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HEIK AFHELDT trifft …: Museumschefin Lieselotte Kugler

Vor dem imposanten Bau an der Ecke Leipziger- und Mauerstraße warten schon morgens früh viele Schüler auf den Einritt in ein ungewöhnlich lehrreiches Abenteuer. Das älteste Postmuseum der Welt aus dem Jahr 1874 ist eines der modernsten, wenn es um das Anfassen und die Kommunikation mit den Exponaten geht.

Vor dem imposanten Bau an der Ecke Leipziger- und Mauerstraße warten schon morgens früh viele Schüler auf den Einritt in ein ungewöhnlich lehrreiches Abenteuer. Das älteste Postmuseum der Welt aus dem Jahr 1874 ist eines der modernsten, wenn es um das Anfassen und die Kommunikation mit den Exponaten geht. Gut möglich, dass man schon kurz nach dem Eintritt von einem Roboter angequatscht oder angerempelt wird.

Ganz glücklich ist die neue Direktorin Lieselotte Kugler in ihrem schönen hohen Büro über ihre Bestellung zur Chefin dieses einzigartigen Berliner Museums. Als Kuratorin ist sie zeitgleich auch für die drei Geschwisterhäuser in Hamburg, Frankfurt und Nürnberg und des Philateliemuseums in Bonn zuständig. Mitte Mai war ihr Start. Für diese vielseitig erfahrene Museumsfrau ist es eine willkommene Rückkehr in die Hauptstadt, in der sie sich ab 1999 schon einmal vier Jahre lang kräftig um die Weiterentwicklung des Technikmuseums bemüht hatte. Mit Erfolg, aber wohl auch gegen Missgunst. In ihrer neuen Aufgabe ist die geborene Ruhrgebietstochter aus Castrop-Rauxel nun für knapp 90 Mitarbeiter und einen Etat von 12,5 Millionen Euro im Jahr zuständig. Das Geld kommt von der Post und der Telekom. Alleine das schöne Berliner Haus, in dessen Keller Schätze wie die blaue und rote Mauritius oder das erste Telefon von Philipp Reis begeistern, hatte im letzten Jahr 130 000 Besucher – und eine Vielzahl bedeutender Veranstaltungen.

Der Weg zu dieser Aufgabe war für die sportlich und kulturell schon immer interessierte wohlbehütete Tochter eines Branddirektors nicht eben geradlinig. Mit 13 Jahren hat sie eine Schneiderlehre begonnen, nach drei Jahren abgeschlossen und später auf dem zweiten Bildungsweg ihr Fachabitur gemacht. Daneben hat sie in der Stadtverwaltung in verschiedenen Sachgebieten gearbeitet, unter anderem in der Stadtbibliothek. 1974 begann sie ihr Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Uni in Bochum, begleitet von vielen Reisen – auch als Reiseleiterin. Italienisch und Philosophie kamen als weitere Fächer hinzu. Bei Max Imdahl war sie dann Assistentin und promovierte auch bei ihm. Nach einem kurzen Projekt zum Thema Kunst am Bau in Oberhausen kam dann der erste große Schritt ins Reich der Museen als Gründungsdirektorin des Historischen Museums Saar im Böhm-Neubau im Saarbrücker Schloss. 13 aufregende, herausfordernde Jahre war sie dort, in denen sie das Haus kräftig ausbaute und ihren heutigen Lebensgefährten fand. Den von ihr durchgesetzten aufwendigen Verbindungsgang unter dem Schlossplatz nennt man dort „Liesels Blaumilchkanal“.

Jetzt freut sich die „unheimlich neugierige“, standhafte und ansteckend fröhliche Frau auf die nächsten Jahre, für die sie eine Reihe hochinteressanter neuer Ausstellungen vorbereitet. Denn die Besucherzahl des Hauses kann ruhig noch weiter ansteigen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Lieselotte Kugler (57)

ist die Direktorin des Museums für Kommunikation in Berlin. Als Kuratorin ist sie auch für die Schwesterhäuser in Hamburg, Frankfurt und Nürnberg zuständig.

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