, dass das Berliner Handwerk die Krise vollständig überwunden habe, sagte Schwarz. „Doch aus dem Gröbsten sind wir raus“. Dass das Handwerk mit einem „blauen Auge“ durch die Krise gekommen sei, hinge auch mit dem Konjunkturpaket II zusammen. „Das ist sehr erfolgreich angelaufen, die Mittel werden vollständig umgesetzt“, sagte Schwarz. 123 der insgesamt 674 Millionen Euro, die aus dem Konjunkturpaket auf Berlin entfielen, seien bereits ausbezahlt. Die anderen Gelder seien schon in insgesamt 786 Einzelprojekten verplant. „Wir sind sehr zufrieden mit der Transparenz der Vergabe“, sagte Schwarz. Zudem seien 85 Prozent der Aufträge aus dem Konjunkturpaket an Berliner Firmen vergeben worden.

Dennoch ging die Zahl der Handwerksbetriebe in Berlin im Vergleich zum Vorjahr um 1389 auf 31 083 Firmen zurück. Auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche hat – außer bei den personenbezogenen Dienstleistungen wie etwa Friseuren – abgenommen. „Insgesamt gehen die Betriebe für 2010 davon aus, dass in erster Linie die Beschäftigtenzahlen gehalten werden können“, hieß es in der Umfrage der Kammer. Im Bauhauptgewerbe und im Nahrungsmittelgewerbe seien dagegen aber auch Neueinstellungen möglich.

Schulabgänger, die eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb machen wollen, haben derzeit schlechtere Chancen als noch vor einem Jahr. Die Zahl der Neuverträge mit Azubis ging nach Angaben der Berliner Handwerkskammer im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf knapp 5000 zurück. „Die Krise hat auch auf dem Berliner Ausbildungsmarkt ihre Spuren hinterlassen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Jürgen Wittke. Mehr als 300 betriebliche Ausbildungsplätze hätten aber im vergangenen Jahr nicht besetzt werden können, weil die Betriebe keine geeigneten Jugendlichen gefunden hätten. Das wird sich nach Ansicht der Handwerkskammer in Zukunft noch verschärfen. „Es gibt immer weniger Schulabgänger und wir steuern auf einen Fachkräftemangel zu“, sagte Wittke. Die Handwerkskammer beziffert die Lücke bei den Fachkräften für Berlin und Brandenburg für das Jahr 2015 auf 270 000 Arbeitsplätze.

Auch deshalb will sich die Berliner Handwerkskammer verstärkt um Jugendliche mit Migrationshintergrund bemühen. „Hier haben wir in der Vergangenheit zu wenig getan“, räumte Schwarz ein. „Jugendliche mit Migrationshintergrund werden für uns in Zukunft zu einer ganz wesentlichen Zielgruppe werden.“

Die positive Stimmung im Handwerk wird auch nicht durch die Wolke aus Island getrübt, die derzeit den Waren- und Personenverkehr in ganz Europa massiv einschränkt. Handwerkskammerpräsident Schwarz zeigte sich gänzlich unbeeindruckt: „Es ist nicht absehbar, dass die Wolke zu Engpässen im Berliner Handwerk führen wird.“

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