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Wirtschaft: Berliner Immobilienimperium bröckelt

Insolvenzverfahren bei fünf Unternehmen der einst größten deutschen Maklergruppe Bendzko eröffnet

Berlin - Bei fünf Firmen aus dem Verbund der Berliner Maklerfamilie Bendzko sind die Insolvenzverfahren eröffnet worden. Nicht betroffen von der Zahlungsunfähigkeit sind Unternehmen, bei denen der Name des Gründers im Firmennamen erscheint. Diese werden nach Angaben von Olav Bendzko ihr Kerngeschäft – die Vermietung und den Handel von Immobilien – ganz normal weiterführen können. Die Verbindlichkeiten eines der insolventen Unternehmen, der „Fasan Grundstücksgesellschaft“, beliefen sich Ende 2001 nach internen Prüfungsberichten der Landesbank Berlin (LBB) auf rund 69 Millionen Euro. Allerdings wurde ein großer Teil dieser Kredite durch den Verkauf einer Immobilie zurückgeführt.

Damals zählte der verschachtelte Firmenverbund zu den 15 Kreditengagements der LBB, die aufgrund des hohen „Risikovorsorgeaufwands“ besonders geprüft worden waren. Der Grund: Der Wert der finanzierten Immobilien lag niedriger als die von der Bank ausgekehrten Kredite. Der Firmenverbund um den langjährigen Firmenchef Willi Bendzko, der erst vor wenigen Jahren seinem Sohn Olav Bendzko die Geschäfte übergeben hatte, war nach eigenen Angaben noch im Jahr 2001 mit mehreren hundert Mitarbeitern der größte Immobilienmakler Deutschlands. Doch der Verfall der Immobilienpreise in Berlin hatte das Geschäft einbrechen lassen. Willi Bendzko hatte seine Firma aufgebaut durch den Erwerb von Wohnhäusern, die er dann in Eigentumswohnungen aufteilte und mit Gewinn an Privatleute verkaufte.

Die Insolvenz kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem Fonds aus den USA und Großbritannien große Immobilienbestände und Wohnungsbaugesellschaften in der Stadt erwerben. Doch das ist kein Widerspruch: Die Fonds rechnen damit, dass die Krise und die Talfahrt der Wohnungspreise in Deutschland nun beendet sein könnten.

Der Wert von Wohnungen in Berlin stürzte nach Erhebungen des Forschungsinstituts Feri von gut 2000 Euro pro Quadratmeter im Jahr 1994 auf knapp 1500 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2004 ab. Dieser dramatische Preisverfall führte zu Schwierigkeiten bei vielen alt eingesessenen Immobilienunternehmen in Berlin. Ausländische Fonds und Privatinvestoren wollen aus dieser Krise nun Kapital schlagen und zu günstigen Preisen in den Markt einsteigen.

Bei der Bankgesellschaft Berlin, zu der die LBB gehört, gab es keine Stellungnahme zu der Insolvenz des Großkunden im Konzern. Beim Insolvenzverwalter war bis Redaktionsschluss niemand zu sprechen. Die fünf insolventen Firmen sind die Fasan Grundstücksgesellschaft, zwei Wohnungsbaugesellschaften mit dem Namen Castell, die Neue Heilsberger Dreieck Grundstücks-Gesellschaft sowie die Parsenn Grundstücksgesellschaft.

Zu den Schwierigkeiten kam es nach Angaben von Olav Bendzko, weil eine Gewerbeimmobilie am Kurfürstendamm, die durch Kredite der LBB finanziert worden war, nicht zu dem erwarteten Preis veräußert werden konnte.

Zu dem Immobilienverbund von Bendzko, das im Jahr 2002 sein 40-jähriges Bestehen feierte, zählen noch mindestens fünf weitere nicht insolvente Firmen mit laut Wirtschaftsauskunftei Creditreform gut 20 Beschäftigten. Fast alle Unternehmen stehen direkt oder vermittelt durch Beteiligungsgesellschaften im Eigentum von Mitgliedern der Familie oder werden von diesen geführt: Neben Willi Bendzko sind das Olav Bendzko, der heute die Geschäfte führt, sowie Erika und Uta Bendzko.

Olav Bendzko bestätigte die Eröffnung der Verfahren. Er betonte, dass „genug Masse für das Verfahren vorhanden“ sei und „das Geschäft mit dem Verkauf und der Vermietung von Eigentumswohnungen ganz normal weitergeführt wird“.

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