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HEIK AFHELDT trifft …: Fachanwalt Ulrich Schellenberg

Die Aussichten für die Berliner Anwälte sind fast so gut wie der Blick aus dem kunstgeschmückten großen Büro hoch oben im neunten Stock am Olivaer Platz. Dort hat die Kanzlei Schellenberg Unternehmeranwälte ihren eleganten Sitz.

Die Aussichten für die Berliner Anwälte sind fast so gut wie der Blick aus dem kunstgeschmückten großen Büro hoch oben im neunten Stock am Olivaer Platz. Dort hat die Kanzlei Schellenberg Unternehmeranwälte ihren eleganten Sitz.

Elegant und distinguiert wirkt auch der Chef Ulrich Schellenberg. Ein schmaler, hochgewachsener Herr mit silbergrauem Haar und bedächtigen Formulierungen, in Rottweil im Schwabenland aufgewachsen. An eine „spannende Schulzeit“ erinnert sich der „Protestant“ und dass er immer etwas „unternehmen“ wollte: Als Vize-Schulsprecher berief er eine Elternversammlung ein, um gegen eine zu schwierige Mathearbeit zu protestieren – mit Erfolg. Mit später berühmten Bands hat er Rockkonzerte in der Stadthalle veranstaltet. Jura interessierte ihn, weil er es spannend fand, „wie Regeln gehen“ und weil er etwas mit Sprache machen wollte.

Das Studium hat er lange auf die leichte Schulter genommen, ein Semester mit Freund und Auto in den USA „verbummelt“. Das harte Büffeln danach wird er nie vergessen. Der sehr gute Abschluss brachte ihn ans renommierte Max-Planck-Institut für Internationales Strafrecht in Freiburg. Nebenher war er Konzertveranstalter und Radiomoderator mit einer erfolgreichen Serie zu Rechtsthemen. Der erste Sprung des lebenshungrigen Juristen ging 1987 nach Berlin, weil es hier keine Wartezeiten gab.

Damals schon hat der junge Referendar in den Räumen und in der Kanzlei gewirkt, die heute seinen Namen trägt. Eigentlich wollte er nach dem Examen wieder „nach Hause“ in den Süden. Aber dann kam die Wiedervereinigung und Berlin wurde ein Eldorado für Anwälte. Fünf Jahre hat er als freier Mitarbeiter für die Treuhandanstalt Privatisierungsverträge ausgearbeitet und verhandelt. Der VEB Eko in Eisenhüttenstadt war ein besonders großer Fall. Als „strukturellen abenteuerlichen Denkfehler“ bezeichnet er die Auflagen, eine bestimmte Zahl von Arbeitsplätzen zu garantieren, ein Fehler, der bei der Erbschaftssteuerreform gerade wiederholt werde. 1993 wurde er Partner der Sozietät mit heute zehn Anwälten und ausschließlich gewerblicher Klientel. Ihre Schwerpunkte sind Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht, Unternehmensverkäufe und Immobilien. 1995 war er einer der jüngsten Notare in Berlin.

Unabhängigkeit ist ihm wichtig, mehr Geld für weniger Freiheit keine Option. Seit 2003 vertritt er die Interessen von 3900 Berliner Anwälten, seit 1998 war er im Bundesvorstand. Sorge macht ihnen die „Juristenschwemme“, eine Folge des Numerus clausus in vielen Studienfächern. Eine besondere Anwaltsprüfung wie in anderen Ländern fordert er und ist überzeugt, dass künftig nur Fachanwälte eine Chance am Markt haben. Privat genießen der Liebhaber von Oldtimern und seine Frau, Anwältin für Medizinrecht, mit ihren beiden Kindern ihr Haus in der „Kleinstadt“ Zehlendorf. Berlin schätzen sie, weil man nur hier so schnell „Rezep toren“ für sich und neue Ideen findet.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Ulrich Schellenberg (48) ist Jurist, Rechtsanwalt und Partner in der Kanzlei Schellenberg Unternehmeranwälte sowie Präsident des Berliner Anwaltsvereins.

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