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Wirtschaft: Berliner Unternehmen will das Internet an die Bushaltestelle bringen

Auf ganze Jahre kommt man, wenn man die Minuten zusammenrechnet, die ein Mensch durch Warten an Bus- und Bahnhaltestellen in seinem Leben verbringt. Kostbare, vergeudete Zeit, die es in Zukunft nicht mehr geben wird - jedenfalls wenn es nach der Wall AG geht.

Auf ganze Jahre kommt man, wenn man die Minuten zusammenrechnet, die ein Mensch durch Warten an Bus- und Bahnhaltestellen in seinem Leben verbringt. Kostbare, vergeudete Zeit, die es in Zukunft nicht mehr geben wird - jedenfalls wenn es nach der Wall AG geht. Das Berliner Unternehmen - bekannt durch seine silbrig glänzenden Toilettenhäuschen - präsentierte am Montag auf seiner Jahrespressekonferenz die "intelligente" Wartehalle.

Ausgestattet mit einem Infoterminal, kann der Fahrgast in Zukunft von der Bushaltestelle aus im Internet surfen, telefonieren oder Tickets kaufen. Die Wall AG steigt auch in die regenerative Stromerzeugung ein: Photovoltaikzellen auf den Dächern der Haltestellen erzeugen Strom, der in das Versorgungsnetz eingespeist wird. Wann die Berliner das neue Wartegefühl zum ersten Mal erleben können, hängt jetzt von der BVG ab: Vor rund einer Woche hat die Wall AG das neue Angebot bei den Verkehrsbetrieben vorgestellt.

Eine halbe Million Mark hat die Entwicklung der neuen Häuschen gekostet. Für Firmengründer Hans Wall ist die neue Halle das "Ausrufezeichen" hinter dem ersten, erfolgreichen Jahr des Unternehmens als Aktiengesellschaft. Der Umsatz der Wall-Gruppe lag 1999 mit 132,8 Millionen Mark um 13,5 Prozent über dem des Vorjahres (117,0 Millionen Mark). Davon entfielen rund 75,5 Prozent auf Deutschland (im Vorjahr: 76,8 Prozent). In Eindhoven hat Wall Niederlande im vergangenen Jahr einen Exclusivvertrag über Lichtwerbetafeln abgeschlossen, in den Niederlanden ist Wall in zwölf Städten vertreten. Besonders stolz ist man bei Wall darauf, dass man in Zukunft in Boston 20 Jahre lang ein "koordiniertes Stadtmöbelprogramm", wie er es nennt, durchführen wird. In der Universitätstadt wird in Zukunft die Handschrift des Spandauer Unternehmers nicht zu übersehen sein: "Zu dem Auftrag gehören Kioske, Toilettenhäuschen und Informationssysteme - das war das erste Mal überhaupt, dass ein Komplettauftrag vergeben wurde", so Hans Wall. Er hofft, demnächst auch den Zuschlag für Ausschreibungen in Chicago, Tokio und Genua zu bekommen. Insgesamt hat die Wall AG weltweit Verträge mit 55 Städten und der Deutschen Bahn abgeschlossen. In Holland, den Niederlanden, den USA und in der Türkei hat Wall eigene Niederlassungen.

Auch wenn Firmenchef Wall stolz auf das vergangene Jahr zurückblickt - nicht alle Projekte, mit denen der Unternehmer an die Öffentlichkeit ging, reüssierten. Das Kioskprogramm zum Beispiel ist wohl eher als Flop zu bezeichnen: 3000 Kioske wolle er den deutschen Kommunen "schenken" verkündete Wall im vergangenen Jahr. Ein Geschenk, dass bislang nur wenige haben wollten: Rund 100 Kioske hat Wall bislang aufgestellt, rund 20 davon in Berlin.

Ein weiterer Wermutstropfen für den erfolgsgewohnten Unternehmer: Der Zuschlag für die Toilettenhäuschen in der Expo-Stadt Hannover ging an ihm vorbei. Statt dessen werden die Hannoveraner Toiletten von Walls altem Konkurrenten, der Deutschen Städtereklame (DSR), betreut. Für Wall war die Entscheidung in Hannover nicht ganz sauber. Personelle Verknüpfungen zwischen der Stadtverwaltung und dem Aufsichtsrat der DSR hätten den Ausschlag gegeben, vermutet er. Ob bei der Entscheidung wirklich gemauschelt wurde, prüft jetzt die Vergabekammer.Mehr zum Thema unter: www.wall.de

kvo

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