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Wirtschaft: Berliner, verbraucht mehr Wasser!

BERLIN (dw).Die Wasserbetriebe wollen die Berliner mit einer Werbekampagne zu höherem Wasserverbrauch animieren.

BERLIN (dw).Die Wasserbetriebe wollen die Berliner mit einer Werbekampagne zu höherem Wasserverbrauch animieren.Die hohe Sparsamkeit der Bürger führe zu Problemen in der Abwasserentsorgung, erklärte BWB-Vorstandschef Betram Wieczorek am Dienstag.Im Ost-Teil der Stadt trockne die Kanalisation streckenweise aus.Am Alexanderplatz und in Friedrichshain komme es zur Geruchsbelästigung.Der Wasser-Verbrauch der Berliner sei drastisch gesunken.

Eine Umfrage des Sanitärhandels bringt es an den Tag: 30 Prozent der Europäer halten sich für "sinnliche Genußduscher" oder "sportliche Wechselduscher".Nur ein Viertel der Befragten stufen sich als "pragmatische Kurzduscher" ein.Doch den Berliner Wasserbetrieben machen die Kurzduscher schwer zu schaffen: Die Sparsamkeit der Berliner sorgt für eklatanten Abwassermangel.BWB-Vorstandschef Betram Wieczorek will die Berliner nun mit Hilfe einer Imagekampagne zu höherem Wasserverbrauch animieren.Message: Das Wasser ist gut, das Wasser ist billig: Nutzt es!

Berliner, die sich noch an die ökologisch motivierten Wasserspar-Appelle der 80er Jahre erinnern, werden sich verwundert die Augen reiben.Doch Wasserwerker Wieczorek sitzt in der Zwickmühle: In der überdimensionierten Kanalisation des Ostens fließt - die Sparsamkeit der Bürger ist schuld - nicht mehr genug Wasser, um die Fäkalien zügig zur nächsten Kläranlage zu schwemmen.Folge: Am Alexanderplatz und in weiten Teilen Friedrichhains mufft es aus dem Gulli nach faulen Eiern.Die Bürger geizen mit dem Wasser, daß es zum Himmel stinkt.

Viele Friedrichshainer sparen Wasser freilich nicht aus freien Stücken.Früher konnten sie ihre Trabis noch täglich mit dem Schlauch abspritzen: Es kostete ja nichts.Heute müssen sie für 1000 Liter 8,30 DM berappen.In Friedrichshain, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist, ein Kostenfaktor.Längst haben die meisten ihre Q3A-Plattenbau-Wohnungen mit Duschen nachgerüstet.Immerhin halten auch Verbände wie Haus- und Grund die BWB-Tarife für so teuer, daß sie immer wieder gegen sie klagen.

Der Niedergang der Industrie im Osten und der Neubau von Büros statt Wohnungen sind weitere Gründe dafür, daß die Berliner Kanalisation buchstäblich austrocknet.Dazu kommen Segnungen der modernen Technik: Stop-Tasten finden sich heute an fast jedem Wasserkasten.Insgesamt, so schätzte BWB-Chef Wieczorek am Dienstag vor dem Wirtschaftspolitischen Club, ging der Wasserverbrauch der Ost-Berliner seit 1990 von rund 300 Litern pro Kopf und Tag auf weniger als 200 Liter zurück - Industrieverbrauch eingerechnet.Auch im Westen ist der Trend mit einem Rückgang von 160 auf 128 Liter spürbar.

"Wir rufen die Leute nicht mehr zum Wassersparen auf", bestätigte ein BWB-Sprecher.Im Gegenteil: Im Frühjahr werde eine Werbe-Kampagne starten, die die Menschen auf die hohe Qualität des Berliner Wassers hinweisen soll: "Alles, was aus dem Hahn kommt, ist frisch und unterschreitet alle Grenzwerte bei weitem", beschreibt der Sprecher die Botschaft: "Das Wasser ist da: Nutzt es!" Immerhin koste das Naß weniger als einen Pfennig pro Liter und sei daher "als Lebensmittel konkurrenzlos billig".

Die Image-Kampagne solle dem Verbraucher das Wasser stärker ins Bewußtsein rücken, so der Sprecher.Nicht nur als lokales, sondern auch als globales Thema.In der Kampagne werde daher der Hinweis darauf nicht fehlen, daß Wasserknappheit in der Welt - anders als in Berlin - ein ernstes Thema ist.BWB-Chef Wieczorek jedenfalls nimmt die internationale Dimension wichtig: In Kürze, kündigte er an, werden die Berliner Wasserbetriebe mit Hilfe von Weltbank- und EU-Mitteln eine Beteiligung in Osteuropa eingehen - in Albanien.

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