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Arbeitsmarkt in der Region: Stabil im Sturm

Die Region Berlin/Brandenburg übersteht die Krise vergleichsweise gut. Doch jeder Achte hat keinen festen Job.

Berlin - Der Arbeitsmarkt in Berlin und Brandenburg hat die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg bislang einigermaßen robust überstanden. Im Dezember stieg die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadtregion nur leicht – womöglich wird sich die Lage aber bald verschlechtern.

Im Dezember zählte die Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg 378 668 Menschen ohne Job, das waren 6088 mehr als noch im November. Im Vergleich zum Dezember 2008 bedeutet diese Zahl aber einen Rückgang um 1738 Arbeitslose. Insgesamt ist damit jeder achte Bewohner der Region im erwerbsfähigen Alter ohne feste Stelle.

Allerdings war die Entwicklung in Berlin und Brandenburg sehr unterschiedlich. Während die Behörden in Brandenburg im Vergleich zum Vorjahresmonat fast 11 000 Erwerbslose weniger zählten, waren es in Berlin fast 9200 mehr. „Klassische jahreszeitliche Gründe“ machte Margit Haupt-Koopmann, die Chefin der Regionaldirektion, für die jüngste Zunahme in Berlin verantwortlich. So habe in den Außenberufen – also auf dem Bau und in der Landwirtschaft – nur noch eingeschränkt gearbeitet werden können.

Eine Sonderentwicklung gab es bei der Arbeitslosigkeit junger Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. In beiden Bundesländern ging hier die Erwerbslosenrate um 1,7 Prozent zurück.

Innerhalb der Länder gab es im Dezember große Unterschiede. Steglitz-Zehlendorf war der beste Bezirk Berlins mit einer Arbeitslosenquote von 10,7 Prozent. Schlusslicht ist Neukölln mit 18,6 Prozent. In Brandenburg kam Potsdam nur auf 7,7 Prozent, während es in der Uckermark mit 17,2 Prozent mehr als doppelt so viele arbeitslos waren.

Seit der Wende gehört 2009 trotz der Krise zu den besseren Jahren. Im Schnitt suchten in Berlin gut 23 7000 Menschen eine Stelle. Noch weniger waren es im Vorjahr mit knapp 23 4000 – zuvor lag die Arbeitslosenzahl nur Mitte der 90er Jahre niedriger. Auch Brandenburg erreichte 2009 mit gut 165 000 Arbeitslosen den niedrigsten Schnitt seit 1995.

„Berlin ist bislang ganz gut durch die Krise gekommen“, bilanzierte Hartmut Mertens, Chefvolkswirt der Investitionsbank Berlin. Dies liege auch daran, dass die besonders von der Krise betroffenen Branchen – Maschinenbau, Auto, Chemie – in der Region weniger stark vertreten seien. Die Arbeitslosenquoten dürften daher 2010 in anderen Regionen stärker zunehmen als in Berlin und Brandenburg. „In Berlin arbeiten weniger Beschäftigte kurz, daher sind auch weniger Menschen von Arbeitslosigkeit bedroht“, sagte er.

Zurückhaltender äußerte sich Arbeitsagentur-Chefin Haupt-Koopmann. Die Wirtschaftskrise werde „auch den Berliner Arbeitsmarkt 2010 nicht unberührt lassen“, sagte sie dieser Zeitung. Es sei aber zu früh für eine konkrete Schätzung für die Region. Niemand wisse derzeit, wie nachhaltig die wirtschaftliche Erholung auf dem Arbeitsmarkt ausfallen könne. brö

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