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HEIK AFHELDT trifft…: Abdulaziz Al-Mikhlafi

Die Schule hat er noch „unter Bäumen“ auf dem Lande im Norden Jemens erlebt. Sein Vater hatte dort eine Farm.

Die Schule hat er noch „unter Bäumen“ auf dem Lande im Norden Jemens erlebt. Sein Vater hatte dort eine Farm. Heute koordiniert der elegante Diplomat Abdulaziz Al-Mikhlafi mit seinem feinen Oberlippenbart, dem so freundlich-fröhlichen Blick und dem sportlich dunklen Teint das gesamte europäische Netz der arabischen Außenhandelskammern von Berlin aus. Mit seiner Organisation, der Ghorfa, vertritt er einen Markt von mehr als 300 Millionen Arabern von Algerien über Ägypten, Marokko, dem Sudan, Irak und Libanon, Palästina, Syrien, Saudi-Arabien bis zu den Emiraten am Golf, insgesamt 22 Länder.

Der Handel mit diesem großen, aufstrebenden Raum hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Als Exportmarkt überflügelt er mit nun 24 Milliarden Euro die deutschen Ausfuhren nach Lateinamerika. Mit den wachsenden Einnahmen aus den Ölexporten finanzieren diese Länder den raschen Ausbau einer modernen Infrastruktur. Sie haben so viel aufzuholen. In Dubai zum Beispiel entsteht zurzeit ein nagelneuer Flughafen für 120 Millionen Passagiere. 40 Prozent der Menschen in diesen „jungen“ Staaten sind jünger als 16. Deutsche Firmen sind gesuchte Partner. Da hilft, dass keine Schatten aus der kolonialen Vergangenheit die Beziehungen belasten. Aber, so erklärt der überaus höfliche Diplomat in fließendem Deutsch, die Franzosen, die Engländer und die Amerikaner verfolgten ihre Interessen heute sehr viel aktiver als die angesehenen Deutschen. Das möchte er mit seinem Team von 16 Leuten in Berlin gerne ändern. Dafür veranstalten sie bedeutende jährliche Konferenzen wie das Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum, das Tourismus- und das Gesundheitsforum, Messen und Unternehmerreisen. Sie beschaffen Visa, helfen bei den Formalitäten und schlichten eventuelle Streitigkeiten. Der Mann, der das alles mitverantwortet, wollte immer schon Diplomat werden. Dazu hat er nach dem Abitur in Taiz, einer Millionenstadt im Jemen, die berühmte Diplomatenschule in Kairo besucht, mit Prädikat abgeschlossen und sich mit Erfolg im heimatlichen Außenministerium beworben. Nach einem Jahr im Ministerbüro ging es dann an die Botschaft nach Bonn. Deutsch hat er hier am Goethe-Institut gelernt, so gut, dass er anschließend an der Uni Bonn in vier Jahren nebenher seinen Magister in Politischen Wissenschaften machen konnte.

Seit 2000 leitet er im Range eines Botschafters die Ghorfa. Als Netzwerker versteht er sich – ganz aktuell auch heute wieder, wenn Muhammad bin Raschid Al-Maktum, der Herrscher von Dubai und Vize-Präsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, zu einem Wirtschaftsforum nach Berlin kommt. Privat lebt der begeisterte Neu-Berliner Al-Mikhlafi mit seiner Frau, die das Kopftuch trägt, in ihrer eben erworbenen Wohnung in Dahlem. Fit hält sich der jugendliche fünffache Vater zwischen den vielen Reisen und Empfängen mit Tennis und Joggen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Abdulaziz Al-Mikhlafi

(44) ist Generalsekretär der Arab-German Chamber of Commerce und Industry Ghorfa, gegründet 1976 als private Initiative. Er hat den Rang eines Botschafters.

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