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Kein Risiko eingehen. Ein Mitarbeiter in Berlin prüft vor der Auslieferung, ob die frisch zusammengeschraubten Automaten rund laufen. Inzwischen arbeiten die Geräte computergesteuert.

© Kitty Kleist-Heinrich

Automatenfirma: Berliner Glück im Spiel

In einem Automaten stecken heute mehr als 40 Spiele. Die Neuköllner Spielautomatenfirma Bally Wulff feiert ihr 60-jähriges Bestehen.

Berlin – „Black Pirate“, „African Nights“ oder „Fancy Fruits“ heißen die Spiele, die auf dem großen Touchscreen zur Auswahl stehen. Ein paar Münzen später drehen sich drei virtuelle Walzen, auf denen sich mal Blüten, mal Löwen und mal Zahlen abwechseln. Mehr als 40 Spiele hat der so genannte Multi-Gamer der Berliner Spielautomatenfirma Bally Wulff zu bieten. Die meisten sind Walzenspiele, doch es gibt auch Poker und Bingo. Alles läuft vollelektronisch, in den Automaten rechnet ein Computer. Die Geräte sind die Zukunft für das Neuköllner Unternehmen, das an diesem Freitag sein 60-jähriges Bestehen feiert. „Die alten Wandautomaten mit mechanischen Walzen stellen wir kaum noch her“, sagt Marketingleiter Bernhard Eber.

Viel hat sich verändert, seit Günter Wulff mit 500 Mark Startkapital 1950 begann, Glücksspielautomaten zu bauen. Mit seinen mechanischen Walzengeräten hatte er großen Erfolg – und der sprach sich bis nach Amerika herum. 1972 übernahm die Chicagoer Firma Bally Manufacturing, der damalige Weltmarktführer bei Spieleautomaten, den Betrieb. 2003 wurde Bally Wulff an eine Private-Equity-Gesellschaft verkauft.

Eine neue staatliche Spielverordnung stürzte das Unternehmen 2006 in die Krise. Dieses Gesetz erlaubte, mehr als ein Spiel in die Automaten einzubauen. Ein österreichischer Konzern erkannte das Potenzial und revolutionierte mit dem ersten Multi-Gamer, in dem mehr als 20 Spiele steckten, den Automatenmarkt. „Die Spielhallen wollten plötzlich nur noch Multi-Gamer, die hatten wir nicht. Mitte 2007 stürzte unser Umsatz ab“, sagt Eber.

Doch Bally Wulff, das seit Ende 2007 Schweizer Investoren gehört, tauschte den Vorstand aus, kaufte neue Maschinen, stockte seine Entwicklungsabteilung auf und brachte 2008 den Multi-Gamer „Casino“ heraus. Von den ehemals 200 Mitarbeitern in Berlin sind noch 150 übrig, die Hälfte ist in der Entwicklung tätig – als Programmierer, Grafikdesigner oder Mathematiker. Bis zu 300 Glücksspielautomaten pro Woche werden in Neukölln für den deutschen und den spanischen Markt hergestellt. Die Komponenten, die am Maybachufer zusammengeschraubt werden, kommen aus der ganzen Welt.

Nun hofft Bally Wulff, wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können. Die Firma gehört nach eigenen Angaben mit der Gauselmann AG und NSM/Löwen zu den drei großen Spielautomatenherstellern in Deutschland. „Nach dem kräftigen Umbau des Unternehmens laufen die Räder wieder rund. Daher sind wir zuversichtlich, unseren Marktanteil innerhalb der nächsten zwei Jahre von zehn auf zwanzig Prozent zu erhöhen“, sagt Geschäftsführer Tim Wittenbecher. In weiteren zwei Jahren, so hofft er, solle der frühere Marktanteil von 30 Prozent wiederhergestellt sein.

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