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Einkaufszentren: Bunte Träume auf der grünen Wiese

Einkaufszentren im Umland von Berlin werden modernisiert, um für Kunden wieder attraktiver zu werden - denn die kaufen lieber in der Stadt ein.

In den 90er Jahren fuhren die Berliner massenweise hinaus zu den damals neuen Shoppingcentern auf der „grünen Wiese“. Bald kehrte sich dieser Trend um, weil immer mehr Einkaufszentren in der Stadt eröffneten und den Kunden kürzere Wege boten. Laut Studien geben Brandenburger inzwischen deutlich mehr Geld in Berlin aus als die Berliner im Umland. Deshalb wollen sich Center im sogenannten Speckgürtel jetzt modernisieren.

Den Auftakt macht heute das A10-Center im südöstlich von Berlin gelegenen Wildau mit dem symbolischen ersten Spatenstich für eine Neugestaltung. Die Grundsteinlegung folgt am 8. Mai, die Fertigstellung ist für den Herbst 2009 geplant. Der Eigentümer lässt sich dies rund 43,5 Millionen Euro kosten, zusätzlich wollen einige Mieter insgesamt 15 Millionen Euro investieren.

Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg hat Verständnis dafür, dass sich „die grüne Wiese wehrt“. Viele dortige Center „sind schlicht veraltet und haben einen hohen Modernisierungsbedarf“. Generell unterstütze der Verband lieber klassische Innenstadtlagen, aber: „Wir wollen niemanden die Entwicklungsperspektive verbauen, Qualitätsverbesserungen sind als Kompromiss in Ordnung.“ Man werde jedoch „strikt darauf achten, dass sich die Quadratmeterflächen nicht ändern.“

Um das A10-Center hatte es schon vor der Eröffnung 1996 Streit gegeben. Entgegen der ursprünglichen Planung von Berlin und Brandenburg genehmigte der Landkreis eine Verkaufsfläche von 66 000 statt 40 000 Quadratmetern. Laut Centermanager Frank Röhlings gab es auch gegen die Modernisierung„massive Widerstände“ aus der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung sowie aus Fürstenwalde, Eichwalde und Lübben. Er betont aber, dass das Center nicht wachse. Vielmehr würden 10 000 Quadratmeter, die seit dem Wegzug eines Möbelhauses brach liegen, zur Erweiterung der Filialen von Douglas, Thalia, Görtz und Peek & Cloppenburg genutzt. Hinzu kämen „kleinere hochwertige Anbieter“ wie Schmuck- und Delikatessgeschäfte.

Röhlings will vor allem dem Brandenburger Stammpublikum neue Anreize bieten. „Wenn wir nicht moderner und attraktiver werden, verlieren wir sie an Berlin.“ Dass von dort mehr Kunden nach Wildau kommen werden, glaubt er hingegen nicht: Mode zum Beispiel „können Berliner viel besser in ihrer Stadt kaufen“. Zurzeit liegt der Anteil der Berliner Kunden im Center bei 16 Prozent. Das entspricht übrigens genau dem Anteil der Brandenburger Käufer im Berliner Alexa-Center, das im September 2007 am Alexanderplatz eröffnet wurde.

Zu den Vorreitern der Center auf der grünen Wiese gehört seit 1995 der Havelpark in Dallgow. Innerstädtische Malls konnten ihm nichts anhaben. „Wir sind ein Fachmarktzentrum mit Shoppingcharakter“ sagt Manager Mathias Nathansen. Die verkehrsgünstige Lage an der B5, 4000 Gratis-Parkplätze und eine Busanbindung im 20-Minuten-Takt vom Rathaus Spandau tragen dazu bei, dass jährlich mehr als 9,5 Millionen Kunden kommen. Das Kaufmarkt-Warenhaus, Medimax und der B1-Billig-Baumarkt werden durch rund 70 Läden ergänzt. Der Antik- und Trödelmarkt auf dem Parkplatz ist eine Institution für viele Havelländer. Veranstaltungen wie eine Reptilienschau (14. bis 26. April) runden das Angebot ab.

Vor gut einem Jahr übernahm der Betreiber MFI das Management des Havelparks. Der Gruppe gehören auch die Spandau-Arcaden. Konkurrenzschutz gebe es trotzdem nicht, sagt Manager Volker Ahlefeld. In Spandau bringen die Wellness-Kette Meridian Spa, ein Bowlingcenter und das integrierte Ibis-Hotel zusätzliche Käufer und beleben das Haus – zusammen mit Restaurants – auch außerhalb der Einkaufszeiten. Real, Saturn, Peek & Cloppenburg und 125 Fachgeschäfte locken im Tagesdurchschnitt 30 000 Kunden an. Die positive Wechselwirkung mit dem benachbarten S- und Fernbahnhof soll verstärkt werden; Pendler können den Stellplatz im Parkhaus für 40 Euro im Monat mieten. Die Arcaden setzen ebenfalls auf Rahmenveranstaltungen wie eine Ferrari-Ausstellung (3. bis 12. April).

Erfolgreich ist auch das B5 Design Outlet Center, das an der Bundesstraße 5 in Elstal am westlichen Berliner Ring liegt und 1200 Parkplätze hat. 40 Shops bieten mehr als 100 Marken von Adidas bis Zoo York zu Preisen an, die 30 bis 70 Prozent unter der Herstellerempfehlung liegen.

Jetzt investiert die britische Firma McArthur Glen rund 80 Millionen Euro in die Neugestaltung. Zunächst entstehen 40 bis 50 Läden in einem „Shopping-Village“ im Stil eines brandenburgischen Dorfes, sagt Sprecherin Carrie MacFarlane. Nach dem Abriss von Altbauten wird das Center bis 2010 auf 100 Shops erweitert. Damit will man die jährliche Besucherzahl von 1,5 auf zwei Millionen Kunden steigern, den Einzugsbereich von 60 auf 90 Autominuten erweitern und den Anteil der Shoppingtouristen erhöhen, die mit dem Bus sogar aus Polen und dem Baltikum anreisen.

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