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HEIK AFHELDT trifft …: Musikmanager Tim Renner

Nach einem etwas mühsamen Aufstieg ins 6. Stockwerk eines alten Gewerbebaus an der Brunnenstraße empfängt einen ein modernes großes Loft mit vielen jungen Leuten an ihren Pulten, einem grandiosen Blick über die Stadt und ein schlanker, wohlgebräunter und gut gelaunter Mann, blonde Mähne und Koteletten, gelbes T-Shirt unter einem dunklen Anzug.

Nach einem etwas mühsamen Aufstieg ins 6. Stockwerk eines alten Gewerbebaus an der Brunnenstraße empfängt einen ein modernes großes Loft mit vielen jungen Leuten an ihren Pulten, einem grandiosen Blick über die Stadt und ein schlanker, wohlgebräunter und gut gelaunter Mann, blonde Mähne und Koteletten, gelbes T-Shirt unter einem dunklen Anzug. So muss Tom Sawyer ausgesehen haben als junger Mann, verschmitzt und unternehmungslustig: Tim Renner, Musikproduzent, Journalist, Autor sowie Inhaber – mit seiner Frau – und Geschäftsführer der Motor Entertainment GmbH.

Sechs Jahre war er an der Spitze der berühmten Universal Music Deutschland, erst als „President Music“, dann als CEO und Chairman und dabei, als der Branchenriese von Hamburg nach Berlin umzog. Aber dann war der Musikmacher mit der Strategie der obersten Herren nicht mehr in bester Harmonie. Er schied aus und beschrieb 2004 seine Vision der Zukunft der Medienindustrie im Buch „Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm“. Nach einer Reise-Auszeit begann er mit dem Ausbau einer ganzen Gruppe von Medienfirmen unter seinem alten Label Motor, mit den Radiosendern Motor FM in Berlin und Stuttgart, einem Musikverlag, diversen Labels, einer Booking- und Managementagentur und dem Sender Motor TV. Das ganze Wertschöpfungscluster um die Musik in einer Hand. Das sei das richtige Konzept und dazu ein größerer Anteil nationaler Titel. Heute beschäftigen sie so an die 30 Leute und erreichen siebenstellige Umsätze.

Mit Musik war der gebürtige Wilmersdorfer, der mit seinen Eltern mit sieben Jahren in den gutbürgerlichen Hamburger Vorort Poppenbüttel zog, schon früh „verbandelt“. Im Radio hörte er die Neue Deutsche Welle, seine Band zu Schulzeiten hieß „Quälende Geräusche“. Provozieren wollte der damals eher brav aussehende Junge immer, als Punk oder mit seinen Auftritten, aber irgendwie ging es immer in die Hose. Seine zerrissenen Jeans wollte die Mutter ihm noch zusätzlich bleichen, wie man es eben trug.

Mit seinen kleinen Labels kam er groß raus. Mit 15 hatte er eine Radiosendung, landete bei NDR 2 und fühlte sich nach dem Abitur als allererstes Nachwuchstalent. Völlig unerwartet traf ihn die Absage der Gruner+Jahr-Journalistenschule. Also ein Semester Germanistik in Hamburg, dann Zivildienst. Daneben eine Presseagentur für Stadtmagazine, Musiktexte für Stern und Playboy und ab 1986 bei Polydor. Die Berliner Band Element of Crime war sein erster Erfolg. Dort blieb er kleben, hatte mit 23 seine eigene Abteilung, mit 29 sein Label Motor Music und internationale Erfolge mit Techno. Auch Rammstein liefen in den USA bestens.

In Berlin wohnen Renner und seine Frau mit ihren beiden Kindern am Olivaer Platz, und von dort radelt der „Musikindustrielle“ täglich ins Büro. Die Stadt ist für ihn der ideale Standort, weil hier die Künstler sind und die Mieten noch so angenehm niedrig.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Tim Renner (43)

ist Inhaber und Geschäftsführer der Motor Entertainment GmbH und einer von 100 „Global Leaders for Tomorrow“ des World Economic Forum (Genf/Davos)

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