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HEIK AFHELDT trifft…: Agentur-Chef Andreas Wiek

Ganz oben sitzen sie, im siebten Stock des ehemaligen Möbelhauses des KaDeWe an der Kleiststraße, und oft auch ganz oben auf der Liste der Juroren der wichtigsten Kreativwettbewerbe. Hinter DDB Germany und Jung v.

Ganz oben sitzen sie, im siebten Stock des ehemaligen Möbelhauses des KaDeWe an der Kleiststraße, und oft auch ganz oben auf der Liste der Juroren der wichtigsten Kreativwettbewerbe. Hinter DDB Germany und Jung v. Matt sind sie die Nummer 3 der ADC Online-Agenturen des Jahres. Wenn das kein Leistungsausweis für ein junges, dynamisches Unternehmen ist, das eben seinen 20. Geburtstag gefeiert hat. Darauf ist auch Andreas Wiek stolz, der vor acht Jahren bei ART+COM mit seinem Geld eingestiegen ist und 80 Prozent des Aktienkapitals hält.

Im Jahr 2000 durchlief die Agentur eine Krise. Es gab kaum Aufträge, viele Mitarbeiter verließen das Schiff. Wahrscheinlich waren sie zu früh am Markt, meint der Chef, weil die Rechner und Programme für ihre Anforderungen noch zu wenig Power hatten. Ein „Mantel ohne Inhalt“ sei es nur noch gewesen. Der Gründer und heutige Creativdirektor, Joachim Sauter, auch Professor für digitale Mediengestaltung an der UdK, war froh über den neuen Partner Andreas Wiek, den Diplom-Kaufmann, betont ergebnisorientiert und mit reicher Industrie–Erfahrung. Seit 2003 schreiben sie nun wieder schwarze Zahlen, haben den Umsatz auf sechs Millionen Euro gesteigert und beschäftigen 60 Mitarbeiter aus sieben Nationen – gut vier Fünftel Akademiker – und drei Azubi. Auf ihren drei Aktivitätsfeldern werden sie auch in zehn Jahren noch erfolgreicher Nischenanbieter sein, ist der Marathonläufer, Golfer und Fahrradfahrer überzeugt.

Als besonders bewegtes und leuchtendes Beispiel für die Abteilung Museum gelten das neue BMW-Museum in München, die Autostadt in Wolfsburg und das Naturkundemuseum in Berlin. Für die Industrie entwickeln sie Internetauftritte und Ausstellungskonzepte wie aktuell für die Wall AG und die Medizintechnikfirma Otto Bock am Potsdamer Platz mit einer zwölf Meter hohen Medienplastik. Und schließlich forschen sie für öffentliche Auftraggeber. Die Ergebnisse können sie oft nutzen, um ihren Kompetenzvorsprung zu stärken. Permanent lernen und damit Geld verdienen, das ist einer der Leitsätze des Berliner Arztsohns.

Gelernt hat er Betriebswirtschaft an der TU und danach drei Jahre in der Wirtschaftsprüfung. Mit 32 war er zuständig für 450 Leute in der Materialwirtschaft und Logistik einer Firma, die Kioske und Tankstellen belieferte und dann neun Jahre in der Leitung der Firma Lekkerland mit 4500 Leuten. Das war eine harte und gute Schule für den sensitiven und musischen Menschen, der mir da mit Dreitagebart, schwarzem Hemd und Jeans gegenübersitzt. Früher hat er Klarinette gespielt – auch in Orchestern – und Musikunterricht gegeben. Generell würden die menschlichen Aspekte im Wirtschaftsleben enorm unterschätzt, meint er. Einem Auftraggeber habe er, als der mit der Zahlung sehr in Verzug gewesen sei, statt einer Mahnung einen Darlehensvertrag geschickt. Das habe gewirkt, das Geld kam postwendend.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Andreas Wiek (50)

ist Vorstand der Agentur ART+COM an der Schöneberger Kleiststraße und gelernter Diplom-Kaufmann. Der begeisterte Freizeitsportler hat vier Kinder.

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