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Fernweh-Messe: Urlauber suchen das Besondere

Abenteuerreisen oder Billighotels, Luxusurlaub oder Anti-Stress-Ferien – Ein klarer Trend ist auf der Internationalen Tourismusbörse derzeit nicht erkennbar. Die Reisebranche tut sich schwer, den richtigen Kundengeschmack zu treffen.

Reiseveranstalter, Hotels, Airlines und Fremdenverkehrsämter buhlen auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB seit Mittwoch in Berlin um die wachsende Klientel der Einzelreisenden und derjenigen, die das Besondere suchen. Denn das Rundum-Sorglos-Paket der organisierten Pauschalreise nimmt in der Urlaubsindustrie zwar immer noch einen wichtigen Platz ein, neue Kunden sind damit aber kaum noch zu gewinnen. Vor allem den Badeurlaub am Mittelmeer stellen sich viele Urlauber inzwischen selbst zusammen - Billigflieger und Internet machen's möglich.

Reiselust ist ungebrochen

Insgesamt sieht sich die Tourismusindustrie trotz Abschwächung der Weltkonjunktur im Aufwind. Im vergangenen Jahr legte der weltweite Gästestrom nach Angaben der Welt-Tourismusorganisation UNWTO um sechs Prozent auf rund 900 Millionen Ankünfte zu. Und auch in Deutschland gehen die Anbieter von einer ungebrochenen Reiselust aus. Nach Reiseanalysen ist der Urlaub den Deutschen ein hohes Gut. Da muss es schon schlimm kommen, bevor sie darauf verzichten, sagen Experten.

Aber die Formen wandeln sich. Die Kunden wollten vor allem eines - individuell sein, weiß zum Beispiel das Internet-Reisebüro expedia. "Die Zeiten, in denen man in einem bestimmten Lebensabschnitt automatisch vom Individual- zum Pauschalreisenden wurde, sind vorbei", heißt es dort. Einzelanbieter und kleine Internetportale stellen für die großen Veranstalter inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz dar.

Das Internet schafft Konkurrenz

Die großen Konzerne haben zwar mit Macht begonnen, ihre Geschäftsmodelle umzustellen und mehr auf Bausteine und Internet zu setzen. Zugleich haben aber auch die Internetportale ihre Serviceangebote ausgebaut. Entschieden ist das Rennen um den Kunden noch nicht. Und manch einer kann sich inzwischen sogar auch eine Welt ohne klassische Reiseveranstalter vorstellen, nicht morgen oder übermorgen, aber in der weiteren Zukunft.

Und deshalb stoßen die Anbieter zum Teil auch in Domänen vor, die bisher auf dem Feld organisierten Reisens kaum zu finden waren. Mit Rucksack, öffentlichen Verkehrsmitteln und wenig Geld die Welt entdecken etwa - das geht jetzt auch unter der schützenden Hand eines Veranstalters. Die Gäste kommen aus allen Kontinenten, die Gruppe spricht englisch und soll nicht größer sein als zwölf Personen. Das Angebot schließe "die Lücke zwischen individuell reisenden Backpackern und organisierten Rundreisen", sagt Ury Steinweg, der Geschäftsführer von Gebeco, der die Abenteuerreisen anbietet.

Billighotels und Burn-Out-Reisen

Die Menschen würden reiseerfahrener und wagten sich vermehrt auch in exotische Ziele, haben die Marktforscher von Branchenprimus TUI festgestellt. Das Fernweh nehme zu und wirklich weiße Flecken gebe es auf der touristischen Landkarte kaum noch. Und wer sich Alleine traut, mit kleinem Budget auf große Fahrt zu gehen, kann auf der ITB in einer eigenen Halle das Angebot von Billighotels in Augenschein nehmen, die zuletzt einen massiven Boom erlebt haben - einer der großen globalen Reisetrends, sagen Brancheninsider.

Andererseits aber liegen auch mehr Exklusivität und Luxus im Trend. Gerade die Zielgruppe der Älteren wachse schnell, wissen die Marktforscher. Und als "Erbengeneration" müsse sie oft nicht mit jedem Euro rechnen. Man kann und will sich etwas Besonderes leisten. Auch Gesundheitsurlaub liegt im Trend. 45 Prozent der Deutschen planen nach einer Untersuchung des BAT-Freizeitforschungsinstituts 2008 eine gesunde Reise - ein wachsender Markt. Die jüngste Innovation: Burn-out-Präventionsreisen für gestresste Manager.

"Grüne Reisen" locken Kunden

Zu einem bleibenden Thema in der Branche scheint sich zudem die Frage von Klimawandel und Umweltschutz entwickelt zu haben. "Grüner reisen" ist das Motto, mit dem die Anbieter Gäste gewinnen wollen. Viele Urlauber wollen wohl auch das eigene Gewissen beruhigen. So berichtet etwa TUIfly von einer großen Resonanz auf das freiwillige Angebot einer Klimaabgabe bei der Flugbuchung. Rund acht Prozent der Gäste nutzten diese Möglichkeit, ein sechsstelliger Betrag sei daraus seit Mitte November 2007 an ein Dorf in Eritrea überwiesen worden.

Auf diesen Zug ist nun auch der Reiseveranstalter Thomas Cook aufgesprungen - er bietet seinen Gästen künftig ebenfalls eine freiwillige Flugabgabe. Der Trendforscher Peter Wippermann hat festgestellt, dass sich moralische Erwartungen inzwischen auch an Unternehmen und Marken richten. Insofern könnten diese mit Ökologie auch punkten. (dpa)

Eva Tasche

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